Das Problem: Gewitter entstehen in den Bergen häufig sehr lokal und sind oft nicht genau vorhersehbar. So kannst du selbst bei sorgfältigster Tourenplanung und stetiger Wetterbeobachtung in ein Gewitter geraten.
Folgende Verhaltensregeln solltest du berücksichtigen, um nicht in ein Gewitter zu kommen, oder die Gefahren im Fall der Fälle so gering wie möglich zu halten:
Früh aufbrechen, Notabstieg einplanen
Während der Tour ist eine regelmäßige Wetterbeobachtung wichtig. Die Gewittergefahr steigt im Tagesverlauf an. Insbesondere zwischen Mai und August ist die Gewittergefahr besonders groß und es gibt eine hohe Neigung zu nachmittäglichen Wärmegewittern. Bei unsicheren Wetterbedingungen sollte man schon bei der Tourenvorbereitung einen möglichen Schutz (Almen, Hütten, ...) oder einen Notabstieg einplanen und die Tour möglichst früh beginnen. In der Regel empfiehlt sich, bereits am frühen Mittag das Gipfelziel erreicht zu haben.
Was du meiden solltest
Wenn während der Tour doch ein Gewitter anrückt, sollten einige möglicherweise als „sinnvoll“ erscheinende Stellen NICHT zum Schutz nicht aufgesucht werden:
Unsicher sind Waldränder und frei stehende Bäume. In diesem Zusammenhang ist auch dem Spruch: „Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen!" nicht zu vertrauen.
Nischen in und unter frei stehenden Felsblöcken sind zu meiden.
Ebenso wenig ist ein Zelt bei einem Gewitter ein sicherer Aufenthaltsort.
Schleunigst verlassen solltest du auch ausgesetzte Grate und Erhebungen wie Gipfelkreuze und Felstürme.
Außerdem musst du dich im Falle eines Gewitters von allen wasserführenden Bereichen fernhalten.
Darüber hinaus alle metallenen Ausrüstungsgegenstände wie Eispickel und Steigeisen mit ausreichend Abstand deponieren.
Ebenfalls sollte man bei einem Gewitter den Abstand zwischen den Tourenpartner*innen zu vergrößern.
Und ganz wichtig: Raus aus Klettersteigen und versicherten Passagen!
Wo du Schutz findest
Ein Gewitter in den Bergen kann überall gefährlich werden.
Statt am Waldrand sollte man sich im Fall der Fälle mitten im Wald aufhalten.
Auch Mulden von Bergwiesen sind etwas sicherer.
Felshöhlen bieten Schutz, dort sollte man aber mindestens 1,5 Meter Abstand zur Felswand halten.
Erste Wahl, sofern möglich: eine Schutzhütte, möglichst mit ausreichender Blitzschutzanlage.
Wissen, Vorbereitung & Unterkühlungsschutz
Ein gesundes Verständnis für Wetterlagen und Unwettergefahren ist die Grundlage jeder guten Tour. Auch bei scheinbar stabilem Wetter können plötzlich Wärmegewitter mit Starkregen oder Kälte auftreten. Plane deine Touren so, dass du flexibel reagieren und im Zweifelsfall umkehren kannst.
Ein unterschätzter Risikofaktor ist die Unterkühlung: Nasse Kleidung und sinkende Temperaturen können für den Körper gefährlich werden. Im schlimmsten Fall fehlt dann die Kraft, Schutz zu suchen und die Tour fortzuführen. Eine wasserdichte Regenjacke und ein Biwaksack oder eine Notfallplane sollten deshalb immer im Rucksack sein. Selbst ein kurzer Aufenthalt im Starkregen kann schnell zu Auskühlung führen – schlechte Sicht, Nässe und Kälte steigern außerdem die Gefahr und den Stress auf den Abstiegswegen.
Schutzposition einnehmen
Kommt es ganz dicke und das Gewitter ist förmlich über einem im Freien, empfiehlt es sich, eine Schutzposition einzunehmen: Dazu kauerst du dich mit geschlossenen und angezogenen Beinen am besten auf eine isolierende Unterlage (wie einen trockenen Rucksack oder ein Kletterseil). Je weniger Kontaktfläche zum Boden besteht, desto geringer ist die Gefahr von sogenannten Kriechströmen.
Das Allerwichtigste, egal was passiert: Ruhe bewahren!
Wie erkennst du ein aufkommendes Gewitter?
Wenn du in den Bergen unterwegs bist und turmartig oder Amboss-förmig aufgebaute Wolken aufziehen, der Wind auffrischt und/oder du elektrische Ladungen, also ein Surren in der Luft wahrnimmst, ist es höchste Zeit, dich und deine Begleitung in Sicherheit zu bringen. Generell sagt die Wolkenbildung viel über die Gewitterneigung: Wenn aus anfangs kleinen Haufen- oder Schönwetterwolken rasch immer größer werdende Quellwolken und Wolkentürme werden, wird es sehr wahrscheinlich bald ein Gewitter geben. Um die Entfernung in Kilometern zu ermitteln, nutzt man die Faustregel: Die Sekunden zwischen Blitz und Donner zählen und diese durch drei dividieren. Beispiel: Beträgt die Zeitspanne zwischen Blitz und Donner zehn Sekunden, ist das Gewitterzentrum nur noch rund drei Kilometer entfernt. Dann ist es aller höchste Zeit, Schutz zu suchen!
Wichtig zu wissen:

Wie funktioniert das?
So entsteht ein Wärmegewitter
Windböen, Lichtblitze, ein Krachen. Und das im Klettersteig? Der Horror! Damit es nicht so kommt, hilft es zu verstehen, wie ein Wärmegewitter funktioniert.

So geht das
Tourenplanung in Zeiten von Sommergewittern
Damit es auf Tour keine Tragödie gibt, müssen Tourenwahl, -länge und -schwierigkeit gut auf Wetterverlauf und -prognose abgestimmt sein.

Meteorologie
Das Alpenwetter & die Wetterküche Alpen
Das Wetter. – Oft belächeltes Smalltalk-Thema. Bei genauerem Betrachten jedoch faszinierend. Und: im Bergsport spielt es eine große Rolle beim Erleben einer Tour.

Fit werden: Tourenplanung & Unfallprävention
Der DAV-BergwanderCheck
Mit dem BergwanderCheck hat der DAV ein Tool entwickelt, das hilft, beim Bergwandern noch sicherer unterwegs zu sein.
Folgende zwei Gewittertypen solltest du kennen:
Frontgewitter, die mit einer Kaltfront (und evtl. folgendem Wettersturz) auftreten. Sie verlaufen meist recht eindeutig, sind somit gut vorhersehbar und treten recht großflächig auf.
Wärmegewitter hingegen treten vor allem in den warmen Monaten und während Schönwetterperioden auf, meist am Nachmittag. Je wärmer, desto mehr Wasserdampf befindet sich in der Luft und umso leichter können sich Gewitter entwickeln. Die Wahrscheinlichkeit von Wärmegewittern nimmt während einer Schönwetterperiode von Tag zu Tag weiter zu.