Weisser Mauerpfeffer wächst an einem Fels.
Der Mauerpfeffer kann Wasser in den Blättern speichern. Foto: Steffen Reich/DAV
Überlebenskünstler in der Steilwand

Pflanzen am Fels

Felspflanzen sind wahre Überlebenskünstler: Sie müssen mit extremer Trockenheit und starken Temperaturschwankungen zurechtkommen. Werden sie beschädigt, brauchen sie viele Jahre, um sich wieder zu erholen. Oft sind Felspflanzen auch Relikte vergangener Zeiten und gesetzlich geschützt. Auf dem Weg zum Klettergarten und direkt am Fels findet man einige dieser Spezialisten. Eine Auswahl:

Felsen-Hungerblümchen

Der Name bezieht sich auf die Spezialisierung als „Hungerkünstler“ (auch Immergrünes Felsenblümchen, Draba aizoides). Felsstandorte bieten meist nur sehr wenig Bodenauflage und damit auch wenig Wasser und Nährstoffe für die Pflanzen. Wie viele andere Pflanzen der Mittelgebirgsfelsen ist auch das Felsen-Hungerblümchen ein Überbleibsel der letzten Eiszeit vor über 10.000 Jahren.

Schutz: Bewachsene Felsbereiche meiden.

Vorkommen: Sonnige, exponierte Kalkstandorte, Felsköpfe. Blütezeit Mai bis Juni. Immergrüne Polsterpflanze. Eiszeitrelikt, Rote Liste, gefährdet!

Relikt aus der Eiszeit – das Felsen-Hungerblümchen (Immergrünes Felsenblümchen). Foto: Steffen Reich

Pfingstnelke

Die Blätter sind mit einer Wachsschicht als Verdunstungsschutz überzogen. Nelken sind seit langer Zeit als Heilpflanze bei Magenproblemen und Fieber geschätzt.

Schutz: Bewachsene Felsköpfe, Bänder und Trockenrasenflächen nicht betreten!

Vorkommen: In trockenen Felsspalten, Trocken- und Halbtrockenrasen, Blütezeit Mai bis Juli. Rote Liste, gefährdet!

Blühende Pfingstnelke. Foto: Christine Schmutzler-Schaub/AdobeStock

Braunstieliger Streifenfarn

Häufiger und einprägsamer Felsbewohner. Farne sind entwicklungsgeschichtlich sehr alte Pflanzen, sie haben sich seit fast 400 Millionen Jahren kaum verändert. Die Streifenfarne an den Mittelgebirgsfelsen sind Eiszeitrelikte. Sie sind, wie andere Pflanzen des Hochgebirges auch, während der Kälteperiode aus den Alpen in das nördliche Flachland eingewandert. Aufgrund der Wiederbewaldung während der folgenden Erwärmung konnten sie nur auf den Felsen der Mittelgebirge überleben.

Schutz: Bewachsene Bereiche nicht ausputzen!

Vorkommen: Halbschattige Lagen in Felsspalten und auf Bändern.

Braunstieliger Streifenfarn. Foto: ON-Photography/AdobeStock

Bleicher Schwingel

Der Bleiche Schwingel (auch Blasser Schafschwingel) ist eine Pionierpflanze auf den Kalkfelsen der Mittelgebirge und eine Zeigerpflanze für sehr warme, trockene Standorte. Um sich den dortigen Bedingungen  anzupassen, hat das Gras eine spezielle Wuchsform entwickelt: die langen Blätter sind zu einer fast geschlossenen Röhre eingerollt. So liegen die Spaltöffnungen für den Gasaustausch in einem geschützen Mikroklima im Innenraum.

Schutz: Felsköpfe nicht betreten, Umlenker verwenden!

Vorkommen: Exponierte, magere Kalkstandorte, Felskopfbereiche.

Mauerpfeffer

Das Nonplusultra, was die Anpassung an extreme Bedingungen angeht. Der Mauerpfeffer kann Wasser in den Blätter speichern und seinen Gasaustausch auf die Nachtstunden verschieben. Er ist in sonnigen Felsbereichen relativ häufig. Die Larven des seltenen Apollofalters ernähren sich ausschließlich von den Blättern des Weißen Mauerpfeffers.

Schutz: Bewachsene Felsbereiche meiden. Felsköpfe nicht betreten.

Vorkommen: Stark besonnte Felsbereiche an Kalkfelsen.

Der Mauerpfeffer kann Wasser in den Blättern speichern. Foto: Steffen Reich/DAV

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