Zwei Menschen mountainbiken in den Bergen
Mit dem Mountainbike in den Bergen. Foto: DAV/Wolfgang Ehn
Harmonisches Miteinander?

Mountainbike versus Wanderschuh

Häufig hört man, Menschen, die wandern seien nicht gut auf Mountainbikende zu sprechen und andersrum. Ist das so? Und wenn ja, warum? An sich wollen doch alle das gleiche: eine gute Zeit in den Bergen verbringen. Wie gelingt das Miteinander?

Die Berge: malerische Almwiesen, zackige Gipfel, Kuhglockengeläut. Gibt es einen idyllischeren Ort? Doch Moment – was ist das? Flüche und wüste Beleidigungen? Klingt, als würde sich jemand gewaltig zoffen. Eine Mountainbikerin auf der Abfahrt, klingelt, um auf sich auf sich aufmerksam zu machen. Die vorauslaufende Gruppe Wanderer rückt wenige Zentimeter auf die Seite. Klar, dass das nicht gut ausgeht. Doch wer hat sich jetzt falsch verhalten? Und wie kann man solche Situationen vermeiden?

Zu schnell, zu langsam, zu schmal, zu breit

Im Grunde ist es doch ganz einfach. Der Schlüssel zu mehr Harmonie am Berg heißt Rücksicht und Verständnis. Eigentlich Tugenden, die im Bergsport selbstverständlich sein sollten. Trotzdem kommt es immer wieder zu solchen Begegnungen. Schade, denn es macht sowohl der einen als auch der anderen Gruppe das Bergerlebnis madig. Und haben nicht ohnehin beide das gleiche Ziel? Nämlich einen guten Tag in den Bergen zu verbringen. Häufiger Vorwurf: Beim Mountainbiken wird zu schnell abgefahren und dabei Gruppen gefährdet, die zu Fuß unterwegs sind. Tatsächlich macht es Spaß, nach einem anstrengenden Anstieg auf einem Trail ins Tal zu rollen. Eines stimmt natürlich: wer zu flott unterwegs ist, gefährdet nicht nur andere, sondern auch sich selbst und nicht zuletzt Tiere, die mit solchen Geschwindigkeiten nicht rechnen. Deshalb: Tempo der jeweiligen Situation anpassen und immer bremsbereit bleiben.

Gegenseitige Rücksichtnahme ist wichtig. Foto: DAV/Wolfgang Ehn

Größere Wandergruppen hingegen beanspruchen oft die ganze Breite eines Weges. Auf dem Mountainbike hat man so kaum eine Möglichkeit vorbeizukommen. Selbst wenn man sich bemerkbar macht und klingelt, gehen manche oft nur einen halben Schritt zu Seite. Zu wenig für die meisten Mountainbikes mit ihren breiten Lenkern. Folge: Mit dem Radl kommt man trotzdem nur knapp an den Wandernden vorbei. Diese wiederum beschweren sich über den viel zu geringen Abstand. So hat niemand, was er*sie möchte. Als Biker*in wird man um den Flow gebracht, beim Wandern ärgert man sich über das knappe Überholmanöver. Deshalb: Will man jemand auf dem Mountainbike durchlassen, einfach zwei Schritte zu Seite gehen, damit sie*er problemlos passieren kann.

Wem gehört der Berg?

Ist Wandern nun der bessere Bergsport? Das kann man so natürlich nicht sagen. Tatsächlich waren die ersten Bergsportler zu Fuß unterwegs. Die Ersten mit Bikes wagten sich zwar schon Ende des 19. Jahrhunderts in alpines Gelände, durchgesetzt hat sich das Rad am Berg aber erst später. Aber nur, weil jemand früher da war, hat sie*er natürlich kein Recht, den Berg auch für immer für sich allein zu haben. Trotzdem haben viele Wandernde  diese Attitüde und begegnen den Emporkömmlingen auf zwei Rädern eher missgünstig. Deshalb: Akzeptieren, dass es nicht nur eine Art gibt, auf einen Berg zu kommen. Der Mensch ist in den Bergen ein Eindringling. Unabhängig davon, ob er Wanderschuhe anhat oder zwei Räder unter dem Hintern. Für viele Bergtiere bedeutet es Stress, mit Menschen konfrontiert zu werden. Sich in den Bergen rücksichtsvoll zu bewegen, gilt natürlich für alle am Berg gleichermaßen. Deshalb: Wanderwege nicht verlassen, keinen unnötigen Lärm machen, auf helles Licht möglichst verzichten und natürlich Müll wieder mit ins Tal nehmen. Wenn sich alle ein paar simple Regeln halten, wird die alpine Idylle nicht mehr so oft von Beschimpfungen und Beleidigungen getrübt. Schließlich fahren die meisten von uns in die Berge, um eine gute Zeit zu haben und nicht, um einen Herzinfarkt zu riskieren.

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