Speed-Klettern bei der Deutschen Meisterschaft Olympic-Combined
Speed-Klettern bei der Deutschen Meisterschaft Olympic-Combined Foto: DAV/Jens Klatt

Was ist Speedklettern?

Wie es der Name sagt: beim Speed geht es um Schnelligkeit. Also darum, eine weltweit genormte Route, bei der die Länge und Neigung der Wand sowie die Größe, Form und Position der Griffe und Tritte immer identisch sind, schnellstmöglich nach oben zu klettern. Gesichert wird beim Speed mit Seilsicherung von oben, also im Toprope. Die Athletinnen und Athleten müssen am Ende der Route auf einen Buzzer schlagen, dann wird die Zeit gestoppt.

Die Speedtour ist bei Wettkämpfen 15 Meter hoch, hängt fünf Grad über und befindet sich im siebten UIAA Schwierigkeitsgrad. Da es sich immer um die gleiche Griffabfolge handelt, können sich die Kletterinnen und Kletterer optimal vorbereiten. Sie prägen sich bei unzähligen Gos den Bewegungsablauf so ein, dass sie ihn verinnerlicht haben und genau wissen, welchen Griff sie wie nehmen beziehungsweise wohin sie ihren Fuß setzen müssen. Beim Speedklettern ist neben einer hohen Schnell- und Maximalkraft deshalb auch eine große Greif- und Trittpräzision notwendig. Außerdem sind im Wettkampf, der über mehrere Runden geht, bei höchster Geschwindigkeit Schnellkraftausdauer und Nervenstärke erforderlich.

Speedklettern in Deutschland und der Welt

Das Speedklettern hat in Deutschland noch keine so lange Tradition wie in Russland, Asien, Osteuropa oder dem Nahen Osten. Aber es ist kontinuierlich auf dem Vormarsch und findet mittlerweile mehr Beachtung. Das liegt daran, dass das Klettern als Dreikampf aus Lead, Bouldern und Speed bei den Sommerspielen in Tokio 2020 erstmals olympisch wird.

Inzwischen findet sich in immer mehr DAV-Kletterhallen in Deutschland die genormte Speedtour: Die Trainingsmöglichkeiten haben sich deutlich verbessert, was man auch deutlich an den schnelleren Zeiten sieht.

Die aktuellen deutschen Bestzeiten stehen am Ende der Seite. Die internationalen Speedrekorde zeichnet der Kletter-Weltverband IFSC auf, hier geht es zum Artikel.

Franziska Ritter bei der Deutschen Meisterschaft Speed 2019. Foto: DAV/Thomas Schermer

Ablauf eines Wettkampfs

Im Wettkampf wird gleichzeitig an zwei parallelen Routen geklettert, der Bahn A und der Bahn B. Vor dem Start gibt es ein „Practice“. Dort haben die Starterinnen und Starter die Möglichkeit, die Tour nochmals zu klettern und sich mit der Wand vertraut zu machen. Insgesamt hat jeder Teilnehmer zwei Gos: einen auf Bahn A und einen auf Bahn B. Diese sind aber nicht verpflichtend und müssen von den Startern nicht wahrgenommen werden. Vor dem Start müssen die Finalistinnen und Finalisten in die Isolation. Vor dem Go werden die beiden Teilnehmer aus der Zwischenisolation aufgerufen. Sie haben dann nur wenige Sekunden Zeit, um ihre Startpads zu richten, sich die Hände zu chalken und sich mental vorzubereiten. Ertönt das Kommando „At your marks“, müssen sie die Startposition einnehmen. Bei dieser müssen beide Hände und ein Fuß an der Wand sein, der andere muss sicher und ruhig auf dem Startpad stehen. Kurz darauf ertönt das Signal „Ready“, gefolgt von drei kurzen Pieptönen. Direkt nach dem letzten Ton starten die Athleten, die Zeitmessung wird ausgelöst. Bei einem Fehlstart scheidet der Teilnehmer aus dem Wettkampf aus. Er darf keinen weiteren Versuch unternehmen und belegt den letzten Platz. Ein Fehlstart wird ausgelöst, indem der Kletterer den Boden – beziehungsweise das Startpad – zu früh, also vor dem endgültigen Startsignal, verlässt.

