Zwei Frauen ziehen Steigeisen und Klettergurt für eine Gletscherbegehung an
Einige Bestandteile der Hochtouren-Ausbildung werden sich durch den Klimawandel verändern. Foto: DAV/Jens Klatt
Interview Hans Hocke, DAV-Bundeslehrteam Bergsteigen

Angepasst auf Hochtouren

Hans Hocke ist als Bergführer und DAV-Ausbilder seit Jahrzehnten im Hochgebirge unterwegs.

Deutscher Alpenverein. DAV

Welche Beobachtungen hast du über die Jahre im Gebirge gemacht?

Älterer Mann in Outdoor-Bekleidung mit gelbem Rucksack steht in felsigem alpinem Gelände vor schneebedeckten Bergen. Hans Hocke

Ich bin seit dreißig Jahren regelmäßig auf der Franz-Senn-Hütte (2147 m, Stubaier Alpen). Allein von Sommer 2023 auf Sommer 2024 gab es mindestens fünfzig Höhenmeter Eisverlust – erschreckend. Gleichzeitig kann man gut beobachten, wie die Natur nachzieht. Wo es vor dreißig Jahren noch Gletscher gab, findet man jetzt die Pionierpflanzen, das ist Ökologie-Ausbildung live.

Deutscher Alpenverein. DAV

Was bedeutet das für die alpine Ausbildung?

Älterer Mann in Outdoor-Bekleidung mit gelbem Rucksack steht in felsigem alpinem Gelände vor schneebedeckten Bergen. Hans Hocke

In wenigen Jahren werden wir eisfrei auf die Gipfel um die Franz-Senn-Hütte gehen können. Wir müssen wohl irgendwann in die Viertausenderregion fahren, um Spaltenausbildung zu machen. Auch ist eine Reihe klassischer Hochtouren gar nicht mehr machbar. Unbegehbar, zu gefährlich.

Deutscher Alpenverein. DAV

Welche Anpassungen bei den Kursen gibt es?

Älterer Mann in Outdoor-Bekleidung mit gelbem Rucksack steht in felsigem alpinem Gelände vor schneebedeckten Bergen. Hans Hocke

Aktuell wird eher mit zeitlicher Anpassung reagiert, wir führen die gletscherlastigen Kurse also zu einem deutlich früheren Zeitpunkt durch. Was wiederum zu Problemen bei spätwinterlichem Neuschnee führt, da dann das Eis dick eingeschneit sein kann. Auch weichen wir vermehrt auf andere Hütten als Ausbildungsstützpunkt aus, die noch erreichbares Gletschereis haben. Was inhaltlich stärker in den Fokus der Ausbildung rückt, sind die Gefahren der frisch ausgeschmolzenen Bereiche und die Steinschlag- und Bergsturzgefahr.