Frau steht über der Moselschleife und genießt die Aussicht
Die Moselschleife zu Füßen des Calmont ist ein erstklassiges Postkartenmotiv. Foto: Klaus Herzmann
Spannende Wege in der Eifel

Steile Touren im Weinberg

Entspannte Wanderungen durch die malerischen Weinberge entlang der Mosel sind schon lange kein Geheimtipp mehr. Doch in der Genussregion kommen auch Fans von rassigeren Unternehmungen auf ihre Kosten: auf spektakulären Klettersteigen.

Bernkastel-Kues, eine mittelalterliche Fachwerkperle, ist der ideale Ausgangspunkt für ein Wander- und Klettersteigabenteuer in der Region entlang der Mosel. Die umliegenden Weinberge bieten eine reizvolle Kulisse für leichte bis anspruchsvolle Wanderungen entlang des Flusses. Wer nach einer vertikalen Herausforderung sucht, begibt sich auf die Klettersteige, die diese Gegend zu bieten hat. Allen voran der Burgenklettersteig von Manderscheid, der mit einer Extraportion an alpinem Flair aufwartet.  

Und so ist dieser auch unser erstes Ziel. Der einzigartige Steig führt durch die atemberaubende Umgebung der Eifel und ermöglicht, die mittelalterlichen Burgruinen Ober- und Niederburg aus einer völlig neuen Perspektive zu entdecken. Der Klettersteig hat die Schwierigkeitsgrade A bis D zu bieten, wobei D nur auf Etappe drei (Niederburg) und kurzen Passagen der Etappe eins zu bewältigen ist. Ideal für Anfänger*innen: Am Übungssteig auf der Turnierwiese lassen sich das Klettern und der sichere Umgang mit dem Klettersteigset trainieren.

Ganz gemächlich startet der Burgenklettersteig, ideal auch für Neulinge. Foto: Klaus Herzmann

Die Kirchturmuhr in Manderscheid schlägt gerade Neun, ein ruhiger Montagmorgen in der Vulkaneifel. Der Himmel ist verhangen, es soll laut Vorhersage aber trocken bleiben. Gleichgesinnte sind weit und breit keine in Sicht, das sieht an einem Wochenende mit Sonnenschein bestimmt ganz anders aus. Zum Einstieg der ersten Etappe führt ein kurzer Waldpfad. Beim Anlegen des Klettersteigsets schweifen meine Gedanken zurück zu meiner ersten Bergfahrt mit der DAV-Jugendgruppe nach Südtirol. Die Ausrüstung war damals noch reichlich improvisiert, heute ist das moderne Klettersteigset bis ins Detail ausgetüftelt und sicher, die Bedienung einfach und bequem!

Erste Schritte auf dem Burgenklettersteig

Der Burgenklettersteig ist nicht nur für erfahrene Ferrata-Begeisterte geeignet, sondern bietet auch die Möglichkeit, sich sicher an diesen faszinierenden Sport heranzutasten. Die Lieser, ein munteres Flüsschen, bahnt sich direkt am Einstieg ihren Weg durch das Tal. Die Ausrüstung sitzt, der Partnercheck ist absolviert, Helm auf und los geht’s. Schön, wieder aktiv am Fels zu sein. Über schroffe Formationen geht es im Wechsel mit kurzen Wanderpassagen durch das Liesertal. Teilweise sind Trittbügel und -stifte verbaut. Die Abschnitte tragen klangvolle Namen wie Schmugglerweg, Räuberwand oder Ritterschlag. Vor dem Einstieg in Etappe zwei – die kürzeste Tour im Reigen – legen wir eine kleine Pause zur Stärkung ein und genießen die herrliche Ruhe. Über die Rittertraverse und den Gipfelblock kommen wir der Oberburg näher. Diese thront seit dem 11. Jahrhundert auf einer Bergkuppe aus Schiefer und zählt mit der unweit gelegenen Niederburg zur „Kleinen Burgengruppe“. Und weil die beiden Bollwerke einst unterschiedliche Burgherren hatten, kam es auch ständig zu unschönen Auseinandersetzungen im Tal der Lieser.

