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Interview mit Max Prinz -"Ich würde liebend gerne bei Weltcups starten."

13.02.2020, 13:17 Uhr

Im Dialog mit dem DAV spricht der Deutsche Meister im Bouldern über den besten Tag seines bisherigen Wettkampflebens und seine Vorhaben im Sportklettern für die kommenden Jahre.

Max Prinz (DAV AlpinClub Hannover): Er hat schon als Kind – damals war er sechs Jahre alt – mit dem Klettern begonnen. Als 12-Jähriger nahm er dann an seinem ersten Wettkampf teil, der Norddeutschen Meisterschaft. Seitdem mischt der Boulderspezialist, der auch oft und gerne am Fels unterwegs ist, bei nationalen und internationalen Wettkämpfen mit. Seinen größten Erfolg feierte der Zwanzigjährige im vergangenen Jahr, als er in Dortmund bei der Deutschen Meisterschaft Bouldern ganz oben auf dem Treppchen stand.

 

War im Wettkampfjahr 2019 der 30. Juni - der Tag, an dem die Deutsche Meisterschaft Bouldern stattfand - für dich der wichtigste?
Definitiv. Das war sogar mein bester Tag in meinem ganzen Wettkampfleben.

 

Du hattest im Finale vier Tops in vier Versuchen – ein absolutes Traumergebnis. War das damals einer jener seltenen Momente, in dem einfach alles läuft?
Ich kann mich noch sehr gut an dieses Finale zurückerinnern. Da hat einfach alles gestimmt: der Kopf war perfekt, die Fitness war super und nach meinen Erfahrungen bei Ninja Warrior konnte ich die Zuschauer und den Druck gut ausblenden. Alles lief einfach optimal. 2017 war es bei der Deutschen Meisterschaft Bouldern schon knapp, damals gewann dann aber David Firnenburg. Ein Jahr später habe ich mir selber viel zu viel Druck gemacht, ich wollte um jeden Preis gewinnen und habe deshalb mein Ziel verfehlt. Im vergangenen Jahr habe ich mir vorgenommen, einfach alles rauszuholen… und das ist mir dann auch gelungen.

 

Hast du selber mit einem solchen Erfolg gerechnet?
Dass ich den ersten Boulder, eine Platte, im ersten Versuch machte, hat mir viel gebracht. Den haben nur ganz wenige Finalisten gemacht. Das hat mich voll motiviert, danach wollte ich das Ding nach Hause holen. Aber ich habe nicht vor dem Wettkampf damit gerechnet, Deutscher Meister zu werden. Ich hätte mein Geld eher auf den großen Favoriten Yannick Flohé gesetzt und nicht auf mich.

 

 

Du hast dich in den vergangenen Jahren ziemlich auf das Bouldern kapriziert. Hast du, als Olympia zum Thema wurde, auch einmal überlegt, zum Allrounder zu werden?
Auf jeden Fall. Ich habe in meiner Jugend auch viel Lead gemacht. Dann ist mir aber bei meinem ersten Europäischen Jugendcup in Imst gleich in der ersten Tour der Fuß weggerutscht und die Lead-Lust war weg. Außerdem gab es lange Zeit in Hannover keine Seilkletterhalle, ich bin also immer mehr bouldern gewesen. Inzwischen gibt es aber auch dort mehrere Möglichkeiten, ans Seil zu gehen - deshalb möchte ich in Zukunft unbedingt wieder mehr Lead und Leadwettkämpfe machen. Ich wurde in dieser Saison in den Perspektivkader aufgenommen, das ist für mich eine totale Motivation, mehr zu tun.

 

Und Paris 2024? Bei den Olympischen Sommerspielen dort wird es wahrscheinlich eine Kombination aus Bouldern und Lead geben – wäre das für dich reizvoll?
Ja, sehr. Gerade in dieser Kombination und ohne Speed, das ich nie gemocht und gemacht habe. Bouldern und Lead passt besser zusammen und es hätte den Vorteil, dass Speed raus ist. Da hätte ich bessere Chancen als beim Combined-Format. Noch besser wäre es für mich natürlich, wenn es in Paris Bouldern als Einzeldisziplin geben würde (lacht).

 

Wie trainierst du?
Das kommt darauf an, in welcher Trainingsphase ich stecke. Vor einem Wettkampf stehen das Bouldern und die Fingerkraft im Fokus. In den Wintermonaten mache ich viel Kraft- und Körperspannungstraining und gehe viel joggen. Insgesamt sind das locker etwa 18 Stunden in der Woche. Zu bouldern ist für mich aber das beste Training. Vor jeder Saison versuche ich dann, in möglichst vielen anderen Hallen Wettkampfboulder zu spulen.

 

Welche Rolle hat eigentlich Ninja Warrior in deinem Leben?
Das habe ich früher im Fernsehen angeschaut. Und dann hat Alex Wurm mich gefragt, ob ich in das Team von ihm und seiner Schwester Jule einsteigen will. Ninja Warrior war mir aber nie besonders wichtig, ich habe nur nebenbei dafür trainiert. Aber man kann bei der Show bis zu 300.000 Euro gewinnen und das ist natürlich verlockend, also ich werde dieses Jahr schon noch einmal mitmachen. Aber es ist für mich nicht annähernd so wichtig wie das Klettern.

 

 

 

Was machst du momentan – außer zu klettern?
Ich habe gerade den Sporteignungstest für die Sporthochschule in Köln gemacht und bestanden und werde mich jetzt dort für ein Sportmanagementstudium anmelden. Im letzten Jahr war ich viel am Trainieren, bin viel rumgereist und war viel am Fels.

 

Welche Ziele hast du für dieses Jahr?
Ich würde liebend gerne bei Weltcups starten - also beim Bouldern natürlich. Ja, und im vergangenen Jahr habe ich bei der Europameisterschaft den Einzug ins Finale knapp verpasst, das würde ich gerne nachholen. Und die Deutsche Meisterschaft ist für mich auch nicht unwichtig. Wer weiß, an einem guten Tag könnte ich den Titel verteidigen. Das wäre natürlich ein Traum.

 

 

Das Interview führte: Gudrun Regelein

 

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