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Interview mit Franziska Ritter - Motiviert für die kommenden "Battles"

05.02.2020, 11:53 Uhr

Die motivierte 16-jährige Deutsche Meisterin im Speed-Klettern erzählt im Gespräch mit dem DAV, was sie an dieser Diziplin so mag und was für eine Zeit sie in diesem Jahr anstrebt.

Franziska „Franzi“ Ritter (DAV Barmen) ist erst 16 Jahre alt, aber sie zählt zu den schnellsten Frauen Deutschlands. Und sie ist die Deutsche Speed-Meisterin des Jahres 2019. Franzi gehört zu den „jungen Wilden“, den deutschen Nachwuchskletterern, die im vergangenen Jahr mit schnellen Zeiten und internationalen Erfolgen auf sich aufmerksam machten. Durch das neue, extra für die Olympischen Spiele in Tokio entwickelte Combined-Format, erwachte die in Deutschland jahrelang nicht besonders geschätzte Disziplin Speed aus ihrem Dornröschenschlaf. Und die 2019 gelaufene Zeiten wurden immer besser: Bei den Damen wurden erstmals die zehn Sekunden, bei den Herren die sieben Sekunden unterboten.

 

Franzi, wie hast du Speed für dich entdeckt?
Eigentlich war das schon sehr früh. Das war mit acht Jahren bei einem Kids-Cup, der im Combined-Format lief, also auch mit Speed. Das hat mir schon damals Spaß gemacht und ich war schon damals gut. Also eigentlich gehört Speed für mich dazu, seitdem ich Wettkämpfe mache.

 

Was ist deine persönliche Bestzeit? Und wie wird man so schnell?
Meine Bestzeit sind 8,809 Sekunden, die bin ich bei der Jugend-Weltmeisterschaft in Arco im Achtelfinale gelaufen. Gerade stelle ich meine Beta um, da sind die Zeiten langsamer. Wie man so schnell wird? Ich mache relativ viel Krafttraining und Schnellkrafttraining. Lauftraining für die Beine gehört auch dazu. Und man kann sehr viel mit Technik rausholen, das ist zumindest für mich sehr wichtig.

 

Den Weltrekord bei den Frauen hält die Indonesierin Aries Susanti Rahayu, die beim Weltcup in Xiamen 2019 mit 6,995 Sekunden erstmals unter sieben Sekunden blieb. Ist für dich so eine Zeit vorstellbar?
So weit habe ich ehrlich gesagt noch nicht gedacht. Unter sieben Sekunden zu bleiben, ist für mich noch sehr weit weg. In diesem Jahr unter 8,5 Sekunden zu laufen, wäre schon cool… und langfristig möchte ich meine Zeit dann natürlich immer weiter steigern.

 

Wie trainierst du Speed?
Ich bin oft in Hilden an der Speedwand. Mindestens zweimal in der Woche trainiere ich dort. Erst einmal geht es darum, jede Stelle so einzuschleifen, dass man sie im Schlaf klettern kann. Danach geht es darum, kleine Fehler zu optimieren. Das heißt, dass ich – wie momentan – auch meine Beta wieder verändere, um für mich die beste und schnellste Lösung zu finden. Und dann brauche ich natürlich die notwendige Kraftausdauer, um die 15 Meter möglichst schnell rennen zu können.

 

Willst du dich – auch da es bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 wahrscheinlich Speed als Einzeldisziplin geben wird – darauf fokussieren?
Ja, schon. Speed ist meins, da möchte ich mich schon darauf fokussieren. Und Paris könnte funktionieren, wenn alles optimal läuft. Aber jetzt hoffe ich erst einmal, dass ich in diesem Jahr erste Erfahrungen beim Weltcup bei den Frauen sammeln kann. Gleichzeitig will ich aber auch noch weiter bouldern und das nie aus den Augen verlieren.

 

Hast du beim Lead und Bouldern auch Ambitionen?
Beim Bouldern auf jeden Fall. Bouldern ist super, ich liebe es. Da möchte ich mich in diesem Jahr auf die nationalen Wettkämpfe konzentrieren und hoffe, mich für einen Europa-Cup qualifizieren zu können, das wäre cool. Lead dagegen ist nicht ganz so meine Disziplin, da habe ich nie richtig reingefunden.

 

 

Du bist noch sehr jung: Welche Ziele hast du – auch international?
Ich möchte mich immer weiter hocharbeiten und versuchen, international an die Spitze zu kommen. Aber ich bin schon auch froh, noch jung zu sein und bei der Jugend-Weltmeisterschaft starten zu können – und dort in diesem Jahr hoffentlich auf dem Treppchen zu stehen.


Du hast im vergangenen Jahr die Deutsche Meisterschaft im Speed gewonnen. Was war das für ein Gefühl?
Das war für mich im vergangenen Jahr das absolute Highlight. Die Deutsche Meisterschaft hat ja im Rahmen der Ruhr Games in Duisburg stattgefunden und die Stimmung dort war einfach unglaublich cool. Die Zuschauer haben einen so angefeuert. Auf dem Treppchen dann ganz oben zu stehen, war ein Traum. Vor allem auch, weil ich in meinem ersten Jahr bei den Frauen absolut keine Erwartungen hatte.

 

Hast du Vorbilder?
Sasha DiGiulian, auch wenn sie eine Felskletterin ist. Und die russischen Speederin Anna Tsyganova, die ist einfach richtig cool.

 

Ist das Speedtraining eigentlich auch stupide? Man klettert ja immer die gleiche Tour, immer die gleichen Griffe…
Manchmal schon, vor allem, wenn man alleine trainiert. Manchmal kann es auch super frustrierend sein, wenn es nicht klappt und man keine Fortschritte macht. Aber das ändert sich dann wieder und gerade in der Gruppe kann es, wenn man sich gegenseitig pusht, auch sehr motivierend sein.

 

Willst du dir 2020 wieder den Deutschen Meistertitel Speed bei den Frauen holen?
Die Ambition habe ich definitiv. Alma (Bestvater) und Nuria (Brockfeld) sind zwar schneller geworden und es wird schwierig werden, wieder den Titel zu holen – das weiß ich. Aber ich freue mich schon jetzt darauf, mich mit ihnen battlen zu können.

 

 

Das Interview führte: Gudrun Regelein

 

Franziska Ritter läuft neuen deutschen Rekord!

Deutsche Meisterschaft Speed 2019

Mehr erfahren
Am 22. Juni 2019 trafen sich die schnellsten Kletterinnen und Kletterer zur Deutschen Meisterschaft Speed. Die DM fand im Rahmen der Ruhr Games in Duisburg statt. Am Vormittag wurde sich bereits warm gelaufen: Die Youngsters kämpften um den Tagessieg beim 5. Deutschen Jugendcup. Später durften auch die Seniorinnen und Senioren an die Speed-Griffe. Eine noch sehr junge Starterin war dort besonders erfolgreich.