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Handle umsichtig!

Glitzernder Raureif, spiegelnd vereiste Seen, Eiszapfen, weite Schneeflächen: Der Winter ist eine besonders romantische Jahreszeit, auch und gerade in den Bergen. Doch Kälte, kurze Tage und vor allem die Lawinengefahr machen ihn für Bergsportler*innen auch besonders heikel. Mit der richtigen Einstellung, Wissen und einigen guten Tipps kann man seine vielfältigen Erlebnismöglichkeiten genießen.

Wintersport ohne Schnee

Nicht nur in Zeiten des Klimawandels und nicht nur im norddeutschen Tiefland oder der Rheinebene liegt nicht im ganzen Winter überall Schnee. Auch in alpinen Tallagen gibt es schneefreie Zeiten und Zonen, in denen man (fast) wie im Sommer unterwegs sein kann.

Was kann ich tun?

  • Wandern, Radeln, Joggen, Nordic Walking sind, wenn kein (oder nicht allzuviel) Schnee liegt, auch im Winter möglich. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn die Temperaturen unter Null liegen: Dann kann es rutschig werden; auch ohne Niederschlag kann nächtlicher Tau als Reif Straßen und Wege glatt machen und im Schatten auch tagsüber erhalten bleiben.

Worauf ist zu achten? (generell bei allen Winterunternehmungen)

  • Nicht ins Schwitzen kommen! Langsam starten, nach dem Warmlaufen warme Kleidung ausziehen. Während der Pausen warme Kleidung anziehen, bei längerer Pause evtl. verschwitzte Unterkleidung wechseln.
  • Schatten und Nebel machen Kälte noch kälter! Schon eine Wolke vor der Sonne kann den Unterschied machen - und Wind verschärft alles noch einmal. Daran sollte man bei der Tourenplanung und Pausenplanung unbedingt denken!
  • Kurze Tage = klarer Zeitplan: Morgens ist es kalt, am Nachmittag droht die Dämmerung (und wieder Kälte). Das Zeitfenster ist klein und legt kürzere Touren nahe – oder Leidensbereitschaft und angemessene Ausrüstung. Auch die Zeitpuffer für Unvorhergesehenes sind knapper. Zurückhaltende Planung und ständige Kontrolle der Etappenzeiten sind im Winter besonders wichtig. Zumal da bei Dämmerung und Nacht Tiere besonders störempfindlich sind.
 

Wintersport mit Schnee

Schnee bedeutet für winterliche Aktivitäten Probleme und Chancen zugleich: Schnee kann tief sein und mühsam zu spuren, oder hartgefroren, eisig und rutschig. Oder als Bruchharsch unerwartet durchbrechen. Bestehende Spuren werden schnell ausgetreten und eisig glatt, was in steilem Gelände Absturzgefahr bedeuten kann. Wege sind oft flächig verschneit und schwierig oder nicht zu erkennen. Andererseits eröffnet gerade dies eine große Freiheit: Auf einer tragenden Schneedecke sind andere Anstiegslinien möglich als im Sommer, und vor allem mit Ski oder Snowboard ist die Abfahrt oft ein Höhepunkt.

 

Aktivitäten für den Schnee

  • Winterwandern: Viele Gemeinden räumen, planieren oder streuen talnahe Spazier- und Wanderwege, die Ausflüge an der frischen Winterluft ermöglichen. Auch viele beliebte Wanderwege – in den Alpen wie im Mittelgebirge – sind im Winter regelmäßig gespurt; trotzdem sollten die Schuhe etwas fester und grober profiliert sein, Gamaschen schützen gegen schienbeinhohen Schnee. Da hartgetretene Wege in der Wintersonne gerne vereisen, können leichte Steigeisen (Grödel, Snowline Spikes) nützlich sein.
  • Rodeln: Der nachgezogene Schlitten oder am Rucksack mitgetragene Zipfelbob verkürzt und würzt den Weg nach unten. Manche Gemeinden oder Hütten pflegen offizielle Rodelbahnen. Materialtipps: Der "Ruckxbob" dient beim Aufstieg als Rucksack und bietet mehr Fahrkomfort; die "SnowBraker" versprechen Lenk- und Bremsbarkeit auch in steilerem, freiem Gelände und werden beim Aufstieg hinterhergezogen.

