Diese klassische Grattour bietet klettertechnische Herausforderungen und prächtige Ausblicke. Auf der einen Seite breitet sich der Chiemsee aus, auf der anderen blickt man bis zum Alpenhauptkamm. Die Tour ist ein wahres Highlight in den Bayerischen Alpen, es gibt nur wenige Überschreitungen dieser Art in der Region. Wer sie meistert, bekommt Lust auf weitere große Grattouren, wie sie etwa in den Hohen Tauern zu finden sind.
Gesicherte Kletterstellen wechseln sich mit frei zu begehenden Abschnitten im Auf- und Abstieg ab und mehrfach muss abgeseilt werden. Besonders eindrücklich ist die Ausgesetztheit auf dem scharfen Zapfen des Gmelchturms, der den Höhepunkt der Tour darstellt und ein beliebter Fotospot ist. Da die Tour sehr oft begangen wird, sind einige Abschnitte stark abgeklettert, was aber die nicht immer einfache Orientierung erleichtert. Absolute Schwindelfreiheit ist auf dem teils schmalen Grat unerlässlich. Die Kampenwand-Überschreitung ist eine lohnende Herausforderung für alle, die den alpinen Gratkletterstil lieben und mit grandiosen Ausblicken belohnt werden möchten. Der Klassiker im Chiemgau eignet sich auch sehr gut für eine Ecopoint-Begehung: Vom Bahnhof in Prien am Chiemsee in die RB 52 umsteigen und bis zum Endbahnhof Aschau im Chiemgau fahren. Die Regionalbahn verkehrt im Zwei-Stunden-Takt. Der Zustieg von Aschau ist ein wenig länger, aber zu Fuß oder auch mit dem Mountainbike gut machbar.
Kampenwand-Überschreitung - Stück für Stück
Zustieg
Wir folgen vom sehr großen Wanderparkplatz Hinterschwendt/Aigen dem ausgeschilderten Weg zur Steinlingalm. Im Bereich der Forststraße können wir einige Abkürzungen nehmen, wobei die dritte schlammig und nicht zu empfehlen ist (siehe Track). An der letzten Kehre zur Steinling alm gehen wir den Weg nach Westen (rechts) Richtung Kampenwandbahn Bergstation. Vorbei am Staffelstein steht rechts ein großes Kreuz, auf dessen Höhe wir auf einen breiten, aber unmarkierten Weg nach Süden (links) einbiegen. Wir lassen die unbewirtschaftete Kampenwandhütte rechts liegen und folgen dem deutlich zu erkennenden Weg nach Osten zum Einstieg.
Alternative 1: Von Aschau mit der Kampenwand bahn nach oben und in 10 Minuten von der Bergstation zur Abzweigung Kampenwandhütte.
Alternative 2: Mit dem Mountainbike von Hinter schwendt/Aigen auf den Forststraßen in einer weiten Schleife nach Westen, um die Maiswand herum und dann über eine sehr steile asphaltierte Straße zur Gorialm. Die Straße führt uns wieder nach Osten und die Räder bleiben an der Steinlingalm.
Westgipfel
Der Torweg (IV-) ist der klassische und schönste Einstieg zur Kampenwand-Überschreitung. Alternativ kann auch über den Westgrat (Normalweg Westgipfel II-III) eingestiegen werden. Nicht in eine der schwierigeren Sportkletterrouten einsteigen! Nach vier Seillängen am Torweg erreichen wir den Grat, auf dem sichere Bergsteiger*innen den Westgipfel seilfrei überschreiten können.
Gmelchturm
Der Abstieg vom Westgipfel zum Gmelchturm erfolgt auf deutlichem Steig in Kehren auf der Südseite. Der Gmelchturm kann entweder direkt von Westen (VI-) oder in einer Verschneidung auf der Nordseite (III+) erklettert werden. Vom Gmelchturm wird abgeseilt.
Teufelsturm
Nach wenigen Metern auf einem Band erreichen wir den Einstieg zum Teufelsturm. Leicht nördlich vom Grat, um einen markanten Zapfen herum (II), kommen wir wieder auf den Grat (BH, III) und dann geht es flach, aber exponiert nach Osten zum Standring. Wir seilen nördlich 25 Meter auf ein Band ab und gehen auf diesem leicht aufwärts einige Meter nach Osten, um erneut 10 Meter in einen Kamin (Klemmblock) abzuseilen. Von hier etwa 10 Meter auf einem Band bis unter die schöne, aber leider meist nasse Verschneidung queren.
Hauptgipfel
Diese Verschneidung hinauf und in einer weiteren Seillänge erreichen wir den Hauptgipfel der Kampenwand (1669 m).
Variante: Die meist nasse Verschneidung und der Hauptgipfel können auf der Nordseite umgangen werden. Hierzu vom Klemmblock noch weiter in der Schlucht nach Norden bis auf das nächste Podest abseilen (BH). Von hier auf einem Band schräg auf wärts, bis wir schon östlich vom Hauptgipfel wieder den Grat erreichen (II und Gehgelände).
Ostgipfel
Beim Abstieg nach Osten in die Schlechinger Scharte wird ein Block (5 m, III) am besten an der nördlichen (linken) Kante abgeklettert. Dann deutlich leichter, aber immer noch exponiert bis zur Scharte (II). Weiter auf Steigspuren in östlicher Richtung durch einen Felsspalt, in dem sich im Frühjahr lange der Altschnee hält, erreicht man den Normalweg. Auf diesem durch die Kaisersäle bis auf den Kampenwand-Ostgipfel. Abstieg Auf dem markierten Steig hinab zur Steinlingalm und auf bekanntem Weg zurück zum Ausgangspunkt.