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Ist der Holzberg gerettet?

Natur und Klettern in Gefahr

02.05.2023, 13:52 Uhr

Dem beliebten Klettergebiet in einem ehemaligen Steinbruch nahe Leipzig droht das Aus. Eine Baufirma könnte das Gebiet als Deponie nutzen. Mit der Verfüllung des Geländes würde auch ein "Hotspot" der Artenvielfalt zerstört werden.

Update 2. Mai 2023: Ersatzstandort gefunden - Antrag auf Naturschutzgebiet

Der Holzberg ist seit dem im Jahr 2022 verhängten Verbot weiterhin fürs Klettern gesperrt. Der Eigentümer, die Firma KAFRIL, beabsichtigt, eine veraltete Genehmigung heranzuziehen, um den Steinbruch mit Erdmassen zu verfüllen. Das Aktionsbündnis zur Holzberg-Rettung, darunter der Landesverband Sachsen des DAV und der BUND Sachsen starteten eine Petition, die von mehr als 36.000 Menschen unterzeichnet wurde.

 

Mit Unterstützung des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer wurde ein möglicher Standort für die Erdmassen der Firma KAFRIL gefunden. Er befindet sich in einem Tagebau in der Nähe von Leipzig. Die Genehmigung zu dessen Verfüllung wird nun beantragt. BUND und DAV fordern von der Sächsischen Staatregierung, sich für eine schnelle Umsetzung dieser Lösung zu engagieren. Darüber hinaus hat das Aktionsbündnis einen Antrag an das Umweltministerium vorbereitet, den Holzberg als Naturschutzgebiet auszuweisen.

 

DAV-Präsident Roland Stierle besprach sich Ende April 2023 vor Ort mit dem sächsischen Umweltminister Wolfram Günther. Beide sind sich einig, dass eine Lösung gefunden werden muss.

 

Sollte die Genehmigung zur Verfüllung des Holzbergs dennoch erteilt werden, kündigt das Aktionsbündnis an, gerichtlich dagegen vorzugehen. Dafür sind allerdings finanzielle Mittel notwendig. Mit einer Spende auf das Konto der BUND-Ortsgruppe Böhlitz kann man die Rettung des Holzbergs unterstützen.

 

Lebensraum für geschützte Tierarten

Der Steinbruch Holzberg in den Hohburger Bergen, 35 km östlich von Leipzig, ist mit mehr als 120 Kletterrouten an bis zu vierzig Meter hohen Wänden ein bedeutendes Kletterziel in Mitteldeutschland. Aber nicht nur für Kletterer ist das Gebiet nahe der sächsischen Großstadt ein Paradies: Im Laufe der Zeit hat sich auf dem Gelände ein Lebensraum für viele geschützte Tierarten entwickelt, etwa für Juchtenkäfer, Schlingnatter oder Knoblauchkröte. Der Holzberg gilt mit mehr als 260 Pflanzen- und Tierarten als einer der artenreichsten Hotspots in der gesamten Region Leipzig - und als positives Beispiel, dass Natur und Klettern gut koexistieren können. 2018 kaufte eine örtliche Firma den Steinbruch, um ihn als Erdstoffdeponie zu nutzen. Dafür würde das Gelände mit Baumaterial zugeschüttet werden. Für diese „Verfüllung“ liegt bereits seit 1997 eine Genehmigung vor.

 

Breites Bündnis für den Holzberg

Nähme die Firma das Vorhaben auf, würde dies in jedem Fall das Ende des Feuchtbiotops bedeuten, welches sich an der Sohle des Steinbruchs entwickelt hat. Aber auch die Kletterer könnten davon betroffen sein. Wegen der naturschutzfachlichen Bedeutung des Areals lehnt der Deutsche Alpenverein die Verfüllung ab. Ein artenschutzrechtliches Gutachten, vom Betreiber selbst beauftragt, beschreibt den Steinbruch als Artenschutz-„Hotspot“ für die Region. Vertreter von DAV und IG Klettern haben sich zur Gruppe der Holzbergfreunde zusammengeschlossen und kämpfen mittlerweile seit fünf Jahren gegen die Verfüllung, gemeinsam mit einer örtlichen Bürgerinitiative und anderen Naturschutzverbänden.

„Der Holzberg ist das Paradebeispiel deutschlandweit, wie naturverträgliches Klettern und Naturschutz Hand in Hand gehen. Die Biotope im Holzberg haben sich bei stets hohem Kletterbetrieb zu einem außerordentlichen Artenreichtum entwickelt, der in der Agrarwüste der Leipziger Tieflandsbucht seinesgleichen sucht“, so Lutz Zybell vom DAV-Landesverband Sachsen.

 

Hier finden Sie das Positionspapier des Deutschen Alpenvereins zur geplanten Wiederverfüllung des Steinbruchs Holzberg.