 

  • Schneeschuhwandern: Schneeschuhe vermindern das Einsinken in tiefem weichem Schnee; wenn wenig liegt, kommen sie an den Rucksack. So erweitern Wandernde ihren Tourenradius ins freie Gelände – wo dann auf Lawinen und Wildtiere besonders zu achten ist. Zum Reinschnuppern kann man Verleihangebote nutzen und auf einer geführten Wanderung dabei sein. Und das Abwärts wird mit Geländerodeln (s.o.) besonders lustig.
  • Snowboardtouren: Auf der Piste und daneben bietet das Snowboard ein eigenes Fahrgefühl; vor allem bei schwierigeren Schneearten trägt es oft noch gut. Im Tourengelände (Achtung Lawinen!) lautet die Frage: Wie meistert man den Anstieg? Splitboards kann man zerlegen, wie mit Tourenski aufsteigen und sie oben wieder zusammensetzen. Oder man trägt das Brett komplett am Rucksack und steigt mit Schneeschuhen oder ganz leichten kurzen Tourenskiern auf.
  • Skitouren: Aus eigener Kraft aufsteigen, Abfahrtsgenuss in Pulver oder Firn – für viele sind Skitouren die Königsdisziplin im Bergsport. Da der Schnee nicht immer gut ist, lohnt es sich, im Freeridegelände Erfahrung zu sammeln. Für die ersten Aufstiege kann man lawinengesicherte Skipisten (Infos zu Pistentouren) nutzen. Nachteil: Da man sich am Pistenrand halten muss, kann man keine ökonomische Spur anlegen. Das lernt man besser auf vielbegangenen Moderouten, indem man sich dort von den nicht immer guten Spuren freimacht und seinen eigenen Weg wählt. Anspruch und Komplexität beim Skitourengehen sind nach oben offen.
  • Winterbergsteigen: Diese Expert*innendisziplin setzt in jeder Hinsicht neue Maßstäbe: Gefahrenpotenzial, Komplexität, Schwierigkeit. Aufs Eis- und Mixedklettern oder Begehen von großen Wänden und Graten im Winter sollte sich nur einlassen, wer genau weiß was er macht – oder mit Erfahrenen oder Bergschulen unterwegs ist.
 

Tipps zur Planung und auf Tour

  • Gut informieren: Die Schnee- und Lawinenverhältnisse sind entscheidend für Durchführbarkeit und Risikopotenzial bei allen winterlichen Unternehmungen. Eine tiefgreifende Information liefert der Lawinenlagebericht (lawinen.org); ihn vor der Tour abzurufen, ist für alle Aktionen im freien Gelände Pflicht. Rückschlüsse über Gefrieren oder Tauen erlaubt der Wetterbericht, Webcam zeigen die Schneelage vor Ort. Und auf einigen Touren-Plattformen findet man Berichte über aktuelle Verhältnisse (alpenvereinaktiv.com, gipfelbuch.ch, bergsteigen.at).
  • Gekonnt orientieren: Auf das gepflegte Wegenetz der Alpenvereine darf man sich im Winter nicht verlassen. Manche Wege mögen gespurt sein, die meisten sind es nicht. Eine gute Landkarte, mit der man kompetent umgehen kann, gehört im Winter prinzipiell mit auf Tour. Auch Skitouren sind nicht immer gespurt, vor allem nach starken Schneefällen. Besondere Vorsicht ist bei der Abfahrt angesagt: Fremde Spuren führen nicht immer zum eigenen Ausgangspunkt zurück – aufpassen und in der Karte checken!
 

  • Langsam steigern: Was im Sommer gilt, stimmt im kalten Winter erst recht: Wer nicht schon Erfahrung im Bergsport hat, sollte mit kleinen Touren anfangen und sich seinen „Spielplatz“ geduldig erarbeiten. Aber auch „alte Hasen“ tun gut daran, die ersten Touren der Saison im deutlich grünen Bereich anzusiedeln.
  • Flexibel reagieren: Eine fixe Idee durchsetzen wollen, den Berg bezwingen: Das führt im Winter noch schneller als im Sommer zu Problemen. Also: Schon in der Planung Szenarien durchdenken und alternative Optionen zurechtlegen. Bei der Anfahrt und unterwegs die Wachsamkeit hochhalten und Gefahrensignale wahrnehmen. Und immer wieder an Checkpunkten prüfen, ob Verhältnisse, Fitness und Zeit noch passen – andernfalls besser frühzeitig auf Plan B oder C ausweichen.

 

 

Ausrüstung: Basic und spezifisch

Zur Standard-Ausrüstung für die kalte Jahreszeit zählt warme, winddichte Überbekleidung, ein trockenes T-Shirt (gerne auch zusätzlich in Plastiktüte geschützt), Mütze und Handschuhe (samt Ersatzpaar, wenn eines feucht wird). Zum Sonnenschutz wegen der starken Reflexion auf Schnee dienen Brille und Creme. Die Stirnlampe hilft beim Weg durch die Dunkelheit, falls man doch mal zu spät dran ist; Biwaksack und Rettungsdecke halten warm, wenn man den Weg gar nicht mehr findet, oder bei Verletzung. Und für alle Ausflüge ins ungesicherte freie Schneegelände gehört die Lawinen-Notfallausrüstung (s.u.) ins Gepäck – samt Bedienungskompetenz.