Auf einigen Passagen des Burgenklettersteigs hat man auch ein wenig Luft unter den Sohlen. Foto: Klaus Herzmann

Der perfekten Ausschilderung folgend starten wir in die letzte der drei Etappen. Laut Karte erwartet uns jetzt der anspruchsvollste Teil des Burgenklettersteigs. In der Grafenwand und am Burgwall müssen wir dann auch richtig zupacken. Eine exponierte Stelle folgt der nächsten, kraxelnd geht es durch die Wand. Tochter Laura sprüht dabei vor Energie und strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Sie freut sich sehr über die Herausforderungen, die ihr der Klettersteig stellt.

Nach dem Ausstieg an Wegmarke „22“ und einem kurzen Fußweg zum Einstieg „23“ steigt die Spannung auf die bevorstehende Kletterpartie. Diese mündet an der Burgenbrücke. In zwanzig Metern Höhe spannt sie sich sechzig Meter weit über das kleine Liesertal. Der Wind frischt auf und wiegt die filigran anmutende Konstruktion sanft hin und her. Laura zuerst! Ein Fuß vor den anderen, langsam, bis die andere Seite erreicht ist. Die bevorstehende Tempelwand, die steil vor uns aufragt, ist dann auch schon die letzte Herausforderung vor dem Ende des Steigs am Kaisertempelchen. Ein grandioser, unvergesslicher Tag.

Schmales Highlight: Die Burgenbrücke spannt sich sechzig Meter über das Liesertal. Foto: Klaus Herzmann

Das Moseltal ist ein malerischer Flecken Erde. Rund sechzig Millionen Rebstöcke stehen in Reih und Glied in den rheinland-pfälzischen Anbaugebieten entlang der Mosel und den Nebenflüssen Saar und Ruwer. Flussschleifen wie gemalt und eine für Deutschland überdurchschnittliche Anzahl an Sonnenstunden locken Menschen hierher. Direkt am Ufer der Mosel liegt die berühmte Weinstadt Bernkastel-Kues, welche von der imposanten Burg Landshut überragt wird.

Reichlich Sonnenstunden und wunderschöne Weinberge machen diese Region aus.

Hier lässt es sich vortrefflich Radwandern und Mountainbiken – aber auch auf einfachen bis anspruchsvollen Wanderungen die Region erkunden. Zwei Touren stehen auf dem Plan: Durch die Bernkasteler Schweiz und der Bernkasteler Bärensteig. In die Bernkasteler Schweiz geht es durch das Tiefenbachtal mit schönem Wasserfall und steil bergan zur Bärenhalde, die wunderbare Blicke auf das „Goldene Kreuz“ auf einem Felsen inmitten weitläufiger Eichenwälder gewährt. Ein landschaftlicher Höhepunkt folgt auf den nächsten. Der Aussichtsfelsen Bresgensruh mit seinen bizarr geformten Felsnasen sticht besonders heraus.

Der Bärensteig über Bernkastel-Kues

Ein weiteres Highlight ist der Bärensteig. Auch für diesen Rundweg ist das Fachwerkensemble am Marktplatz von Bernkastel-Kues Ausgangspunkt. Es geht gleich bärenstark aufwärts. Wieso Bärensteig? Einer Sage nach stammt der Name des Orts Bernkastel von „Bärenkessel“. Die Namensgebung geht auf den Trierer Erzbischof zurück, der nach einem Abenteuer mit Meister Petz diesen Ort an der Mosel gründete. Bis heute ist der Bär im Stadtwappen und als Brunnenfigur in der Altstadt zu sehen.

Je höher wir auf der Wanderung kommen, desto öfter genießen wir die wunderbaren Landschaftspanoramen – die Burg Landshut mitten drinnen. Wo der Wald sich lichtet, erblicken wir in der Ferne die Höhenrücken von Hunsrück und Eifel. Durch das Kallenfelsbachtal folgen wir dem Pfad zurück zum Ausgangspunkt.

