Portrait in schwarz-weiss von Hubert Weinzierl in festlichem Anzug.
Hubert Weinzierl im Jahr 2013. Foto: Toni Mader
Vorsitzender BUND, BN und DNR

Naturschutz aus Liebe: Zum Tod von Hubert Weinzierl

Er gilt als Pionier der Naturschutzbewegung in Deutschland: Hubert Weinzierl ist Mitte Juni 2025 verstorben. Er engagierte sich Zeit seines Lebens als Forstwissenschaftler, Umweltaktivist, Ökolandbauer, Naturphilosoph und Buchautor.

Der langjährige Vorsitzende von Bund Naturschutz in Bayern (BN, 1969-2002), Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND, 1983-1998) und Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR, 2000-2012) wurde 89 Jahre alt. Mit dem Tod von Hubert Weinzierl „verlieren wir einen Menschen, der mit Weitblick und Beharrlichkeit den Naturschutz in Deutschland über Jahrzehnte hinweg geprägt hat“, so Melanie Grimm, Vizepräsidentin des DAV und Mitglied im Präsidium des DNR.

Lebensgrundlagen erhalten

Hubert Weinzierl war ein Gestalter. Er setzte sich nicht nur gegen Umweltzerstörung ein, wie zum Beispiel bei den Protesten gegen die Atomkraft oder das Waldsterben, er war auch Wegbereiter für die Gründung des ersten deutschen Nationalparks im Bayerischen Wald 1970. Darüber hinaus war er ein Pionier für nachhaltige Lebensweisen, lange bevor Begriffe wie "Nachhaltigkeit" oder "Klimaschutz" Teil des öffentlichen Diskurses wurden. Schon in den 1970er Jahren sprach er von der Notwendigkeit, Ökologie, Ökonomie und soziale Gerechtigkeit miteinander zu denken. So sah er den Sinn und Zweck des Naturschutzes besonders darin, die Lebensgrundlagen für kommende Generationen zu erhalten. Aus dieser Motivation heraus initiierte er auch die Einrichtung des „Rates für Nachhaltige Entwicklung" der Bundesregierung und war von 2001 bis 2013 dessen Mitglied.

Gemeinsame Ziele

Der BUND und der Deutsche Alpenverein verfolgten in der Zeit des Vorsitzes von Hubert Weinzierl viele gemeinsame Ziele, sei es beim Klimaschutz oder beim Artenschutz. Beispielsweise werden früher entwickelte Schutzmaßnahmen für Biotope und felsbrütende Greifvögel wie Wanderfalke und Uhu an vielen Kletterfelsen bis heute in guter Zusammenarbeit umgesetzt. Eine intensive Kooperation beim Schutz der Alpen besteht seit langem mit dem BN, zum Beispiel bei der Rettung des Riedberger Horns.

Brücken bauen

Hubert Weinzierl verstand es, Brücken zu bauen – zwischen Aktivist*innen und Politiker*innen, Wissenschaft und Gesellschaft, Tradition und Wandel. Dabei war für ihn klar, dass man große Dinge nur in Zusammenarbeit mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bewegen kann. Naturschutz sah er nicht als eine Sache von Expert*innen oder Idealist*innen an, sondern als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Er verstand es, alle miteinander ins Gespräch zu bringen. Für sein Engagement wurde Hubert Weinzierl unter anderem das Bundesverdienstkreuz, der Bayerische Verdienstorden und die Bayerische Umweltmedaille verliehen.

In seiner Autobiografie mit dem Titel „Zwischen Hühnerstall und Reichstag“ drückt Hubert Weinzierl seine Motivation so aus: „Naturschutz ist eine Frage der Liebe.“ Sein großes Schaffen zeugte von dieser Liebe. Der Deutsche Alpenverein trauert um Hubert Weinzierl, dessen Stimme nicht nur im Naturschutz fehlen wird.

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