 

Zusatzausrüstung, je nach Disziplin:

  • Wandern: Leichte Steigeisen (Spikes, Grödel), Wanderstöcke
  • Skitour: Tourenski, -schuh und -bindung, Felle, evtl. Skiwachs und Reparaturzeug, evtl. Helm für die Abfahrt (vor allem bei wenig Schnee)
  • Winterbergsteigen: Spezialausrüstung für Experten, je nach Disziplin und Ziel
 

Planung: Fokus auf Gruppe und Bedingungen

Der erste und wichtigste Faktor jeder Tourenplanung ist eine ehrliche Selbsteinschätzung: Was kann ich, wie bin ich aktuell drauf, was will ich erleben? Über diese Fragen sollte man sich auch als Team klar sein.

 

Danach kann man ein angemessenes Ziel auswählen. Schwierigkeit und konditioneller Anspruch sollten auch unter den gegebenen winterlichen Verhältnissen und bei der angesagten Wetterentwicklung im Bereich der Leistungsfähigkeit und Leidensbereitschaft liegen.

 

Strategien und Tools wie die DAV-Snowcard erlauben die Risikoabschätzung, ob die Tour bei der gegebenen Lawinenlage prinzipiell in Frage kommt. Der Hangneigungslayer zum Beispiel bei der DAV-Tourenplattform alpenvereinaktiv.com zeigt durch verschiedene Farben auf der Karte an, wie steil die Hangpartien sind.

 

Im Zeitplan werden die Gehzeiten für die einzelnen Tourenabschnitte berechnet; großzügige Puffer für unerwartet schwierige Verhältnisse (Spuren im Tiefschnee) und Rüstzeiten (Auf- und Abfellen) stellen sicher, dass man nicht in die Dämmerung kommt.

 

Aus Führern und Karte sieht man die Schlüsselstellen der Tour – in punkto Schwierigkeit und Gefahrenpotenzial. Mit genügend Abstand dazu lokalisiert man „Checkpunkte“, wo man vor Ort die Machbarkeit einschätzt – und überlegt sich attraktive Alternativen (Plan B, C, …), die dann ein „Nein Danke!“ nicht als Verlust empfinden lassen.

 

Lawinen: Arten, Auslösung, Strategien

Einige Kernsätze zum Thema

  • Über 90 Prozent der Lawinentoten haben „ihre“ Lawine selber ausgelöst oder waren zumindest Teil der auslösenden Gruppe.
  • Die meisten tödlichen Lawinenunfälle gehen auf „Schneebretter“ zurück: gebundene Schichten in der Schneedecke, die auf einer Schwachschicht großflächig abrutschen, wenn sie ausgelöst werden.
  • Bei Warnstufe 3 (Erheblich) des Lawinenlageberichts passieren rund zwei Drittel der tödlichen Unfälle. Aber auch Stufe 2 (Mäßig) darf man nicht unterschätzen: ein Drittel der tödlichen Unfälle geschehen hier. Je steiler ein Hang, desto lawinengefährlicher ist er prinzipiell.
  • Lawinengefahr ist Lebensgefahr und eine Zeitfrage: Rund die Hälfte der komplett Verschütteten (Kopf im Schnee) sterben; schon nach 15 Minuten ist jeder Zweite tot.
  • Lawinen sind nicht Schicksal, sondern können durch Information, Planung und defensives Verhalten weitgehend vermieden werden – auch wenn ein Restrisiko immer bleibt.
 

Was also tun?

  • Vor jeder Unternehmung im freien Gelände den aktuellen Lawinenlagebericht verarbeiten. "Freies Gelände" ist in der Regel jede Zone, die nicht überwacht wird – also im Grunde alles außer Skigebiete, Skirouten (sind überwacht, aber nicht präpariert), gespurte Loipen und eigens angelegte Winterwanderwege.
  • Tourenauswahl samt Alternativen passend zu den Informationen des Lawinenlageberichts. Dabei helfen Strategien und Tools wie das System DAV-Snowcard.
  • Während der Tour auf Alarmzeichen achten und bei Auftreten umdrehen. Alarmzeichen können sein: Lawinenauslösungen in anderen Hängen, Risse oder Setzungen beim Betreten der Schneedecke, dumpf dröhnende "Wumm"-Geräusche beim Betreten der Schneedecke oder eine stark durchnässte Schneedecke;
  • Den Gebrauch der Notfallausrüstung (LVS-Gerät, Sonde, Schaufel) lernen und trainieren; vor der Saison Funktionsfähigkeit checken; auf jede Tour im freien Gelände mitnehmen; LVS-Gerät am Startpunkt einschalten und checken.
  • Lawinen-Airbags vermindern, wenn man sie rechtzeitig auslöst, die Gefahr einer Komplettverschüttung, aber nicht von Absturz und Anprall. Und man kann mit ihnen nicht anderen Verschütteten helfen. Sie sind also höchstens zusätzlich zu empfehlen.
 

