Mystisches Elbsandsteingebirge: Die Bastei im Sonnenaufgang. Foto: Seaq68/Pixabay
Mystisches Elbsandsteingebirge: Die Bastei im Sonnenaufgang. Foto: Seaq68/Pixabay
Gebirge Europas

Das Elbsandstein­gebirge

Der zu bizarren Felsformationen aufgeschichtete Sandstein, den das Elbwasser in größeren und kleineren Schleifen umfließt, war namensgebend für das im Grenzgebiet aus der Ebene ragende Mittelgebirge.

Geographie

Das Elbsandsteingebirge befindet sich beidseits am Oberlauf der Elbe; dort, wo der Fluss Böhmen verlässt und auf sächsischem Gebiet weiterläuft. Das Gebirge ist stark zerklüftet mit Schluchten und Tafelbergen, die aus Ebenen emporragen. In einer derart ausgeprägten Form ist es einzigartig unter den Europäischen Gebirgen, wenngleich es – weniger gehäuft – ähnliche Tafelbergformationen auch entlang des deutsch-polnischen und polnisch-tschechischen Grenzkamms, unter anderem im Riesengebirge, gibt.

Auf deutscher Seite wird das Elbsandsteingebirge auch Sächsische Schweiz genannt, das tschechische Pendant ist die Böhmische Schweiz (tschechisch: České Švýcarsko).

Östlich schließt sich das Zittauer Gebirge an, westlich das Erzgebirge. Während der deutsche Teil des Elbsandsteingebirges vor allem für seine auffälligen Sandsteinformationen bekannt ist, ist der böhmische Teil insgesamt eher flach gewellt und hat nur wenige Tafelberge.

Hohe und besondere Gipfel

Kommt man auf Gipfel zu sprechen, punkten im Elbsandsteingebirge weniger die besonders hohen, als vielmehr die besonders markanten Berge und Felsen.

In der Böhmischen Schweiz ragen zwei Berge aus der gewellten Landschaft heraus: der Děčínský Sněžník (deutsch: Hoher Schneeberg mit 723 Metern, gleichzeitig der höchste Berg im Elbsandsteingebirge) sowie der Růžovský vrch (deutsch: Rosenberg mit 619 Metern). Ein weiterer in Böhmen wichtiger Name ist Pravčická brána (deutsch: Prebischtor). Das imposante Felsgebilde gilt mit einer Spannweite von mehr als 16 Metern als die größte natürliche Sandsteinfelsenbrücke in Europa.

Der höchste Berg im sächsischen Teil des Elbsandsteingebirges ist der Große Zschirnstein mit 560 Metern. Die wohl berühmteste Felsformation des gesamten Elbsandsteingebirges ist die Bastei bei Rathen, der massivste frei stehende Fels ist der Falkenstein; außerdem sind der Pfaffenstein und die Schrammsteine Elbsandstein-Felsen mit Rang und Namen.

Markantes Felstor in der Böhmischen Schweiz: Das Prebischtor. Foto: andreasmetallerreni/pixabay

Wege & Routen

Etwa 1200 Kilometer ausgebaute Wege führen durch das Elbsandsteingebirge.

  • Als bekanntester Hauptwanderweg gilt der Malerweg, auf seinen 112 Kilometern ist man in acht Etappen zumeist rechtselbisch unterwegs.

  • Weitere interessante Wanderungen in der Sächsischen Schweiz sind die Große Schrammsteinrunde, der Flößersteig sowie der Panoramaweg. Darüber hinaus sind auch spezielle Winterwanderrunden ausgeschildert.

Ausgeleuchtet: Wanderweg in der Sächsischen Schweiz. Foto: AdobeStock

Hütten

Im 19. Jahrhundert begann die touristische Erschließung des Elbsandsteingebirges, seither ist das Interesse ungebrochen, diesen außergewöhnlichen Naturraum, wenn möglich über einen längeren Zeitraum, zu erleben. Zu den vielfältigen Übernachtungsmöglichkeiten zählen auch mehrere Selbstversorgerhütten verschiedener DAV-Sektionen:

  • Bereits 1818 erbaut, ist die vom Sächsischen Bergsteigerbund betreute Saupsdorfer Hütte die älteste Hütte des Deutschen Alpenvereins.

  • Weitere Selbstversorgerhütten sind u. a. die vom Sächsischen Bergsteigerbund betreute Bielatal Hütte, sowie die Karl-Stein-Hütte und die Dessauer Hütte – Informationen zu letzteren über die DAV-Sektion Leipzig.

  • Linkselbisch sind außerdem einige Biwak-Standorte und einfache Trekkinghütten am Forststeig ausgewiesen. Dies können im Sommerhalbjahr genutzt werden – vor allem während der mehrtägig angelegten Trekkingtour durch diesen Teil des Elbsandsteingebirges.

Alle genannten Unterkünfte müssen vorab reserviert werden.

Die Saupsdorfer Hütte, ein Umgebindehaus. Foto: Christian Walter

Schutzgebiete

In weiten Teilen ist das Elbsandsteingebirge geschützt:

Bereits in den frühen 1940er Jahren wurdes das Elbstromgebiet flussaufwärts von Dresden unter Schutz gestellt, 1956 richtete der damalige DDR-Bezirk Dresden dann ein Landschaftsschutzgebiet ein. Am 1. Oktober 1990 schließlich wurde der Nationalpark Sächsische Schweiz gegründet. Er zählt mit weiteren Nationalparks, Biosphärenreservaten und Naturschutzparks zum sogenannten Tafelsilber der Deutschen Einheit – Landschaften auf DDR-Gebiet, die unmittelbar vor der Wiedervereinigung mit den Worten „Die Krise der Landschaft ist Spiegelbild der Krise unserer Gesellschaft.“ unter Schutz gestellt wurden. Der Nationalpark umfasst rechtselbisch aktuell mehr als 90 Quadratkilometer und damit das Kerngebiet des Elbsandsteingebirges.