Tipps für den Bergurlaub

„Gruß dir Mosella, erhabene Mutter der Reben und Männer ...!“, so pries schon im Jahre 374 v. Chr. der römische Magnus Antonius als erster Dichter die Mosel. Die Rebsorte Riesling ist hier dominierend, dazu kommen Müller- Thurgau, Weißer Burgunder und Spätburgunder sowie die Mosel-Spezialität Elbling – bei einer Verkostung in einem der vielen Weingüter lernt man viel über die hiesige Weinkultur. Der Weinberg Calmont gilt als der steilste Weinberg Europas. Knapp dreihundert Höhenmeter mit beinahe sechzig Prozent Steigung ragt er imposant über der Moselschleife empor. Mitten durch den Weinberg schlängelt sich ein versicherter Wanderpfad. Auch wenn man hier keine Sicherheitsausrüstung wie beim Burgenklettersteig benötigt, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind auf jeden Fall gefragt! Der Einstieg ist in Ediger-Eller oder umgekehrt in Bremm.

Auf einem spannenden Pfad geht es durch die Terrassen des Calmont, des steilsten Weinbergs Europas. Foto: Klaus Herzmann

Nur anfangs gemütlich, führt der Steig schon bald über die ersten Felsblöcke mit Drahtseilsicherung und Metallleitern. Durch steile Weinbergterrassen und über schmale Pfade geht’s aufwärts über den Amphitryon-Aussichtspunkt zu einem Abzweig. Dort bietet sich die Möglichkeit, zum Gipfelkreuz des Calmont mit Weinschänke aufzusteigen (optional).

Die Moselregion ist bekannt für ihren Riesling. Foto: Klaus Herzmann

Wer die Extrameter bezwungen hat, darf sich über einen beeindruckenden Ausblick auf die Klosterruine Stuben an der engsten und schönsten Moselschleife freuen. Beine baumeln lassen und an der Weinschänke bei einem spritzigen Riesling und hausgemachtem Kuchen diesen wunderbaren Tag genießen. Zurück auf dem Hauptweg wandern wir leicht abwärts nach Bremm. Mit dem Calmont-Express – oder wer möchte wandernd – geht es zurück nach Ediger-Eller. Fazit: Klettersteige, Wanderwege, Weinstädtchen, Flussidylle – das alles bietet die Gegend rund um die Mosel. Oft liegt das Gute wesentlich näher als man denkt!

Wanderungen und Klettersteige in der Eifel

Charakter:

Für den Burgenklettersteig ist Klettersteigausrüstung (Set, Gurt, Helm) erforderlich, die vor Ort ausgeliehen werden kann. Die Tour verlangt eine Mindestgröße von 1,40 Meter und setzt körperliche Fitness, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraus. Die Etappe drei ist der anspruchsvollste Teil der Tour. Beim Calmont-Klettersteig und den Wanderungen in Bernkastel-Kues reicht normale Wanderausrüstung (festes Schuhwerk!).

Anreise:

Bus/Bahn: Der nächstgelegene Bahnhof von Bernkastel-Kues ist 15 Kilometer entfernt in Wittlich. Die Buslinie 300 verbindet sowohl Wittlich (ab Hauptbahnhof) als auch Daun (ab ZOB) mit Manderscheid und fährt durch bis Bernkastel. Fahrplanauskünfte: vrt-info.de

Bushaltestelle in Manderscheid: Kurfürstenstraße, Fußweg zur Verleihstation ca. 5 Minuten

Calmont: Mit dem Linienbus zu Start und Ziel in Ediger-Eller oder Bremm

Routen:

  • Burgenklettersteig: 3 Etappen (A bis D), ca. 4 km inkl. Zustiege

  • Calmont-Klettersteig: A/B, ca. 3,5 km ohne Rückweg zum Ausgangspunkt

  • Bernkastel-Kues: 1. Bernkasteler Schweiz, ca. 11 km; Rundweg

  • 2. Bernkasteler Bärensteig, ca. 7 km; Rundweg

Übernachten:

Hotel Deinhards Bernkastel-Kues, Gestade 12, Tel: 06531/97 15 40, deinhards.com

Weitere Infos: