Sicherheitsforschung: Bremsassistenten

Wie viel helfen neue Bremsassistenten?

Die letzten Versuche und Veröffentlichungen zum Thema Sichern mit Gewichtsunterschied liegen mittlerweile acht Jahre zurück, seitdem hat sich einiges getan. Zeit für die DAV-Sicherheitsforschung, neue Entwicklungen unter die Lupe zu nehmen.

Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass beim Sichern in einem reibungsarmen Umfeld, etwa bei einem geraden Seilverlauf in der Halle, der optimale Gewichtsunterschied in einer Seilschaft bei +/-5 Kilo liegt. Ist die kletternde Person schwerer, wird die sichernde Person im Sturzfall hochgerissen. Dadurch erhöht sich das Verletzungsrisiko durch Anprall oder Kollision und Kontrollverlust des Bremsseils. Wird man an die erste Exe gezogen, kann dies zu Quetschungen oder zur Aufhebung der Blockierfunktion des Sicherungsgerätes führen. Für die kletternde Person verlängert sich der Bremsweg, was mit Verletzungen durch Aufprall/Kollision und im schlimmsten Fall in einem Bodensturz enden kann. Ein großer Gewichtsunterschied erschwert zudem das gleichmäßige Ablassen und es kann eher zum Kontrollverlust des Bremsseils kommen. Je nach Situation und Erfahrung der sichernden Person ist es daher sinnvoll, ab einem gewissen Gewichtsunterschied Maßnahmen zu ergreifen, um das Unfallpotenzial zu verringern.

Eine Möglichkeit ist die Verwendung von Geräten, die im Seilverlauf an der ersten Exe angebracht werden, um den Gewichtsunterschied innerhalb einer Seilschaft auszugleichen. Aktuell gibt es mehrere Geräte auf dem Markt – vielfältig sind auch die Bezeichnungen, die im Umlauf sind: Reibungsverstärker/-erhöher, Vorschaltwiderstände, Seilbremsen, Bremshilfen usw.. Im Rahmen der Erarbeitung einer Norm in der UIAA Safety Comission hat man sich auf den englischen Begriff „Brake Assistants“ geeinigt. Im weiteren Verlauf des Artikels wird daher von Bremsassistenten gesprochen.

Espressi: Das Gerät vom Hersteller Bauer hat nun eine Schlinge und einen Bolzen zum einfacheren Einhängen und zwei unterschiedliche Bremsscheiben. Illustration: Georg Sojer
Ohm: Die neue Auflage des bereits seit einigen Jahren erhältlichen Bremsassistent Ohm der Firma Edelrid hat nun einen Drehwirbel verbaut. Illustration: Georg Sojer
Ohmega: Neues Konzept von Edelrid, hebelbasiert und mit eingebauter Seilrolle sowie drei einstellbaren Kompensationen. Illustration: Georg Sojer
Zaed: Vom Hersteller Raed Climbing seit 2024 auf dem Markt mit drei einstellbaren Stufen. Illustration: Georg Sojer
Assist: Der neue Bremsassistent von der Firma Mammut, voraussichtlich Anfang 2026 auf dem Markt, konnte von uns aber schon jetzt getestet werden. Illustration: Georg Sojer

Untersuchung

Im Rahmen einer wissenschaftlichen Studienarbeit haben wir im Frühjahr 2025 viele Messungen mit Sturzreihen am Versuchsturm durchgeführt und diese durch praxisnahe Tests in der Kletterhalle ergänzt.

Folgende Geräte (s. oben) haben wir auf ihre Funktion und das Handling untersucht: Zorro (ohne Abb.), Espressi Basic sowie Lite (Bauer), Ohm 2, Ohmega (Edelrid), Zaed (raedclimbing), Assist (Mammut voraussichtlich Anfang 26 auf dem Markt).

Wie funktionieren Bremsassistenten?

Derzeit gibt es verschiedene Gerätetypen, die auf Basis von unterschiedlichen Funktionsprinzipien die Seilreibung erhöhen und damit die Kraft verringern, die bei der sichernden Person ankommt:

Reibungserhöhung durch Umschlingungswinkel (Espressi und Zaed)

Das Seil läuft um ein oder mehrere feste Elemente mit Radius. Umso größer der Umschlingungswinkel, umso höher die Reibung. Beim Zaed lassen sich durch das Verstellen eines Bolzens drei unterschiedliche Positionen und somit unterschiedliche Umschlingungswinkel einstellen. Das Espressi gibt es mit zwei unterschiedlichen Bremsscheiben (Basic und Lite).

