Doch bevor du dich hinter den nächsten Baum oder Felsen verziehst, solltest du dir über die Folgen für die Umwelt Gedanken machen. Denn das, was für uns Menschen ein kurzes Geschäft ist, kann für die Natur zu einem langwierigen Problem werden.
Warum „Leave no trace“ auch am Berg gilt
Die Infrastruktur einer Hütte oder eines öffentlichen Toilettenhäuschens ist am Berg zumeist Mangelware, mitunter über Stunden oder den ganzen Tag. Umso wichtiger ist es, sich an den wichtigsten Grundsatz zu halten: „Leave no trace“.
Das bedeutet: hinterlasse möglichst keine Spuren. Weder beim Wandern oder Klettern noch beim Geschäft in der Natur. Idealerweise packst du also alles, was du in die Berge mitbringst, auch wieder ein. Das gilt auch für Taschentücher, Toilettenpapier und andere Hygieneartikel und selbst für das Häufchen …
Die zweitbeste Alternative ist, das große Geschäft in einem mindestens zehn Zentimeter tiefen Loch zu vergraben; und zwar möglichst weit weg von Wegen und Wasserstellen. Alles andere – wie Taschentücher oder Toilettenpapier, etwaige Feuchttücher oder auch Tampons – sollte jedoch unbedingt wieder mitgenommen werden.
Hat man sich darüber noch keine Gedanken gemacht, mag das ungewohnt klingen. Doch es ist der beste Weg, die Natur zu schützen. Ganz gleich, ob beim kleinen oder beim großen Geschäft. Denn diese Dinge verrotten in der Natur nur sehr langsam und können das sensible Ökosystem im Gebirge nachhaltig stören.
Wie lange brauchen Hygieneartikel zum Verrotten?
Die Verrottungszeiten von Hygieneartikeln variieren je nach Material und Umweltbedingungen. Ein Überblick:
Taschentücher
Herkömmliche und auch recycelte Taschentücher bestehen vor allem aus Zellstoff in variabler Stärke. Hinzu kommen mitunter (künstliche) Duftstoffe oder Beschichtungen. Zwar ist der Einsatz von recyceltem Material umweltfreundlicher, doch auch hier bleibt der Abbau langwierig:
Wald/Voralpen: 3–6 Monate bis mehrere Jahre, je nach Feuchtigkeit und Temperatur.
Oberhalb der Baumgrenze/Hochalpen: bis zu 5 Jahre oder länger, da die Bedingungen für Mikroorganismen ungünstig sind.
Toilettenpapier
Toilettenpapier besteht aus Zellstoff, ggf. aus recyceltem Papier. Zusätzlich kann es mit Duftstoffen, Farbstoffen, Bleichmitteln oder anderen Zusätzen versehen sein. Einlagiges, ungebleichtes Toilettenpapier verrottet am schnellsten. Mehrlagiges, gebleichtes oder beschichtetes Papier sowie ungünstige Bedingungen (kalte, trockene Höhenlagen) verlängern die Zeit auf Monate bis Jahre.
Wald/Voralpen: Unter guten Bedingungen in wenigen Wochen.
Oberhalb der Baumgrenze/Hochalpen: Monate bis Jahre, da es zumeist kalt und trocken ist.
Feuchttücher
Feuchttücher sind sehr problematisch: viele enthalten Kunststofffasern oder -beschichtungen und sind nicht biologisch abbaubar. Sie können Mikroplastik freisetzen und das Grundwasser belasten.
Überall: 5–10 Jahre oder länger.
Tampons
Tampons bestehen in der Regel aus einem Mix aus Zellstoff (Zellulose), Baumwolle und Kunstfasern wie Viskose (auch Rayon oder Kunstseide genannt).
Wald/Voralpen: Monate bis über ein Jahr.
Oberhalb der Baumgrenze/Hochalpen: Mehrere Jahre, besonders wenn sie Kunststoffbestandteile enthalten.
Slipeinlagen
Slipeinlagen bestehen in der Regel aus mehreren Schichten unterschiedlicher Materialien: die synthetischen Deckschichten sind meist aus Polypropylen oder Polyester; der saugfähige Kern ist aus Zellulose und oft speziellen synthetischen Gelperlen.
Wald/Voralpen: Monate bis Jahre, je nach Material.
Oberhalb der Baumgrenze/Hochalpen: Mehrere Jahre, da sie meist Kunststoffe enthalten.
Fazit: Die Kunst des unauffälligen Hinterlassens
Wer am Berg unterwegs ist, sollte sich bewusst sein, dass auch das kleinste Geschäft große Auswirkungen auf die Umwelt haben kann. Mit ein wenig Vorbereitung und dem richtigen Verhalten kannst du dazu beitragen, die Natur zu schützen und sie auch für andere genießbar zu halten. Packe also immer einen kleinen Abfallbeutel ein und halte dich an die „Leave no trace“-Policy – die Natur und deine Mitmenschen werden es dir danken.