Schneekanone in grüner Umgebung
Schneekanonen fürs Winterglück? Foto: DAV/Steffen Reich
Zukunft des Wintertourismus

Spaß am Berg - um jeden Preis?

Der Klimawandel verändert nicht nur das Landschaftsbild und die Ökologie der Alpen, er wird auch altgewohnten Wirtschafts- und Bevölkerungsstrukturen neue Rahmenbedingungen setzen.

Tourismus und Klima(wandel) – ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis

Günstige Wetterlagen und Klimafaktoren (z. B. Temperatur oder Niederschlag) sind die wichtigsten Ressourcen des Tourismus. Ohne entsprechende klimatische Voraussetzungen kann der Tourismus nicht überleben. Gleichzeitig wirkt der Tourismus mit all seinen Elementen und Ausprägungen massiv auf das Klimasystem ein. Durch die touris­tische Infrastruktur und die Gesamtheit aller touristischen Aktivitäten werden große Mengen klimawirksamer Treibhausgase ausgestoßen, die den Klimawandel vorantreiben.

Wintertourismus – eine ungewisse Zukunft?

Besonders betroffen vom Klimawandel ist der Skitourismus in den Alpen. Wärmere Winter führen zu kürzeren Skisaisonen in niedrigen und mittleren Höhenlagen. In vielen Gebieten kann Schneesicherheit nur mehr durch künstliche Beschneiung gewährleistet werden. Damit greift der Skitourismus mit seinem enorm hohen Ressourcenverbrauch (Energie und Wasser) und der aufwändigen Infrastruktur (Liftanlagen, Hotels, Gastronomie) sehr stark in die Natur ein. Paradoxerweise zerstört der Skitourismus seine Grundlagen immer mehr von selbst:

  • Messungen im Alpenraum bestätigen den Trend zur verkürzten Ski­saison und geringeren Schneemächtigkeit.

  • Bei intensiver Beschneiung sind im bayerischen Alpenraum aktuell noch 90 % der Skigebiete schneesicher.

  • Bei einer Erwärmung von +1,5 °C bis Mitte des Jahrhunderts sind bereits 50 % aller Skigebiete in Bayern nicht mehr schneesicher.

  • Der Sommertourismus könnte von einer längeren Saison profitieren. Außerdem sind im Hochgebirge die Temperaturen an Hitzetagen deutlich angenehmer als im Tal.

  • Zum Ende des Jahrhunderts könnte sich die natürliche Schneedeckendauer um sechs bis neun Wochen verkürzen. Die Schneefallgrenze würde um 400 bis 800 m ansteigen.

  • Besonders betroffen: Kleine Skigebiete in niedrigen und mittleren Höhenlagen, die auch trotz künstlicher Beschneiung keinen Skibetrieb mehr garantieren können.

Selbst auf Gletschern besteht im Winter keine Schneesicherheit. Foto: Marco Kost

Grafik: Schneesichere Pistenfläche (in Prozent)

Anteil der trotz Beschneiung schneesicheren Pistenflächen in der Referenzperiode (1971-2000) und bei Erwärmung. Quelle: Mayer, M.; Steiger, R., 2013: Skitourismus in den Bayerischen Alpen – Entwicklung und Zukunftsperspektiven.

Alpentourismus – Umdenken oder weiter wie bisher?

Stagnierende Skifahrer*innenzahlen und unsichere Prognosen bringen die Gebiete in einen Konkurrenzkampf um die meisten Pistenkilome­ter, die umfassendste Beschneiung und damit die längste Skisaison. Große Speicherteiche, umfassende Beschneiungsanlagen und Skigebietsfusionen sind die Folge. Der Verlierer dieses Wettstreits: die Natur.

Auf mittel- und langfristige Sicht wird ein Umdenken unausweichlich sein, um die unerschlossenen Rückzugsräume in den Alpen auch weiterhin zu erhalten.