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Thomas Huber erhält Paul-Preuss-Preis 2022

24.08.2022, 09:35 Uhr

Thomas Huber, Extremkletterer aus Berchtesgaden, ist der zehnte Träger des Paul-Preuss-Preises. Vergeben wurde außerdem ein Förderpreis an die beiden jungen Argentinier Pedro und Tomas Odell sowie der von der Internationalen Paul-Preuss-Gesellschaft ins Leben gerufene Solidaritätspreis, der stellvertretend für alle ukrainischen Bergsteigenden an den Spitzenalpinisten Mikhail Fomin ging.

Glaube an die "perfekte Linie"

Thomas Huber, Extremkletterer aus Berchtesgaden, ist der zehnte Träger des Paul-Preuss-Preises. Der Ältere der berühmten Huberbuam erhielt die von der Internationalen Paul-Preuss-Gesellschaft (IPPG) verliehene Auszeichnung 27. August 2022, im  Messner Mountain Museum Firmian auf Schloss Sigmundskron bei Bozen. Der Bergführer und Psychologe Jan Mersch würdigte in seiner Laudatio die Leistungen und die Lebenseinstellung des Geehrten, dessen bergsteigerische Maxime der Philosophie des 1913 im Alter von 27 Jahren tödlich abgestürzten Dr. Paul Preuss aus Altaussee im steirischen Salzkammergut folgt. In seiner Antwort erklärte Thomas Huber: „Ich glaube an die perfekte Linie!“. Er dankte seinen Förderern, angefangen von seinen Eltern bis hin zu seinen Ideengebern Kurt Albert, Wolfgang Güllich und Reinhold Messner. Der von Paul Preuss propagierte „Verzichtsalpinismus“ mache das Abenteuer „noch viel größer“.

 

Zum Förderpreis an die beiden argentinischen Bergsteiger Pedro und Tomas Odell meinte der Obmann der Internationalen Paul-Preuss-Gesellschaft, Georg Bachler, dass diese zwei Brüder von zwei Brüdern (Thomas und Alexander Huber) entdeckt und gefördert worden seien. Alexander Huber gab ihnen mit auf den Weg: „Immer schön festhalten und nie loslassen!"

 

Solidarität mit ukrainischen Bergsteiger*innen

Angesichts des brutalen Überfalls auf die Ukraine hatten sich die Verantwortlichen der IPPG entschlossen, einen Solidaritätspreis für einen ukrainischen Bergsteiger auszurufen. Die Wahl fiel auf Mikhail Fomin, der dank seiner großartigen Leistungen in den Bergen der Welt, zur Spitzengarde der Begsteiger gehört. Das gilt auch für seine beiden Begleiter Nikita Balabanov und Viatcheslav Polezhailo; sie haben 2021 mit der Besteigung des Südostgrats der Annapurna III (7555 m) im Karakorum im Westen Nepals eines der großen Probleme an den höchsten Bergen der Welt gelöst. Für ihre Erstbesteigung des Nord-Nordwest-Pfeilers des 7348 m hohen Talung nahe des Achttausenders Kangchendzönga hatte das Trio bereits den Piolet d’Or erhalten.

 

Reinhold Messner würdigte in seiner Laudatio für Mikhail Fomin, den ukrainischen Spitzenbergsteiger, stellvertretend für seine Kolleg*innen in der vom Krieg heimgesuchten Ukraine und bewertete diese Ehrung als „Signal“ für deren Unterstützung. Fomin habe in den letzten zehn Jahren das Bergsteigen im östlichen Europa geprägt. Zum Alpinismus allgemein merkte er an, dass der „traditionelle Alpinismus als Haltung“ zu verstehen sei und nicht als sportliche Angelegenheit. Es gebe keine stärkere emotionale Zugehensweise zur Natur. „Wir Bergsteiger gehen dorthin, wo man umkommen könnte, um nicht umzukommen“. Der Alpinismus an sich habe sich „radikal verändert“, er sei ein großartiger Sport geworden, den die alpinen Vereine auch zu unterstützen hätten. Paul Preuss sei für ihn ein Richtungsgeber, obwohl er in der NS-Zeit ausgegrenzt worden sei.

 

Der Paul-Preuss-Preis

Der Preis wird an extreme Bergsteigende bzw. Kletternde verliehen, die sich im Laufe ihrer gesamten bergsportlichen Entwicklung nicht nur durch herausragende Leistungen im Gebirge, sondern auch im Sinne der Philosophie Paul Preuss’ mit dem Verzicht auf technische Aufstiegshilfen dem freien Klettern verschrieben und besonders ausgezeichnet haben.

 

Erster Träger dieses Preises war Reinhold Messner, dem es zu verdanken ist, dass der jüdische Intellektuelle und Extremkletterer wieder stärker ins Bewusstsein der alpinen Welt geraten ist. Paul Preuss war es ein elementares Anliegen, beim Klettern nur unbedingt notwendige Hilfsmittel einzusetzen. In diesem Sinne vertrat er auch im damaligen Mauerhakenstreit eine kompromisslose Haltung. Nach Reinhold Messner erhielten in den folgenden Jahren bekannte Kletternde wie Hanspeter Eisendle, Albert Precht (+), Hansjörg Auer (+), Alexander Huber, Beat Kammerlander, Bernd Arnold, Heinz Mariacher und Catherine Destivelle diesen Preis.