Geht das auch einfacher?

Nur bedingt: Lawinen sind eine ernstzunehmende Gefahr. Der DAV empfiehlt, sich bei einem Lawinenkurs mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dort lernt man auch, wie man mit der Notfallausrüstung richtig umgeht. 

 

Wer seine Touren nur anhand der herrschenden Lawinenwarnstufe planen möchte, dem hilft folgende Faustformel:

 

  • Stufe 1 & 2: Laut Führerliteratur oder Internetportalen häufig begangene "Modetouren" wählen, die bereits stark verspurt sind (Anhaltspunkt: es ist nicht möglich, noch eine eigene Spur im Hang zu ziehen) und sich hier an den Spurbereich halten. Ausreichende Sicht und Orientierungskenntnisse müssen zudem vorhanden sein.
  • Stufe 3: Besser eine Pistenskitour gehen und sich im gesicherten Raum bewegen.
  • Stufe 4 & 5: Keine Aktivitäten abseits geöffneter Pisten, wobei sich bei diesen Gefahrenstufen bereits die Anreise als schwierig herausstellen dürfte.
 

So geht das: Lawinenlagebericht richtig lesen!

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Grundlegende Sicherheitspflicht vor jeder Ski- oder Schneeschuhtour abseits von Pisten und Wegen ist, den aktuellen Lawinenlagebericht (LLB) abzurufen und aufzuarbeiten. Denn: Lesen allein reicht nicht! Man muss die wichtigen Informationen rausfiltern, um sie in die Planung zuhause und in die Entscheidungen im Gelände mit einzubeziehen. hr.first-paragraph-separator { display: none !important; }  

Ich packe meinen Rucksack im Winter und nehme mit...

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Er ist kalt, glatt, nass, hin und wieder sonnig und manchmal schneit es auch – der Winter in Deutschland. Gerade bei so einem Wetter ist es wichtig, die richtige Ausrüstung beim Wintersport dabei zu haben. Damit ihr sicher und gut durch die Wintersaison kommt, haben wir mit Unterstützung unseres Partners Globetrotter eine Packliste mit den notwendigen Ausrüstungsteilen zusammengestellt. Die nachfolgende Check-Liste ist eine gute Grundlage für eure Wintertour, auch wenn sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt: Je nach Art, Dauer und Länge der Tour ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an Material und Sportler*in.    

Schneearten und Lawinenprobleme

Typische Muster und deren Gefahren

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Neuschnee, Triebschnee, Altschnee, Nassschnee, Gleitschnee: Diese Schneearten deuten auf unterschiedliche Lawinenprobleme hin. Wer den Lawinenlagebericht richtig verstehen will, sollte sich über diese typischen Muster informieren.

Wie funktioniert die DAV SnowCard?

Funktionen kurz erklärt

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Die DAV SnowCard ist ein Hilfsmittel für einen schnellen und einfachen Risiko-Check zur Lawinengefahr und hilft, lawinenbezogene Informationen bei der Tourenplanung und im Gelände zu strukturieren. Die DAV SnowCard bietet folgende Funktionen: grün-gelb-rote Risiko-Grafiken (durch Schwenken des Prismabildes sichtbar) für ungünstige Bereiche nach Lawinenlagebericht (LLB) und günstige Bereiche nach LLB Hangneigungsmesser: Skala zum Messen der Steilheit im Hang Skala zum Ablesen der maximalen Hangneigung in Grad Bohrung für die Aufhängung des Hangneigungsmessers (Pendel) Skala von vier der fünf Gefahrenstufen im Lawinenlagebericht (Europäische Gefahrenskala). Bei Gefahrenstufe 5 (=sehr große Lawinengefahr) sind keine Unternehmungen mehr möglich. Deshalb wird sie hier nicht aufgeführt.  

Lawinenlagebericht

Alle wichtigen Links

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Diese Liste gibt eine Übersicht über alle Lawinenwarndienste im Alpenraum. Per Klick auf den Namen geht es zum jeweiligen Lawinenlagebericht.   Hier geht's zum Bergwetter.