Reibungserhöhung durch Umschlingungswinkel (Espressi und Zaed) Foto: DAV Sicherheitsforschung

Reibungserhöhung durch Quetschen mit Schlitzführung (Ohm)

Das Seil wird im Sturzfall in den Schlitz gedrückt, die Kontaktpressung erhöht die Reibung.

Reibungserhöhung durch Quetschen mit Schlitzführung (Ohm) Foto: DAV Sicherheitsforschung

Quetschung durch Hebel (Ohmega, Assist)

Der Seilzug versetzt einen gefederten Hebel in Bewegung, der das Seil gegen eine Fläche (im Fall des Ohmega gegen eine Rolle) drückt. Die Stärke, mit der der Hebel auf das Seil drückt ist abhängig vom Hebelarm und dem Abstand zum Haken, aus diesem Grund gibt es drei Bremskraftstufen beim Ohmega. Beim Assist können zwei unterschiedliche Bremsstufen eingestellt werden: Entweder wird in eine Exe oder einen einfachen Karabiner eingehängt (siehe Abb.) Dadurch kann der Abstand zum Haken und damit der Umschlagweg variiert werden was den Aktivierungszeitpunkt der Quetschung und somit den Kompensationswert (s.u.) beeinflusst.

Ohmega: Verschiedene Einhängepositionen des Karabiners in den Schlaufen ergeben unterschiedliche Kompensationen (3 Stufen, markiert am Gerät). Assist: Bei Verwendung einer Expressschlinge (max. 30 cm Länge) ist die Kompensation beim Assist aufgrund des Umschlagwegs und der damit einhergehenden späteren Aktivierung geringer als mit einfachem Karabiner (Boost-Mode). Foto: DAV Sicherheitsforschung

Wieviel Gewichtsunterschied gleichen die Geräte aus?

Hersteller geben in ihrer Gebrauchsanleitung an, für welchen Gewichtsunterschied ihr Gerät geeignet ist (s. Tab. unten). Worauf genau diese Angaben beruhen, ist nicht bei allen Herstellern offensichtlich. In der Normungsgruppe der UIAA wird momentan ein Testaufbau (Abb. 1) diskutiert, um einen objektiven Kompensationswert zu ermitteln.

Der Kompensationswert wird wie folgt bestimmt: In einem ersten Schritt wird ein Referenztest durchgeführt. Dafür wird bei einem Gewichtsverhältnis von 1:1 der Sicherungsmasse zur Sturzmasse (z.B. 80kg zu 80 kg) gemessen, wie hoch die Sicherungsmasse bei einem standardisierten Sturz gezogen wird. Anschließend wird der Bremsassistent auf Höhe der ersten Exe eingehängt und die Sturzmasse so weit erhöht, bis die Sicherungsmasse dieselbe Referenzhöhe erreicht. Beispiel bei einem Sicherungsgewicht von 80 Kilo: Wird die Referenzhöhe bei einem Sturzgewicht von 95 kg erreicht, beträgt der ermittelte Kompensationswert 15 Kg. Dieser Wert sagt aus, wieviel Kilogramm Gewicht durch das Gerät ausgeglichen werden kann. Diesen Test führten wir mit verschiedenen Seildurchmessern und Gewichtsmassen durch, die Ergebnisse sind in Tabelle 1 dargestellt.

Abb. 1: Der Testaufbau ergibt sich aus folgender Überlegung: Steht die sichernde Person 1 m entfernt von einer senkrechten Wand (Vorgabe in fast allen Gebrauchsanleitungen der Bremsassistenten) und ist das Gerät in 3,10 m Höhe eingehängt (Norm für die Höhe der ersten Exe), ergibt sich ein Winkel von 165 ° zwischen dem in das Gerät einlaufende und auslaufende Seil. Um den Einfluss eines Anpralls der Sicherungsmasse an der Wand zu vermeiden, wurde der Winkel durch eine Auslenkung der Sturzmasse erzeugt.

Was fällt auf?

Bei den Tests mit dickerem Seil fallen die Kompensationswerte bei den meisten Geräten deutlich höher aus als mit dünnem Seil. Das muss in der Praxis unbedingt berücksichtigt werden. Bei einem „zu geringen“ Gewichtsunterschied bremsen die Geräte dann entsprechend „stark“, was bei einem passiven Sicherungsverhalten dazu führt, dass die Stürze für die kletternde Person sehr hart werden und es kann zu Schwierigkeiten beim Ablassen kommen!

