Schutzhütte aus braunen Steinen, im Hintergrund graubraune Gipfel die leicht mit Schnee bedeckt sind.
Die Oberetteshütte liegt gut getarnt vor dem graubraunen Gipfelmeer. Foto: Martin Niedrist
Matsch / Südliche Ötztaler Alpen

Das kleine Dach der Welt

In den südlichen Ötztaler Alpen liegt das Bergsteigerdorf Matsch umgeben von Dreitausendern. Egal ob Wanderung durchs Tal oder (Ski-)Hochtouren auf die umliegenden Berge – Matsch überzeugt mit schroffer Schönheit.

Klein-Tibet wird Matsch auch genannt, wegen der gewaltigen Dreitausender der südlichen Ötztaler Alpen. Braune Zacken ragen in den Himmel und tarnen die Oberetteshütte im grauen Felsmeer. Weiße Flecken und blitzblaue Seen zieren vereinzelt die Plateaus, bis das Weiß der Ferner immer mehr Braun verschluckt.

Die wenigen Häuser von Matsch liegen auf 1580 Metern am westlichen Talhang und bilden den Ortskern des Dorfes rätoromanischen Ursprungs. Wenn man den Tafeln der Dorfkirche Glauben schenken mag, dann wurde Matsch schon von illyrischen Stämmen während der Antike besiedelt. Kelten und die Ureinwohner des Tals sollen sich um 400 v. Chr. zum Volk der Räter vereint haben. Viele Landschaftsteile tragen bis heute rätoromanische Flurnamen. Spuren einer prähistorischen Schutzhütte (ca. 1300 v. Chr.) fand man in einem ausapernden Gletscherfeld auf dem Langgrubjoch (3017 m).

Berge

Auf die umliegenden Berge führen nur wenige kurze, dafür einige lange und lohnenswerte Skitouren für Erfahrene. Die kürzeste, teils sehr steile Tour führt zur Portlesspitze (3074 m). Um die Dreitausender im Umkreis vom Tal aus zu erreichen, müssen mindestens 1250 Höhenmeter zurückgelegt werden. Im Sommer gibt es auch weniger steile und anspruchsvolle Wanderrouten durch das Tal. Weißkugel, Rabenkopf oder Valvelspitze bieten sich gut als (Ski-)Hochtouren an. Teilweise kann ab der Oberetteshütte gestartet werden. „Von Bergsteigerdorf zu Bergsteigerdorf – Matsch, Lavin, Guarda, Ardez“ heißt die neueste Weitrundwanderung ab Matsch.

Kultur

Am ersten Fastensonntag im Jahr findet der Brauch des Scheibenschlagens statt. Dabei werden oft bunte Holzscheiben an eine lange Haselnussgerte gesteckt und im Feuer zum Glühen gebracht. Die Scheiben werden dann kräftig auf den Boden geschlagen, bevor sie durch den Nachthimmel geschleudert werden. Den glühenden Scheiben werden Wünsche für das Frühjahr hinterhergerufen und -gesungen.

Kulturtipp:

Am 22. Oktober 2022 findet das Kulturfest „kleinDorfgeflüster“ statt. Nachhaltigkeit und Regionalität stehen hier im Fokus.

Natur

Die Trockenheit im Matscher Tal bestimmt die Flora: Schwarzföhrenwälder und Steppenvegetation säumen die Gegend bis zu den Gipfeln. Um die terrassenförmigen „Matscher Wiesen“ zu bewässern, bauten die Einheimischen viele hangparallel verlaufende Waale. Wer Glück hat, erhascht einen Blick auf die vielen Gämsen, Steinwild, die Bartgeier und Steinadler oder auch auf Birkwild und Steinhühner.

Genuss

„Törggelen“ ist ein Brauch in Südtirol, der Begriff steht für Gesellschaft, Freude und Teilen. Dabei werden typischerweise junger Wein, Speck und Käse oder auch Knödel angeboten. Der Gasthof Weißkugel bietet einen typischen Herbstausflug samt Verkostung an. Täglich frischen Quark aus Ziegenmilch bietet die Hofkäserei „Ziegen im Winkel“ an. Frische Saiblinge aus 1800 Metern Höhe gibt’s von der Fischzucht Saldur.

Die Bergsteigerdörfer

Die in der Initiative Berg­steiger­dörfer vereinten Ort­schaften sind Alpinismus­pioniere in ihren Regionen. Deshalb haben die Berge und das Berg­steigen im kulturellen Selbst­verständnis der Ein­heimischen und Gäste einen hohen Wert. Hier ist das Bewusst­sein über den not­­wendigen Ein­klang zwischen Natur und Mensch noch lebendig und man respektiert natür­liche Grenzen. Die Bergsteiger­dörfer der Alpen­vereine ent­sprechen damit in besonderer Weise den Zielen der Alpen­konvention, die eine nach­haltige Ent­wicklung im gesamten Alpen­raum anstrebt.

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