Welche Beobachtungen hast du über die Jahre im Gebirge gemacht?
Ich bin seit dreißig Jahren regelmäßig auf der Franz-Senn-Hütte (2147 m, Stubaier Alpen). Allein von Sommer 2023 auf Sommer 2024 gab es mindestens fünfzig Höhenmeter Eisverlust – erschreckend. Gleichzeitig kann man gut beobachten, wie die Natur nachzieht. Wo es vor dreißig Jahren noch Gletscher gab, findet man jetzt die Pionierpflanzen, das ist Ökologie-Ausbildung live.
Was bedeutet das für die alpine Ausbildung?
In wenigen Jahren werden wir eisfrei auf die Gipfel um die Franz-Senn-Hütte gehen können. Wir müssen wohl irgendwann in die Viertausenderregion fahren, um Spaltenausbildung zu machen. Auch ist eine Reihe klassischer Hochtouren gar nicht mehr machbar. Unbegehbar, zu gefährlich.
Welche Anpassungen bei den Kursen gibt es?
Aktuell wird eher mit zeitlicher Anpassung reagiert, wir führen die gletscherlastigen Kurse also zu einem deutlich früheren Zeitpunkt durch. Was wiederum zu Problemen bei spätwinterlichem Neuschnee führt, da dann das Eis dick eingeschneit sein kann. Auch weichen wir vermehrt auf andere Hütten als Ausbildungsstützpunkt aus, die noch erreichbares Gletschereis haben. Was inhaltlich stärker in den Fokus der Ausbildung rückt, sind die Gefahren der frisch ausgeschmolzenen Bereiche und die Steinschlag- und Bergsturzgefahr.
Empfohlene Artikel
Klimawandelfolgen für den Bergsport
Weiterentwickeln statt Weitermachen
Der Rückblick auf die Schlagzeilen des Sommers 2025 verfestigt den Eindruck, dass die Berge immer mehr in Bewegung geraten. Wo müssen wir also umdenken und uns anpassen?
DAV-Werkstatt 2025 zu Klimawandelfolgen
Große Aufgabe, große Chance
Unter dem Motto „Berge in Bewegung“ diskutierten auf der DAV-Werkstatt rund 170 Sektionsmitglieder über die Auswirkungen des Klimawandels auf den Bergsport und den Verein.
Interview mit DAV-Präsident Roland Stierle
„Wir müssen Infrastrukturen anpassen“
Dem DAV-Präsidenten und Bergsteiger Roland Stierle ist wichtig, Klimawandelfolgen so zu gestalten, dass auch in Zukunft Bergsport im Naturraum Alpen möglich ist.
Forschung für den Bergsport
Hilfe aus dem All
Welche Herausforderungen hält der Klimawandel in den Alpen noch für Bergsportler*innen bereit? Das Forschungsprojekt ReHike will Lösungswege entwickeln.