Frau mit Brille, langärmligem hellblauem Oberteil und grauen Shorts sitzt auf einem großen Felsen, umgeben von grünen Bäumen in einem Wald.
Auch gern draußen am Fels: Eva Schupp am Ausstieg beim Klettern in der Steiermark. Foto: Privat
Work-Life-Balance im Ehrenamt

Gemeinsam ist’s schöner

Eva Schupp ist Klettertrainerin bei der Sektion Wasserburg und kümmert sich mit großem Engagement um den Nachwuchs. Wie managt sie ihr Ehrenamt neben Beruf und Familie? Welche Tipps hat sie für andere?

Eva ist auf vielen Ebenen aktiv: Zusammen mit einem Trainerkollegen leitet sie zwei Klettergruppen für Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 14 Jahren. Sie arbeitet im Jugendausschuss mit und unterstützt den Kletterreferenten der Sektion. Mit diesem hat Eva auch den Bau der Boulderhalle begleitet, wo sie nun den alljährlichen Wasserburger Bouldercup organisiert. Auch für eine Ganztagsklasse in der Grundschule führt sie Klettertrainings durch. Damit nicht genug: Einmal wöchentlich betreut sie einen Klettertreff für Erwachsene: „Hier komme ich dann auch selbst mal zum Klettern“, erzählt die 52-Jährige.

Das klingt nach viel. Neben der Familie – Eva hat zwei Töchter – arbeitet sie als Gartenbauingenieurin in einer Biogemüsegärtnerei in Teilzeit. Ist das alles zu managen? Ja, Eva hat eigentlich alles gut im Griff: „Es gibt Wochen, da ist viel los und manchmal checke ich in einer Woche nur 10 Minuten die Mails.“ Alles in allem schätzt sie ihren ehrenamtlichen Einsatz auf 8 Stunden im Monat. Da ist auch die Zeit eingerechnet, die sie auf Vorstandssitzungen verbringt, zu denen sie immer mal wieder eingeladen wird. „Also wenn die mich fragen und ich Zeit habe, dann helfe ich immer gern.“

Eva Schupp (ganz rechts) mit der Kinderklettergruppe am Fels. Foto: Privat

Immer mit der Ruhe

Klar, manchmal wird es viel. „Dann kommen etliche Anfragen von Eltern, die Interesse am Klettertraining haben. Ist das was für mein Kind? Wie komme ich an die Kletterwand, wie in die Boulderhalle? Die wollen alle schnelle Antworten, ich kann das ja verstehen.“ Aber Eva lässt sich nicht stressen. „Wenn ich eine E-Mail heute oder morgen nicht beantworte, dann vielleicht nächste Woche. Und wenn mir jemand sagt, hey, das muss schneller gehen, dann sage ich, schau mal, ich bin im Ehrenamt und wir sind eine kleine Sektion, es geht halt manchmal nicht anders.“ Richtig stressig war es allerdings, als die Boulderhalle gebaut wurde. „Da war einfach wahnsinnig viel zu organisieren. Aber dann muss man halt einfach eins nach dem anderen abarbeiten.“

Wenn jemand sagt, hey, das muss schneller gehen, dann sage ich, ich bin im Ehrenamt, es geht halt manchmal nicht anders.

Eva hat viel Erfahrung, sie ist schon seit 1999 ehrenamtlich aktiv. „Alles begann mit der Familiengruppe und dann kam immer wieder etwas Neues dazu“, erzählt sie. Ihren Trainerschein erwarb sie 2003, damals noch beim Sportverein in Bad Endorf. „Als ich meine beiden Kinder gekriegt habe und die ältere Tochter so 5, 6 Jahre alt war, habe ich gedacht: Das wäre doch schön, wenn es eine Klettergruppe gäbe.“ Im Jahr 2014 gründete sie diese dann bei der Sektion Wasserburg. Am Anfang waren die Eltern mit dabei. Aber es zeigte sich, dass es viel besser läuft, wenn die Kinder allein sind. „Sie sind dann entspannter, einfach mehr bei sich selbst.“ Das Kindertraining mag sie auch heute immer noch am liebsten. Zu sehen, wie die Kinder Freude an der Bewegung haben und Fortschritte machen. „Am Anfang sind sie noch unkoordiniert, aber nach einem Jahr sind sie richtig gut, können schon die ersten Knoten. Und die älteren können sich dann bald gegenseitig sichern.“

Siegerehrung beim Wasserburger Kinder-Bouldercup. Foto: Privat

Bei allem Einsatz für den Kletternachwuchs geht die eigene Familie immer vor. Und auch im Job kann sie nicht einfach sagen, heute komme ich mal nicht. Aber sie bemüht sich immer sehr darum, dass die Trainings stattfinden können. „Zur Not suche ich eine Vertretung. Dann muss halt jemand anderes einspringen. Diese Freiheit haben wir schon.“

Einfach mal was ausprobieren und schauen, ob es geht. Nicht gleich alleine voll durchstarten wollen. Sondern erst einmal etwas gemeinsam machen.

Schöne Begegnungen

Sie erlebt das Ehrenamt als große Bereicherung im Leben: „Weil ich einfach tolle Leute kennenlerne, schöne Begegnungen habe und wir eine gute Gemeinschaft sind bei uns im Verein. Ich habe viele Leute in meinem Freundeskreis dazugewonnen. Und man kann sich wirklich auf die anderen verlassen!“ Dinge gemeinsam zu gestalten ist Eva sehr wichtig. „Wir machen die Klettergruppe ja auch zu zweit, das macht unheimlich viel Spaß. Man hat dann vorher und nachher Zeit zum Reden. Und wenn etwas nicht geklappt hat, kann man gemeinsam eine Lösung suchen.“

Auch wer neu ins Ehrenamt möchte, sollte sich mit Gleichgesinnten zusammentun. „Einfach mal was ausprobieren und schauen, ob es geht. Nicht gleich alleine voll durchstarten wollen. Sondern erst einmal etwas gemeinsam machen.“ Und das muss auch nicht gleich der Vorstandsposten sein: „Ich glaube, es gibt ganz viele Möglichkeiten, wie man sich mit wenig Aufwand engagieren kann. Man muss ja nicht gleich eine wichtige Position einnehmen.“

Learnings für die Work-Life-Balance im Ehrenamt:

  1. Nicht stressen lassen. Man sollte akzeptieren, dass Vereinsprozesse mal langsamer laufen. Und den Leuten immer klarmachen: Ich mache das hier ehrenamtlich, es geht halt nicht schneller.

  2. Familie und Beruf gehen immer vor. Es sollte immer möglich sein, eine Vertretung zu finden, wenn es mal eng wird.

  3. Im Ehrenamt etwas gemeinsam zu machen hilft beim Start und macht viel mehr Spaß. Der Austausch ist auch sehr sinnvoll, wenn man besser werden möchte.

  4. Am Anfang sollte man klein anfangen, nicht gleich eine wichtige Position in der Sektion übernehmen.

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