Die im Versuchsaufbau ermittelten Kompensationswerte der Geräte. Die Versuche wurden mit einer konstanten Sicherungsmasse von 80 kg durchgeführt. Bei einer Sicherungsmasse von 40 kg waren die ermittelten Kompensationswerte gleich, teilweise geringfügig niedriger. *die Testreihe wurde bei einer Sturzmasse von 120 kg gestoppt. Bei einem Sicherungsgewicht von 40 kg wurde ein Kompensationswert von 60-65 Kg erreicht. ** Die angegebenen Kompensationswerte sind die mindestens zu erwartenden Werte.

Achtung

Bei einem Sturz direkt in das Gerät (aktive Kompensation) weist nur das Zaed keinerlei Kompensation auf, wobei gerade in Bodennähe das Bodensturz- und Kollisionsrisiko hoch ist. Während beim Ohmega der Kompensationswert ähnlich wie beim Sturz in eine nachfolgende Zwischensicherung ist, gleichen Ohm 2 und Assist hier sehr viel mehr Gewicht aus. Das heißt: Ein Sturz direkt in das Gerät wird sehr hart gebremst – priorisiertes Ziel beim Sturz in die erste Zwischensicherung ist hier allerdings, einen Grounder zu verhindern.

Labor vs. Kletterhalle

Zusätzlich zu den Laborversuchen haben wir die Geräte in Praxisversuchen in der Kletterhalle getestet. Wie hoch wird der Sichernde bei konstantem Sturzgewicht gezogen? Lassen sich die im Labor ermittelten Kompensationswerte mit Personen bestätigen? Dafür haben wir den Gewichtsunterschied in der Seilschaft mit Hilfe einer Gewichtsweste angepasst.

Praxis-Tests in der Kletterhalle: Gewichtsunterschied 29 kg, passives Sicherungsverhalten, Seildurchmesser 9 mm. Die unterschiedlich starke Bremswirkung der Geräte wird durch die Höhe der sichernden Person verdeutlicht. Von l.n.r.: nur mit Karabiner, Zaed Stufe 2, Ohm. Roter Kreis: eingehängte Zwischensicherung bzw. Gerät. Foto: DAV-Sicherheitsforschung

Die Ergebnisse aus dem Labor spiegeln sich in der Praxis größtenteils wider und das, obwohl mehr unkontrollierbare Variablen als im Laborversuch im Spiel waren. Wir gehen davon aus, dass man bei den im Labor ermittelten Werten mit dünnem Seil von einem Mindestmaß an erreichbarer Kompensation ausgehen kann und diese in der Praxis oft etwas höher ausfallen.

Aktiv-dynamisch Sichern!

Mit den Bremsassistenten kann also bei einem Gewichtsunterschied (je nach Gerät und Einstellung in unterschiedlich hohem Maße) erfolgreich die Sturzweite reduziert werden – die sichernde Person wird weniger hochgerissen. Doch was bedeutet das für die stürzende Person? Je stärker ein Gerät bremst, umso härter und unangenehmer wird der Sturz – so die Logik. Das wurde auch durch Kraftmessungen in den Versuchen bestätigt. Für die Praxis bedeutet das: Um den Sturz angenehm zu gestalten, sollte man aktiv weich sichern, so wie es auch für einen hohen Gewichtsunterschied bei einer schweren sichernden und leichten kletternden Person empfohlen wird. In unseren Praxisversuchsreihen konnte mit allen Bremsassistenten weich gesichert werden. Die gemessene Kraft an der Umlenkung konnte bei allen Geräten durch aktiv-dynamisches Sichern auf einen ähnlichen Wert reduziert werden. Zu beachten: Durch den Umschlagweg des Gerätes kann sich das richtige Timing zum köperdynamischen Sichern gegenüber dem Sichern ohne Bremsassistent verändern. Das sollten Seilschaften mit dem jeweiligen Gerät üben.

Auf den Winkel kommt es an!

Alle Geräte, bis auf die von Bauer, benötigen einen bestimmten, minimalen Seileinlaufwinkel, damit sie die Bremsunterstützung aufbauen können. In den Gebrauchsanleitungen (abgesehen von der GAL der Bauer Geräte) steht deswegen, dass die sichernde Person mindestens einen Meter Abstand zum eingehängten Gerät einhalten soll – nicht nur zur Wand (wichtig, wenn die erste Exe im Überhang hängt; s. Abb.). Im Sturzfall wird die sichernde Person hochgezogen, was den Winkel verkleinert und somit (minimal später) auch zur Aktivierung führen kann.

