Mann mit rotem Kletterhelm und Rucksack macht ein Selfie in felsiger Berglandschaft mit blauem Himmel und entfernten Bergen im Hintergrund.
Als Ausbildungsreferent möchte Christoph andere mit seiner Begeisterung anstecken. Foto: Privat
Work-Life-Balance im Ehrenamt

Mach‘ nur so viel, wie Du willst

Christoph Klaus ist Ausbildungsreferent und Trainer bei der Sektion Pfaffenhofen-Asch. Seine Ehrenämter hat er aus Leidenschaft für die Berge übernommen. Stress ist für ihn nur selten ein Thema - in der Sektion arbeitet man nach der Devise: Gib nur so viel, wie du magst.

Seit 2005 ist Christoph, 46 Jahre alt, ehrenamtlich aktiv bei der Sektion Pfaffenhofen-Asch. Das Bergsteigen hat er schon immer geliebt, auch das Fotografieren. Als der Vorsitzende der Sektion bei einer Präsentation seines Fotoclubs zu Gast war, begeisterte er sich für Christophs Bilder. Und fragte ihn direkt, ob er nicht Lust hätte, eine Ausbildung zu machen und Touren für andere Sektionsmitglieder zu führen? Mitglied beim DAV war Christoph schon lange - „wegen der Versicherung und so.“ Also, warum eigentlich nicht die Leidenschaft mit einem Ehrenamt verbinden? Klar, sagte Christoph, „aber nur unter einer Bedingung: Mein Zwillingsbruder muss auch die Ausbildung machen.“ Noch viel besser, freute sich der Vorsitzende.

Christoph führt eine Sektionsgruppe auf der "Spaghetti-Tour" in den Stubaier Alpen. Foto: Privat

Viele Mitglieder, zu wenig Trainer

Mit der Ausbildung war Christoph 2007 fertig und übernahm bald das Amt des Ausbildungsreferenten. Damals hatte die Sektion rund 1000 Mitglieder. Seit 2010 die Kletterhalle eröffnet wurde - Christoph half mit beim Bau - wuchs deren Zahl stark an, heute sind es fast 4000. „Das Ehrenamt ist aber nicht gleichermaßen gewachsen mit der Mitgliederzahl“, erzählt Christoph. Bei den geführten Touren gibt es deshalb fast immer Wartelisten. „In der Kletterhalle gibt es genügend Leute. Aber im Outdoor-Bereich sieht das schwierig aus.“

„Die heutige Generation will vielleicht lieber konsumieren, statt Verantwortung übernehmen.“

Als Ausbildungsreferent kümmert sich Christoph hauptsächlich um die Gewinnung von Nachwuchs. Ausbildungen im Bergsport durch schöne Bilder schmackhaft zu machen, das ist Christophs Strategie. Zu zeigen, „was ich für tolle Geschichten am Berg machen kann.“ Doch es sind zu wenige, die sich begeistern lassen: „Die heutige Generation will vielleicht lieber konsumieren, statt Verantwortung übernehmen.“ Und nicht nur der Zeitaufwand ist bei einer Ausbildung sehr hoch, auch der finanzielle ist nicht zu verachten. Die Sektion übernimmt zwar die Kosten für die Kurse, die Ausrüstung muss aber zum Beispiel selbst angeschafft werden.

Das Wichtigste: eine gute Zeit haben

Daneben ist er als Fachübungsleiter Bergsteigen und Trainer C Klettersteig tätig, gibt Kurse und führt Touren. Ihm macht am meisten Spaß, „mit Leuten unterwegs zu sein, die die gleiche Leidenschaft haben. Denen man noch was beibringen kann. Und vor allem, dass man eine gute Zeit miteinander hat.“ Letzteres ist auch den Teilnehmer*innen am wichtigsten. Und das habe sich geändert: „Vor 20 Jahren ging es vor allem darum, auf dem Gipfel zu stehen.“

Unverkennbar: Christophs Leidenschaft sind die Berge. Foto: Privat

Christoph führt an drei Wochenenden im Jahr Mitglieder ins Gebirge. Dazu kommen die Vorbereitungstreffen. Zusammen mit seiner Tätigkeit als Ausbildungsreferent sind es grob geschätzt 8 Stunden pro Monat fürs Ehrenamt. Damit kommt Christoph gut zurecht, trotz Beruf - er arbeitet bei einer Firma, die Präzisionsmessgeräte herstellt - und Familie: „Wir haben zwei Mädels, die Kleine ist drei, die Große acht. Da merkt man schon, dass die Zeit weniger wird.“

Leidenschaft fürs Ehrenamt

Natürlich gibt es auch im Ehrenamt mal stressige Momente. Zum Beispiel wenn man auf Tour unverhofft in schlechtes Wetter gerät. Oder auf einmal die Seilbahn nicht fährt, die man eingeplant hatte. „Aber Gott sei Dank, bei meinen Touren ist nie etwas Schlimmes passiert.“ Christoph ist von seinem Naturell her sowieso recht stressresistent. „Ich war zwölf Jahre bei der Bundeswehr. Da muss man damit umgehen können.“ Auf Platz eins der Wichtigkeitsskala steht bei ihm die Familie. Aber sein Ehrenamt kommt gleich dahinter. Weil Christoph seine Leidenschaft und das Ehrenamt so stark miteinander verbinden kann, hat er nicht das Gefühl, dass etwas in seinem Leben darunter leidet. „Ein Ehrenamt beim DAV ist vom Druck her etwas anderes als zum Beispiel bei der Feuerwehr. Bei uns machen alle nur das, was sie wirklich machen wollen.“ Und in der Sektion Pfaffenhofen-Asch wird ganz klar kommuniziert: „Gib nur so viel, wie du willst, es ist ein Ehrenamt.“ Und das funktioniert dort sehr gut.

Viel Erfahrung am Berg: Christoph führt als Fachübungsleiter Bergsteigen auch auf Hochtouren. Foto: Privat
"Bei einer Ausbildung kann sich viel von den Profis abschauen. Und auch mal Sachen ausprobieren, die einen Schwierigkeitsgrad höher liegen, die man privat nicht einfach so machen würde."

Aktuell leibäugelt Christoph mit einer Ausbildung zum Mountainbike-Trainer. Nicht nur, um das Tourenangebot der Sektion zu erweitern, sondern auch, „weil mir die Ausbildung unglaublich viel Spaß macht. Man kann sich viel von den Profis abschauen. Und auch mal Sachen ausprobieren, die einen Schwierigkeitsgrad höher liegen, die man privat nicht einfach so machen würde. Außerdem mag ich die Gruppendynamik!“

Learnings für die Work-Life-Balance im Ehrenamt

  1. Fürs Ehrenamt sollte man viel Leidenschaft mitbringen. Denn dann weiß man, wofür man es macht.

  2. „Mach nur so viel, wie du magst. Es ist ein Ehrenamt.“ Wird dieser Grundsatz im Verein gelebt, bist du vor großem Stress immer geschützt.

  3. Der Umgang mit Stress ist eine Schlüsselkompetenz. Wer lernt, gut im Beruf mit Stress umzugehen, hat es auch im Ehrenamt leichter.

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