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Zwischen Wald, Fels und Wein

Pfälzer Fernwanderwege

Höhenweg, Weinsteig, Waldpfad – die drei Pfälzer Fernwanderwege feiern 2021 ihr zehnjähriges Jubiläum. Der leidenschaftliche Fernwanderer Günter Kromer war in den letzten Jahren über 10.000 Kilometer auf den schönsten deutschen Fernwanderwege unterwegs. Hier berichtet er über seine Eindrücke auf den drei Pfälzer Wanderrouten.

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Der Pfälzer Weinsteig

Auf elf Etappen führt der Weinsteig in einer angenehmen Mischung aus Forstwirtschaftswegen und schmalen, manchmal steinigen oder verwurzelten Pfaden vom „Haus der Deutschen Weinstraße“ in Bockenheim entlang des Haardt-Gebirgszugs zum „Deutschen Weintor“ in Schweigen-Rechtenbach. Ich folge der Route in umgekehrter Richtung von Süd nach Nord und wandere zunächst über sonnige Weinberge und durch schattige Wälder. Auf dem Stäffelsbergturm bietet sich ein erster Rundumblick auf Wald und Berge, während das Dörfchen Dörrenbach aus einem Märchen entsprungen scheint. Weiter geht es über herrliche Weinberge mit Aussicht über die Rheinebene bis zu den Bergen des Odenwalds und zum Schwarzwald. Die beiden Burgruinen Landeck und Madenburg sind sehr beliebte Ausflugsziele und lohnen die Besichtigung und Einkehr im schönen Biergarten.

 

Nach riesigen, wie Mauern aufragenden Sandsteinfelsen folgt die ehemalige Reichsburg Trifels, wo einst Richard Löwenherz gefangen gehalten wurde. Hier lasse ich mir typische Pfälzer Spezialitäten schmecken: Saumagen, Leberknödel, Bratwurst mit Weinsauerkraut, begleitet von neuem Wein. Eine deftige Verköstigung gehört in der Pfalz einfach dazu. Besonders empfehlenswert sind die vielen Hütten mit Selbstbedienung und gutem, preiswertem Essen. Nach dem Städtchen Annweiler mit schönen Häusern und Mühlrädern entlang der Queich erreiche ich bei Sonnenschein den Aussichtspunkt Krappenfelsen und am nächsten Morgen in dichtem Nebel den noch schöneren Orensfels. Bei der Ruine Neuscharfeneck angekommen, löst sich der Morgennebel gerade auf. Nach dem äußerst fotogenen Dorf Sankt Martin geht es durch duftende Kiefernwälder auf die 672 Meter hohe Kalmit. Auch auf der Strecke zum Hohe Loog Haus begeistert mich der lichte Wald. Später komme ich am Hambacher Schloss vorbei, wo sich 1832 beim Hambacher Fest eine der Sternstunden der deutschen Demokratie abspielte, und schlendere am Abend durch die hübschen Gassen von Neustadt.

 

In Deidesheim wirken manche Weingüter wie kleine Paläste. Beim pittoresken Flaggenturm oberhalb von Bad Dürkheim schweift der Blick über besonders schöne Weinberge, die wie die Zypressen im Innenhof der Burg Battenberg an die Toskana erinnern. Vorbei an Beerenhecken, Streuobstwiesen und nochmals über Weinberge führt schließlich die letzte Etappe nach Bockenheim.

 

Der Pfälzer Weinsteig in Bildern

Der Pfälzer Waldpfad

Auch den Pfälzer Waldpfad gehe ich von Süd nach Nord an. Nach dem Auftakt in Schweigen-Rechtenbach und einem kurzen Stück auf französischer Seite wird der Waldpfad seinem Namen schnell gerecht – er durchquert in neun Etappen das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen, verläuft mal durch dunklen, schattigen Wald, dann durch helle, lichtdurchflutete Wälder, durch Buchen-, Kiefern- oder Kastanienwald, ab und an über romantische Pfade, oft auch auf breiten Forstwirtschaftswegen, zum Glück nahezu nie auf Asphalt.

 

Mag es im Hochsommer auf vielen anderen Routen zu heiß werden, kann man im größten zusammenhängenden Waldgebiet Deutschlands noch immer recht angenehm im Schatten spazieren. Auf der Route liegt die bis heute bewohnte Burg Berwartstein, die man auch besichtigen kann. Dann überrascht mich die Ruine Drachenfels mit ihrer ungewöhnlich geformten Mauer und dem weiten Rundblick – die Burg, von der nur noch wenige Reste stehen, zählt zu den schönsten Ausflugszielen der Region.