Kritisch kann es werden, wenn die sichernde Person (aufgrund eines Überhangs) unter dem Gerät durchschwingen kann. Illustration: Georg Sojer

Starker Überhang oder Platten haben Auswirkungen auf Seileinlauf und -auslaufwinkel und somit die Aktivierung der Geräte. Das Zaed beispielsweise entfaltet nur in einem kleinen Winkelbereich die volle Bremswirkung. In der Gebrauchsanleitung steht, dass das Gerät nur bis zu einem maximal 55 Grad steilen Überhang verwendet werden darf.

Beginnt die Route mit einer Platte oder kommt am Anfang ein Quergang, sind die Winkelverhältnisse wieder anders. Alle Eventualitäten konnten wir noch nicht ausführlich untersuchen – wichtig ist demnach ein bewusster und situativ- aufmerksamer Einsatz der Geräte vor allem draußen am Fels.

Beeinflussende Faktoren

Im Prinzip muss eine Seilschaft all die Dinge berücksichtigen, die das Sichern sonst auch beeinflussen! Ob die Verwendung eines Bremsassistenten angebracht ist, muss für jede Situation/Route neu analysiert werden. Handelt es sich zum Beispiel um eine Route am Fels, die durch eine „Zickzack“-Linienführung viele Seilknicke und dadurch mehr Seilreibung erzeugt, kann es sein, dass ein Bremsassistent nicht notwendig ist, zu harten Stürzen führt, oder dazu, dass man die kletternde Person nicht mehr ablassen kann. Diese Thematik wird durch eine hohe Luftfeuchtigkeit, Seildicke und Seilbeschaffenheit (abgenutzt, aufgepelzt) noch verstärkt.

Beispiel: Besteht ein Gewichtsunterschied von 15 kg in einer Seilschaft am Fels bei einer nicht geraden Linienführung mit einem aufgepelzten dicken Seil, ist der Einsatz eines Bremsassistenten nicht unbedingt sinnvoll.

Handling & Funktion

Wie lassen sich die Geräte bedienen und welche Besonderheiten sind bei der Handhabung zu beachten?

Installation/Bedienung einhändig

Möchte man das Gerät nicht jedes Mal neu ein- und aushängen (mehrmaliges Klettern in einer Linie), sollte das Seil einhändig einlegbar sein. Am angenehmsten ist die einhändige Bedienung beim Mammut Assist, gefolgt vom Ohm. Bei allen anderen Geräten gestaltet sich das einhändige Einhängen schwierig – bis hin zu unmöglich, und bedarf ziemlich viel Übung! Die neue Version des Bauer Espressi hat als Verschluss einen Bolzen mit Druckknopf. Die Bedienung wurde dadurch vereinfacht, dennoch ist das Einlegen etwas hakelig – wer nicht aufpasst, kann das Seil auch abgeklemmt einlegen. Ebenfalls mit Bolzen und Druckknopf lässt sich das Zaed recht einfach bedienen. Das Ohm hat einen Druckknopf, der sich leicht bedienen lässt. Das Assist lässt sich durch einen Schiebeknopf gut öffnen – positiv: die Kennzeichnung zur korrekten Einlegeposition des Seils ist im geöffneten und geschlossenen Zustand ersichtlich

Seil falsch herum eingelegt

Wenn das Seil falschherum eingelegt wird, haben die Geräte abhängig von der Bauart entweder keinerlei Kompensationswirkung (Zaed, Ohmega und Assist), wenig Kompensationswirkung (Ohm) oder die volle Kompensationswirkung (Bauer- Geräte Espressi & Zorro). Und die kletternde bzw. sichernde Person erkennt auch nicht gleich bei allen Geräten, ob das Seil falsch eingelegt wurde. Deshalb: Das korrekte Einlegen in den Partnercheck integrieren!

Zumachen und Weiterklettern (Deaktivieren)

Etwas unpraktisch: Möchte man eine Stelle ausbouldern (Kommando „Zu“), muss der Umschlagweg des Geräts berücksichtigt werden. Damit das Gerät vollständig aktiviert, muss die sichernde Person nach dem Seileinholen und Zumachen ca. 30 bis 50 Zentimeter nachgeben, d. h. der Wand entgegengehen. Das führt dazu, dass die kletternde Person immer ein Stück nach unten zurücksackt. Zum Deaktivieren bei allen Geräten das gleiche Spiel: Kurz am Seil „schlackern“ und das Gerät deaktiviert und klappt nach unten in die Ausgangslage zurück.

