Berghütte in alpiner Landschaft
Die Oberetteshütte in den Ötztaler Alpen. Foto: Martin Niedrist
Die Oberetteshütte

Logenplatz im Bergsteigerdorf Matsch in Südtirol

Die Oberetteshütte (2680 m) ist alpin gelegen und dennoch für bergerprobte Familien mit Kindern ab acht Jahren als Ausflugsziel geeignet. Die Abgeschiedenheit in den südwestlichen Ötztaler Alpen und die reizvolle Lage im inneren Matscher Tal tun das ihrige, um der Unterkunft eine besondere Attraktivität zu geben.

An der Vegetationsgrenze gelegen, bietet sich die Schutzhütte gleichermaßen als Ziel- und Ausgangspunkt für erlebnisreiche Wanderungen im Bergsteigerdorf Matsch an.

Eine besondere Anziehungskraft übt die Hochfläche der Saldurseen, die höchste Seengruppe Südtirols aus: Mehrere Hochgebirgsseen erstrecken sich auf einer Länge von knapp zwei Kilometern über eine zweifach abgestufte, von Blockschutt und Festgestein geprägte Landschaft. Je nach Lichteinfall und Wolkenstimmung entfaltet sich hier ein ganz besonderes Flair. Unterschätzen darf man diese Tour nicht, stabile Wetterverhältnisse und Trittsicherheit sollten gegeben sein.

Als Klassiker bietet sich die Gletscher-Hochtour auf die imposante Weisskugel (3739 m) am Alpenhauptkamm an. Mit der Saldurspitze (3433 m), Schwemser Spitze (3296 m), Oberettesspitze (3459 m) oder Valvelspitze (3359 m) stehen Gipfelstürmer*innen eine Reihe weiterer reizvoller Ziele zur Auswahl.

Auf Weg zur Weißkogel geht's vorbei an Gletschern. Foto: Karin Leiter

Schutzhütten-Kulinarik

Karin und Edwin Heinisch, die Wirtsleute der Oberetteshütte, legen großen Wert auf regionale und saisonale Produkte. Entsprechend schmackhaft sind die zubereiteten Gerichte, wie etwa die bekannten Oberettesnudeln. Eine Vielzahl von Erzeugnissen stammt von lokalen Lieferanten. Selbstgemachte Säfte wie Holunder-Melisse und Pfefferminz-Zitrone werden ebenso angeboten. Ganz im Sinne der auf Direktvermarktung und kurze Transportwege ausgerichteten Alpenvereins-Initiative So schmecken die Berge.

Die schon fast berühmten Oberettesnudeln. Foto: AVS/Karin Heinisch

Zustiege

Der Normalzustieg zur Oberetteshütte erfordert knappe 3 Stunden Gehzeit und beginnt im Matscher Talschluss bei den Glieshöfen. Die Glieshöfe sind mit Wandertaxi erreichbar.

Steinmandl auf den letzten Metern zur Oberetteshütte. Foto: Bettina Thöni

Übergänge vom und ins Schnalstal sind über das Bildstöckljoch möglich. Die gletscherfreie Anbindung des Langtauferer Tales über das Matscher Joch ermöglicht die Hüttenwanderung zur Weißkuglhütte.

An den Saldurseen. Foto: Huber Klaus

Ein Blick zurück

Die Oberetteshütte wurde von 1987 bis 1988 als letzte Schutzhütte im Bauprogramm des Alpenverein Südtirol errichtet, Namensgeber war der nahe Oberettesferner. Der Steinbau mit Satteldach entsteht unter maßgeblichem Engagement der Sektion Mals (heute Sektion Obervinschgau) und wird von der Ortsstelle Matsch betreut. Ein junges Gebäude ohne bewegte Historie? Mitnichten!

Bereits im Jahr 1880 fassen Mitglieder der alpenfernen Sektion Prag des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins den Plan, im hintersten Matscher Tal eine Hütte zu erbauen, 1883 wird sie als Carlsbader Hütte errichtet, dort wo heute die Oberettshütte steht. Das Bauwerk wird um 1900 erweitert, zwei Jahre später erhält das nunmehr großzügig ausgestattete Domizil den Namen Höllerhütte, um die Verdienste des wohlhabenden Förderers Franz Höller zu würdigen. Nach dem Ersten Weltkrieg fällt die Hütte an die Schutzhüttenkommission des CAI, erhält den Namen „Rifugio di Mazia“, nur um kurze Zeit später erneut Besitzer und Namen zu wechseln. Die CAI-Sektion Mailand verleiht ihr als Inhaber den Namen „Rifugio Maresciallo Armando Diaz.“ 1945 ist es schließlich ein Brand, durch den die Hütte zerstört wird. Die markanten Ruinenreste prägen den Standort für viele Jahre. Erst durch den Neubau der Oberetteshütte vor über 30 Jahren steht wieder ein bewirtschafteter Stützpunkt im hinteren Matscher Tal zur Verfügung.

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