Qualifikation: Zu Beginn wird die Startreihenfolge ausgelost. In der Qualifikation starten Frauen und Männer getrennt voneinander. Jeder Teilnehmer hat auf jeder Bahn einen Go. Dadurch hat jeder Starter die gleichen Chancen. Die Kletterer treten nicht gegeneinander an, es geht nur darum, eine möglichst schnelle Zeit zu erzielen. Von den zwei Runs wird lediglich der mit der besseren Zeit gewertet. Die besten Sechszehn aus der Qualifikation kommen dann weiter in das Finale. Die Platzierungen der restlichen Teilnehmer werden durch deren Zeiten festgelegt: Das heißt, dass der Schnellste aus dieser Gruppe den 17. Platz belegt.

Gesichert wird mittels Sicherungsautomat von oben (Toprope). Foto: DAV/Jens Klatt

Finale: Vor dem Start müssen die Finalistinnen und Finalisten in die Call Zone. Das Finale findet im sogenannten KO-System statt. Der Schnellere gewinnt, der andere Teilnehmer scheidet aus. Gesamtsieger wird, wer sich bis am Ende im KO-System durchsetzt, was nicht immer heißt, dass er auch insgesamt der Schnellste war.
Wenn ein Athlet im Finale aus der Route fällt („Fall“), muss der andere Starter dennoch die Route bis ganz oben klettern, die Zeit spielt für ihn dann aber keine Rolle mehr. Fallen beide Starter in der gleichen Runde aus der Tour, wird dieser Run nochmals wiederholt. Im Finale treten immer zwei Athleten parallel gegeneinander an, also einer auf Bahn A, der andere auf Bahn B. Das Finale unterteilt sich in verschiedene Runden.

Es beginnt mit dem Achtelfinale: Dort tritt der Erstplatzierte gegen den 16. nach der Qualifikation an. Der Gewinner dieser Runde kommt weiter, für den anderen Finalisten ist der Wettkampf beendet. Die acht Verlierer des Achtelfinales verteilen sich dann auf die Plätze 9 bis 16. Der Schnellste unter ihnen belegt also den neunten Platz.

Im Viertelfinale tritt der Gewinner aus Race eins gegen den Gewinner aus Race zwei an. Danach Gewinner aus Race 3 gegen Gewinner aus Race 4. Die Abfolge zieht sich durch das Achtelfinale, bis alle Starter ihr Race hatten. Die Gewinner aus jedem Run in dieser Runde kommen ins Halbfinale weiter. Die Verlierer verteilen sich auf die Plätze 5 bis 8.

Im Halbfinale entscheidet sich dann wieder im KO-System, welche der vier Athleten ins kleine Finale einziehen und welche in das große Finale.

Im kleinen Finale treten die beiden Verlierer aus dem Halbfinale gegeneinander an: Hier geht es um die Bronzemedaille, also um den dritten Platz. Die Gewinner des Halbfinales treten im großen Finale gegeneinander an. Der Schnellere aus diesem Finale gewinnt Gold, der „Verlierer“ Silber.

Bei den Weltcups sind die Zeiten inzwischen sehr schnell: Bei den Herren ist eine sehr gute Sechserzeit, also eine Zeit zwischen 6,1 und 6,2 Sekunden, notwendig, um weiterzukommen. Nur sehr selten reicht eine 6,3er-Zeit für die Top 16 noch aus. Bei den Damen sind es Zeiten zwischen 8,3 und 8,6 Sekunden, die gelaufen werden müssen, um im Finale dabei zu sein.

Deutsche Rekorde

Herren

  • 5,299 sec, Leander Carmanns, Duisburg (GER) 2023

Damen

  • 7,32 sec, Franziska Ritter, Birmingham (USA) 2022

Junioren

  • 5,299 sec, Leander Carmanns, Duisburg (GER) 2023

Juniorinnen

  • 7,32 sec, Franziska Ritter, Birmingham (USA) 2022

A männlich

  • 5,959 sec, Aodhan Umlauf, Duisburg (GER) 2023

A weiblich

  • 7,869 sec, Nuria Brockfeld, Hamburg 2021

B männlich

  • 6,470 sec, Aodhan Umlauf, Neu Ulm 2022

B weiblich

  • 8,474 sec, Anna Maria Apel, Hamburg 2020

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