 

Die Ruinen der drei direkt nebeneinander auf einem Felsgrat erbauten Dahner Burgen sind weitere Höhepunkte auf der Strecke. Bei Dahn führt der Weg auf den gewaltigen Fels namens „Jungfernsprung“. Im weiteren Verlauf der Tour raste ich im Queichtal im Biergarten der Paddelweiher-Hütte direkt am Ufer eines kleinen Sees und blicke vom Luitpoldturm am Gipfel des 607 Meter hohen Weißenbergs wie vom Bergfried der Burg Gräfenstein wieder auf die Waldidylle. Bei Rodalben zieht der Waldpfad von einem faszinierenden Sandsteinfelsen zum nächsten. Einige Kilometer danach beeindruckt mich die hohe, fast 700 Meter lange Sandsteinmauer der Seelenfelsen besonders. Nirgendwo sonst auf meinen Deutschland-Touren habe ich so viele außergewöhnlich geformte, von der Erosion mit faszinierenden Mustern gezeichnete Sandsteinfelsen gesehen wie im Pfälzerwald. Genussreich geht es weiter, an romantischen Teichen entlang und durch das idyllische Tal der Moosalb. Ein Lehrpfad weist auf Hammerwerke, Mühlen und Schmelzen aus der Zeit der Eisenverhüttung hin, und die Karlstalschlucht entpuppt sich als einer der schönsten Abschnitte der Route. Weit ist es nun nicht mehr zum Endpunkt Kaiserslautern.

 

Der Pfälzer Waldpfad in Bildern

Pfälzer Höhenweg

Die recht einfache Tour über den Pfälzer Höhenweg von Winnweiler nach Wolfstein ist ideal, wenn man sich abseits von Massentourismus und Verkehrslärm auf stillen Wegen erholen will. Die beste Zeit dafür sind der Frühsommer und der Herbst – hier ist es im Hochsommer wohl oft zu heiß. Ich bin im Mai unterwegs und komme bald nach dem Start in Imsbach an einem Besucherbergwerk, einem Bergbaumuseum und der Rekonstruktion einer keltischen Siedlung vorbei, die wegen der Pandemie leider geschlossen sind. Einen Tag später stehe ich auf dem weitläufigen Plateau des 686 Meter hohen Donnersbergs, der höchsten Erhebung der Pfalz. Von dort führen mich sonnige Feldwege, von Kornblumen und blühendem Mohn gesäumt, durch eine sanfte Hügellandschaft mit weiter Rundumsicht auf einzelne Baum- und Heckenreihen. Im hübschen Ort Meisenheim dreht sich neben dem Obertor ein altes Wasserrad, und der Gang durch die Altstadt führt an vielen Fachwerkhäusern und der spätgotischen Schlosskirche vorbei. Nach einer weiteren langen Wanderetappe kann man in Lauterecken die entspannende Atmosphäre neben einer alten Brücke genießen. Der letzte Tag auf dem Pfälzer Höhenweg führt durch das Lautertal, vorbei an zwei kleinen Ruinen und am Aussichtsturm am Selberg, den man besteigen sollte. Auch der kürzeste der drei Fernwanderwege vermag vom Charme der außergewöhnlich schönen Landschaft in der Pfalz zu überzeugen.

 

Der Pfälzer Höhenweg in Bildern

Info Pfälzer Fernwanderwege

Die vom Deutschen Wanderverband als „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ ausgezeichneten drei Pfälzer Routen – Weinsteig, Waldpfad und Höhenweg - sind hervorragend markiert und in beide Richtungen begehbar. Dank guter Bahn- und Busverbindungen sind auch kürzere Abschnitte möglich. Da Weinsteig und Waldpfad in Schweigen-Rechtenbach beginnen bzw. enden, lassen sich beide Wege auch zu einer langen Tour kombinieren. Ausführliche Infos zu den Fernwanderwegen und weiteren Wandermöglichkeiten in der Pfalz sind auf pfalz.de/wandermenue zu finden.

 

Der Pfälzer Weinsteig (11 Etappen, 172 km, 6000 Hm) führt zwischen Bockenheim und Schweigen-Rechtenbach durch den Naturpark Pfälzerwald und viele Weinberge oberhalb der Rheinebene. Die Strecke bietet eine angenehme Mischung aus breiten Forstwirtschaftswegen und schmalen, manchmal steinigen oder verwurzelten Pfaden. Nur selten trifft man auf Asphalt oder Betonplatten. An manchen Stellen ist etwas Trittsicherheit erforderlich. Unterwegs gibt es viele Einkehrmöglichkeiten.

 

 

pfalz.de/de/route/pfaelzer-weinsteig

 

Die Route des Pfälzer Waldpfades (9 Etappen, 143 km, 3200 Hm) leitet zwischen Kaiserslautern und Schweigen-Rechtenbach durch das UNESCO-Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen, das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands. Schöne Wälder, romantische Burgen und faszinierende Sandsteinfelsen bieten viel Abwechslung. Wenn es im Hochsommer auf vielen anderen Routen zu heiß wird, kann man hier noch immer recht angenehm im Schatten wandern.

 

pfalz.de/de/route/pfaelzer-waldpfad

 

Auf dem Pfälzer Höhenweg (7 Etappen, 114 km, 3300 Hm) wandert man zwischen Winnweiler und Wolfstein manchmal durch Wald, meist aber über eine sonnige, sanfte Hügellandschaft. Die im Vergleich zu vielen anderen Etappenwanderungen recht einfache Tour bietet viel stille Natur und vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft. Er ist ideal für alle, die sich abseits vom Massentourismus und Verkehrslärm auf stillen Wegen erholen wollen.

 

pfalz.de/de/route/pfaelzer-hoehenweg

 

Der Autor

Günter Kromer, passionierter Wanderer und Buchautor, erkundete 10.000 Kilometer auf Deutschlands schönsten Fernwanderwegen und war 2018 und 2020 auf den drei Pfälzer Fernwanderwegen unterwegs (d-wanderer.de).