Bauarbeiter decken das Dach eines Holzhauses auf einer Baustelle in den Bergen, umgeben von einem Geländer und mit schneebedeckten Gipfeln im Hintergrund.
Umbau der Toiletten auf der Prager Hütte aufgrund von Wassermangel. Foto: DAV / Julian Rohn
Interview mit DAV-Präsident Roland Stierle

„Wir müssen Infrastrukturen anpassen – oder sie verschwinden“

Dem DAV-Präsidenten und Bergsteiger Roland Stierle ist wichtig, Klimawandelfolgen so zu gestalten, dass auch in Zukunft Bergsport im Naturraum Alpen möglich ist.

Deutscher Alpenverein. DAV

Die Folgen des Klimawandels in den Bergen sind unübersehbar.
Wo steht der Alpenverein besonders unter Druck?

Porträt eines Mannes mit grauem Bart und kurzen Haaren, der in einem hellblauen Hemd und dunklem Sakko lächelnd vor grauem Hintergrund steht. Roland Stierle

In der Ausbildung brauchen wir eine den Verhältnissen angepasste hohe Flexibilität bei der Wahl von Ausbildungsstützpunkten. Und besonders wichtig ist das Risikomanagement, das wir noch stärker in die Ausbildungsinhalte aufnehmen müssen. Das schlägt direkt durch auf das Tourenwesen: Auch wenn wir im Alpenverein das Prinzip der Eigenverantwortung hochhalten, kommt den Leitungen von geführten Touren wie den Organisator*innen von Gemeinschaftstouren verstärkt die Aufgabe zu, Maßnahmen zur Risikominimierung, insbesondere eine sensible Auswahl des Tourenziels, zu ergreifen. Wenn Wege durch große Steinschlaggefahr nicht mehr zu begehen oder durch Murenabgänge nicht mehr zu reparieren sind, heißt es: verlegen oder sperren? Betrifft das Hüttenzugänge, stellt sich die Frage nach der alternativen Versorgung – gegebenenfalls per Helikopter – oder einem eingeschränkten Betrieb. Und bei kritischer Wasserversorgung gilt es, den Verbrauch zu reduzieren. Auf einen Nenner gebracht: Wir müssen Infrastrukturen anpassen oder sie verschwinden, das ist ein Fakt.

Deutscher Alpenverein. DAV

Wie wird Bergsport 2050 aussehen?

Porträt eines Mannes mit grauem Bart und kurzen Haaren, der in einem hellblauen Hemd und dunklem Sakko lächelnd vor grauem Hintergrund steht. Roland Stierle

Wir werden weiterhin zum Klettern, Wandern, Mountainbiken in die Alpen gehen. Ziele für den Wintersport wird es weniger geben, Skitouren werden wir sehr situativ auswählen müssen. Grundsätzlich wird der alpine Bergsport 2050 ein Bergsport mit gestärkter Eigenverantwortung und ausgeprägter Risikominimierung sein – es wird kritische Gebiete und Gipfel geben, die wir grundsätzlich meiden müssen. Gleichzeitig werden wir dem urbanen oder wohnortnahen Bergsport wie Sportklettern, Bouldern oder MTB einen wichtigen Platz einräumen. Und der DAV als Organisation wird selbstverständlich auch 2050 die alpinen Naturräume und Ökosysteme vor weiterer Erschließung schützen.