Mensch in Wanderschuhen hält sich das schmerzende Knie
Hüft- und Kniegelenke sind am häufigsten von Arthrose betroffen – und können den Bergsport zur Qual machen. Foto: AdobeStock/Markus Bormann
Bergsport trotz Arthrose?

Wenn die Gelenke streiken...

Die Gelenke – wer spürt sie nicht nach einer langen Tour? Ist das nur Überlastung oder schon das erste Anzeichen einer Arthrose? Spätestens ab dem fünfzigsten Lebensjahr stellen sich viele diese Frage, denn die Diagnose Arthrose hat besonders für Bergsportfans einen bitteren Beigeschmack: Die gestiegenen Höhenmeter werden weniger, die erreichten Gipfel kleiner und die Tourenausbeute weniger spektakulär.

Der Begriff Arthrose kommt aus dem altgriechischen Wort arthron für Gelenk und der Endung -ose, die für Verschleiß steht. Laut Definition ist die Arthrose also ein Gelenkverschleiß, der das altersübliche Maß übersteigt. Etwa 17 Prozent der Erwachsenen leiden unter der Erkrankung, wobei Hüft- und Kniegelenke am häufigsten betroffen sind. Personen mit hoher körperlicher Belastung haben ein erhöhtes Risiko, dazu gehören zum Beispiel auch Profi-Bergführer*innen oder Expeditionsbergsteiger*innen. Für die Entstehung einer Arthrose kommen verschiedene Ursachen in Betracht. Eine dauerhafte Überbelastung der Gelenke durch extreme körperliche Beanspruchung oder Übergewicht begünstigt einen vorzeitigen Gelenkverschleiß. Bergsteigen kann durch das jahrelange Bergabgehen mit schwerem Rucksack zu einer Hüft- oder Kniearthrose führen. Ähnlich verhält es sich beim Bouldern durch das häufige Abspringen auf die Matte. Neben Überbelastung schädigt auch Unterbelastung durch Immobilisierung und Ruhigstellung den Knorpel. Weitere Ursachen für Arthrose sind angeborene oder erworbene Fehlstellungen, die zu einseitigen Überlastungen der Gelenke führen oder vorausgegangene Gelenkverletzungen wie Knochenbrüche oder Bänderrisse sowie entzündliche Gelenkerkrankungen wie Rheuma oder Gicht.

Die typischen, anfänglichen Symptome einer Arthrose sind Anlaufschmerzen zu Beginn einer Bewegung nach vorheriger Ruhephase oder Belastungsschmerzen. Im fortgeschrittenen Stadium kommen Ruhe- und Nachtschmerzen hinzu. Der Leidensdruck ist dabei sehr unterschiedlich: Manche können mit Arthrose im Anfangsstadium kaum gehen, andere sind mit Arthrose im Endstadium noch in den Westalpen unterwegs. Ein arthrotisches Gelenk zeigt meist eine eingeschränkte Beweglichkeit, bei einer aktivierten Arthrose treten Schwellungen und Ergüsse auf, die zu einer zusätzlichen Bewegungseinschränkung führen.

Arthrose wird üblicherweise in vier Schweregrade eingeteilt:

  • Grad 1: oberflächliche Knorpelschäden

  • Grad 2: tiefere Knorpelschäden

  • Grad 3: die Hälfte des Knorpels ist abgenutzt

  • Grad 4: vollständiger Knorpelverlust bis auf den Knochen

Diagnose und Therapie

Wenn anhaltende Gelenkbeschwerden auftreten, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Meist werden dabei klinisch Haltung und Statik untersucht, nach Entzündungszeichen geschaut sowie Stabilität und Beweglichkeit des betroffenen Gelenks geprüft. Die Devise in der Arthrosetherapie lautet: viel bewegen und wenig überlasten. Zu den geeigneten Sportarten zählen die meisten Ausdauersportarten. Radfahren, Mountainbiken und Schwimmen sind besonders gut, da die Gewichtsbelastung wegfällt. In den Bergen gilt die Empfehlung, bergab auf flachen Wegen mit Stöcken und leichtem Rucksack zu gehen. Eine Kniebandage gibt mehr Stabilität und verbessert die Koordination durch eine Vorspannung der Muskulatur. Nach längeren Belastungen hilft es, das Gelenk hoch- und kühlende Salbenverbände anzulegen. Bei schmerzhaften Schwellungen können schmerz- und entzündungshemmende Tabletten wie Ibuprofen und Diclofenac eingenommen werden. Auch Yoga- und Pilatesübungen tragen dazu bei, die verlorene Beweglichkeit und Spannung wieder zu erlangen.

Empfohlene Sportarten bei Arthrose

  • Radfahren und Mountainbiken

  • Schwimmen

  • Gehen und Walken

  • Yoga und Pilates

  • Skilanglauf und leichte Skitouren

  • Moderates Sportklettern

Ungünstige Sportarten bei Arthrose

  • Hallenballsport

  • Kontaktsport

  • Langstreckenlauf

  • Expeditionsbergsteigen

  • Pistenskilauf

Radfahren und Mountainbiken ist meist bis ins höhere Alter – und auch mit der Diagnose Arthrose – gut möglich. Foto: DAV/Chris Pfanzelt

Neben einem gesunden Körpergewicht sollten Arthrose-Patient*innen auf eine ausgewogene Ernährung mit Zufuhr von wichtigen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen achten. Nahrungsmittel mit einem hohen Gehalt an gesättigten Fettsäuren, Arachidonsäure und Harnsäure (fettes Fleisch, Wurstwaren, Alkohol und Nikotin) wirken sich eher ungünstig aus. Physiotherapie ist in allen Stadien der Arthrose wichtig. Eine gut trainierte Oberschenkelmuskulatur entlastet die Hüft- und Kniegelenke, indem Stöße besser abgefedert werden. Koordinations- und Gleichgewichtstraining, Manualtherapie oder Osteopathie können zur Besserung genauso beitragen wie der Einsatz von Wärme und Kälte.

In Deutschland wurde schon bei mehr als drei Millionen Menschen ein künstliches Gelenk eingebaut, Tendenz steigend. Wenn eine operative Therapie unumgänglich ist, gibt es zwei Methoden. Ein kleinerer Knorpeldefekt kann in einer gelenkerhaltenden Operation oftmals behoben werden. Bei einem großflächigen Knorpelverlust mit freiliegendem Knochen und einem entsprechenden Leidensdruck ist jedoch der Einbau einer Endoprothese angezeigt. Dabei werden die Gelenkflächen durch Metallimplantate und einen puffernden Zwischenteil aus Kunststoff ersetzt. Beim künstlichen Hüftgelenk zeigt die Gleitpaarung zwischen einem Keramikkopf und einem Kunststoff-Inlay den geringsten Abrieb. Mit einem künstlichen Hüft- oder Kniegelenk sollten alle gemäßigten Bergsportdisziplinen wieder möglich sein. Bei angepasster gelenkschonender Belastung sind also viele Bergsportdisziplinen bis ins höhere Alter möglich. Insgesamt bringt die regelmäßige sportliche Betätigung in der freien Natur einen positiven, lebensverlängernden Effekt.

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