In Tschechien wurde der Nationalpark Böhmische Schweiz im Jahr 2000 eingerichtet, nachdem das Gebiet bereits seit 1972 Landschaftsschutzgebiet war.

Flora

Die außergewöhnliche Landschaft des Elbsandsteingebirges mit ihrer starken vertikalen Gliederung hat dazu geführt, dass verschiedenste Pflanzen in den unterschiedlichen Höhenlagen mit mehr oder weniger Licht ihre Nischen gefunden haben. Während an schattigen Hängen vor allem Mischwald zu finden ist, klammern sich Kiefern und Birken an Rissen und Spalten fest und wachsen so an selbst den exponiertesten Fels-Standorten.

Andere Besonderheiten: Die Sandsteinfelsen der Sächsischen Schweiz bieten besonders für Moose – etwa 450 Arten sind dort erfasst – gute Voraussetzungen. Außerdem kommt eine Pflanze im Elbsandsteingebirge vor, die für gewöhnlich nur am Atlantik zu finden ist: der Prächtige Dünnfarn.

Wie in vielen anderen Regionen setzen die immer häufiger extremen Wetterschwankungen der Pflanzenwelt im Elbsandsteingebirge zu und die Wälder leiden unter langen Dürreperioden.

Leben an exponierter Stelle auf Elbsandstein. Foto: Norbert Pietsch/pixabay

Fauna

Weite Teile des Elbsandsteingebirges liegen vergleichsweise abgeschieden von Straßen und anderen menschlichen Erschließungen. Insbesondere im böhmischen Teil sind große Areale nahezu unbesiedelt. Dazu führten unter anderem einerseits die Staats-, Sprach- und Kulturgrenze, andererseits auch die relativ frühe Unterschutzstellung.

Zu den Tierarten, die anderswo längst nicht mehr zu finden sind und die im Elbsandsteingebirge vergleichsweise gute Lebensbedingungen finden, gehören der Schwarzstorch und der Wanderfalke, der Uhu und der Sperlingskauz, ebenso wie der Fischotter. Auch elf der insgesamt 18 Lurcharten, die in den östlichen Bundesländern vorkommen, sind im Elbsandsteingebirge zu Hause; darunter der Kammmolch und die Knoblauchkröte.

Vielleicht eher unerwartet, aber: im Elbsandsteingebirge, vor allem in der Böhmischen Schweiz, leben nach einer Auswilderung in den späten 1930er-Jahren auch (Alpen-)Gämsen. Außerdem ist das Mufflon in der Sächsischen Schweiz heimisch.

Wanderfalke. Foto: AdobeStock

Kulturelles & Historisches

Ursprünglich besiedelten slawische Völker das gesamte Elbsandsteingebirge, erst im 15. Jahrhundert kam das Gebiet der heutigen Sächsischen Schweiz in mehr oder weniger den bestehenden Grenzen unter sächsische Herrschaft.

Die besondere Gestalt des Elbsandsteingebirges hat die Menschen in den letzten Jahrhunderten immer wieder veranlasst, Burganlagen zu erbauen, um Handelswege zu schützen und Zölle zu erheben. Erhalten geblieben ist neben Burg Hohnstein die Festung Königstein, eine der größten europäischen Bergfestungen.

Im 19. Jahrhundert zog es zunächst Maler und andere Künstler in abgelegene, wilde Landschaftsstriche und so auch ins Elbsandsteingebirge. Zu ihnen gehörten die Maler Caspar David Friedrich, Ludwig Richter und Carl Gustav Carus, ebenso wie die Komponisten Maria von Weber und Richard Wagner.

Festung Königstein. Foto: Seaq68/pixabay

Besonderheiten

Vor etwa 150 Jahren kamen dann Turner auf die Idee, die markanten Felsen zu besteigen – allerdings nach ganz eigenen Regeln, welche die Elbsandsteinkletterei bis heute besonders anspruchsvoll sein lässt:

Das Sächsische Bergsteigen beruht seit 1910 auf dem Grundsatz des „freien Kletterns“, also ohne künstliche Hilfsmittel zu verwenden. Dazu wurden die sogenannten Sächsischen Kletterregeln festgelegt, die Kletter- und Sicherungstechniken festschreiben, genauso wie den Schutz von Natur und Felsbiotopen und ihren Erhalt für zukünftige Generationen. Um die Felsen bestmöglich zu schützen und gleichzeitig die Gefahren auch für Kletternde zu senken, hilft die Felsampel bei der Entscheidungsfindung, ob und wann geklettert werden kann.

Eine sprachliche Eigenheit hält sich im Elbsandsteingebirge: wer hier klettert, geht bergsteigen. Ausgestattet mit Seil und Schlingen, sprechen insbesondere einheimische Elbsandstein-Kletternde also von sich als Bergsteiger und Bergsteigerinnen.

Klettern - Bergsteigen - im Elbsandsteingebirge. Foto DAV/Steffen Reich

Im Panorama-Magazin geblättert

  • Sächsische Schweiz. Ein Winter-Märchenland. (In DAV-Panorama 2/2020 oder online)

  • Über fast allen Gipfeln ist Ruh. Östliche Mittelgebirge. (In DAV-Panorama 5/2012 - direkt zum Artikel im Download unten)

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