Seilzug Klettern/Fehlauslösung

Ungewünscht wäre es, wenn die kletternde Person beim schnellen Seilhochziehen zum Clippen das Gerät aktiviert und dadurch ein Widerstand entsteht. Diese Problematik konnte in der Vergangenheit bei schlitzbasierten Geräten wie dem Ohm festgestellt werde. Mit der neueren Version (Wirbel beim Ohm 2) passiert dies seltener, ist aber weiterhin möglich. Die Geräte mit Umschlingungswinkel lassen einen schnellen Seildurchlauf zu, wobei die Bauer-Geräte in jeder Position durch den Seilverlauf etwas mehr Reibung als ein Karabiner aufweisen. Die gelagerte Seilrolle des Ohmega sorgt für weniger Widerstand als bei einer Expressschlinge. Auch das Assist lässt sich beim Seilhochziehen kaum aktivieren. Beachte: Sobald die sichernde Person ein wenig Zug am Seil ausübt, aktivieren alle Geräte.

Ablassen

Beim Ablassen ist Vorsicht geboten. Damit das Gerät vollständig umschlagen und somit aktivieren kann, kann es helfen, sich als Kletternder schwungvoll ins Seil zu setzen. Bei zaghaftem Reinsetzen kann es passieren, dass die sichernde Person langsam an die Wand unter das Gerät gezogen wird und der Bremsassistent dann nicht aktiviert wird. Besonders unter Überhängen kann es schwierig werden, den benötigten Winkel zum Aktivieren des Gerätes wiederherzustellen – beispielsweise durch Abdrücken von der Wand. Mit Messungen von Kraftverläufen an der sichernden Person haben wir uns den Ablassvorgang genauer angesehen. Beim Ablassen mit Ohm konnten unregelmäßigere und höhere Belastungen festgestellt, was darauf hinweist, dass damit gleichmäßiges, ruckelfreies Ablassen etwas schwerer durchführbar ist. Am geringsten und ähnlich dem Ablassen mit Exe in der Zwischensicherung waren die Kraftwechsel (logischerweise) beim Zaed (Stufe 1), dieses hat schließlich auch die geringste Bremswirkung.

Route abbauen

In den Gebrauchsanleitungen der Hersteller (ausgenommen beim Zaed) sind Hinweise zum empfohlenen Vorgehen beim Routenabbau zu finden. Um den Bremsassistenten nach dem Klettern wieder auszubauen, gibt es folgende Möglichkeiten:

  • Stopp beim Ablassen an der ersten Zwischensicherung. Einhängen (ggf. eigene Exe mitnehmen), Bremsassistent entfernen, Zumachen, Ablassen. Aber Vorsicht: Die sichernde Person kann dann vom plötzlichen Mehrgewicht „überrascht“ werden. Für die letzten Ablassmeter wird der Gewichtsunterschied nicht ausgeglichen! Diese Vorgehensweise ist bei hohen Gewichtsunterschieden nicht zu empfehlen!

  • Nach dem vollständigen Ablassen wird noch einmal von unten bis zum Gerät geklettert, um es herauszuholen. Lässt es die Situation risikoarm zu (niedrige erste Zwischensicherung), dann am besten wieder abklettern. Wenn nicht, macht es Sinn, wenn die leichtere Person im Toprope das Gerät aus der Wand holt (erneutes Einbinden samt Partnercheck!).

  • Am ersten Haken (oder nahgelegenen zweiten Haken) fixieren, Gerät aus dem Haken nehmen und zu sich an die Anseilschlaufe hängen. Ein Gewichtsausgleich findet dann weiterhin statt. Aber Vorsicht: Die letzten Zentimeter vorsichtig ablassen. Kletternde und Sichernde werden zueinander gezogen – ist die Route nicht senkrecht, herrscht Pendel- sowie Anprallgefahr an Absätzen.

Zusammenfassung

Bremsassistenten können das Sichern schwererer Kletterpartner spürbar erleichtern und die Sicherheit erhöhen. Die ermittelten Kompensationswerte bieten dabei einen objektiven Vergleich der Bremswirkung der verschiedenen Geräte. Dennoch sind diese Werte nicht als absolut zu verstehen – Seildicke, Seilbeschaffenheit, Routenverlauf und sogar Luftfeuchtigkeit beeinflussen die Bremswirkung und sollten bei der Anwendung berücksichtigt werden. Den größten Einfluss hat jedoch die sichernde Person selbst: Gutes Sichern ist anspruchsvoll, gerade sonst leichte Sichernde, die aktiv-dynamisches Sichern nicht gewohnt sind sollten mit Bremsassistenten ihr Sicherungsverhalten gezielt anpassen, Feedback einholen und üben.