Frau beim Klettern im Toprope
Bei der Umfrage konnten Kletterhallenbesucher*innen ihre Halle bewerten. Foto: DAV/Marisa Koch
Das sind die wichtigsten Ergebnisse

Kletterhallenumfrage

Von September bis Dezember 2023 konnten die Besucher*innen von DAV-Kletteranlagen ihre Meinung über ihre Kletterhallen und Boulderhallen abgeben.

Wohnortnaher Bergsport in über 220 künstlichen DAV-Kletteranlagen in Deutschland

Die künstlichen Kletteranlagen des Deutschen Alpenvereins

Die Entwicklung

Die Zahl der künstlichen Kletteranlagen hat seit Eröffnung der ersten Anlagen Ende der 80er Jahre immer weiter zugenommen. Besonders nach der Jahrtausendwende hat sich die Entwicklung beim DAV noch einmal verstärkt. Immer mehr Anlagen, kleine wie große, wurden errichtet und bestehende Anlagen erweitert. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht.

In Deutschland gibt es derzeit 220 DAV-Kletteranlagen. Das sind sowohl Indoor- als auch Outdoor-Kletter- und Boulderzentren, aber auch Klettertürme, Kletterpfeiler und Boulderblöcke. Der Deutsche Alpenverein fördert und pflegt das Sportklettern in künstlichen Kletteranlagen und unterstützt die Sektionen bei Planung, Bau, Betrieb und Marketing ihrer Anlagen. 

Um den gestiegenen Ansprüchen an Ausstattung und Angeboten von künstlichen Kletteranlagen gerecht zu werden, führt der DAV in regelmäßigen Abständen Kletterhallenumfragen durch. Diese schaffen eine wichtige Grundlage, die Kletteranlagen weiterhin bedarfsgerecht zu gestalten und zu erweitern.

Die Kletterhallenumfrage des Deutschen Alpenvereins

Die Rahmendaten

Ende 2023 wurden dazu wieder die Besucher*innen befragt – diesmal von 66 DAV-Kletteranlagen. Im Zeitraum vom 1. September bis 31. Dezember 2023 konnten sie ihre Meinung über die DAV-Kletteranlagen mittels Online-Fragebogen abgeben.

Das Interesse war groß, insgesamt haben 10.765 Besucher*innen teilgenommen. Mit einem Gewinnspiel bedankt sich der DAV bei den Teilnehmenden für das Interesse und die Antworten.

Das sind die Indoor-Kletternden und Bouldernden

Eine Einordnung der Besucher*innen

Die DAV-Kletteranlagen werden von einem bunt gemischten Publikum besucht. Im Vergleich zu früheren Umfragen kann bilanziert werden, dass der Sport ausgeglichener geworden ist, was die Geschlechterverteilung angeht. Der Klettersport erfreut nun beide Geschlechter fast gleichermaßen, 47% sind weiblich und 52% männlich, ein geringer Anteil ordnet sich bei „divers“ ein. Die Kletteranlagen werden vor allem von Personen zwischen 18 und 49 Jahren besucht, die Gruppe der 30 bis 39-jährigen ist in der Überzahl mit 32%.

Von den Besucher*innen üben 90% Sportklettern aus, 60% von ihnen bereits seit mehr als fünf Jahren. 78% von ihnen haben an einem Kletterkurs teilgenommen, 34% für Toprope und 32% für den Vorstieg.

70% geben an zu Bouldern und 54% von ihnen üben den Sport seit mehr als fünf Jahren aus. Dass nur 15% an einem Boulderkurs teilgenommen haben, sagt etwas über den niederschwelligen Zugang zu dem Sport aus.

Die Hallenbesucher*innen üben auch andere Sportarten aus. Mit Abstand an erster Stelle steht das Wandern (97%), gefolgt von Bergsteigen mit 79% und 76% gehen Sportklettern am Fels. Weitere Bergsportarten sind Mountainbiken mit 73% und Skifahren/Snowboarden mit 85%. Andere Sportarten wie Fitness 78% und Yoga/Stretching/Pilates runden mit 74% das Profil der Kletternden ab.

Die Angewohnheiten der Hallenkletterszene

Die Anreise zur Kletteranlage

Es ist schon länger bekannt: Klettersport ist Motorsport. Ein Drittel (27%) kommt mit dem Fahrrad und 11% reisen mit dem ÖPNV an. Die Hälfte der Teilnehmer*innen (51%) kommt mit PKW/Motorrad/Motorroller mit Verbrennungsmotor (auch als Beifahrer*in) zur Kletterhalle. Die meisten Besucher*innen nehmen 5 bis 10 km Anfahrtsweg in Kauf (28%), knapp 27% legen weniger als 5 km zurück. 23% haben einen Weg von 11 bis 20 km und 23% legen mehr als 20 km zurück. Die meisten (48%) benötigen 15 bis 30 Minuten für die Anfahrt.

Die Kriterien für die Auswahl der Kletterhalle

Die Nähe zum Wohnort ist das entscheidendste Kriterium für die Auswahl der Kletterhalle (68%), neben dem Angebot und der Ausstattung (49%).

Was ist für dich ausschlaggebend für den Besuch dieser Kletteranlage? Abbildung: easyfeedback

Zeitpunkt, Zeitraum und Häufigkeit für den Kletterhallenbesuch

Die meisten Kletternden beklagen sich für gewöhnlich über volle Kletterhallen zu Stoßzeiten. Kein Wunder, denn von Montag bis Freitag beginnen die Hallen ab 16 Uhr sich zu füllen und die meisten Besucher*innen checken nach 18 Uhr ein. Am Wochenende hingegen kommen die meisten schon am Vormittag ab 9 Uhr, weitere Check-ins verteilen sich über den ganzen Tag und sind nach 18 Uhr am wenigsten. Können Besucher*innen also einen neuen Trend setzen und ihre Abend-Verabredungen am Wochenende von der Bar in die Kletterhalle verlegen? 67% verbringen jedenfalls 1 bis 3 Stunden in der Kletterhalle. Viele Besucher*innen kommen einmal (25%) oder sogar mehrmals pro Woche (27%).

Die Begleitung für den Kletterhallenbesuch

81% kommen wie zu erwarten mit 1 oder mehreren Kletterpartner*innen. Ferner kommen die Besucher*innen nicht mehr nur noch mit ihren Klettergruppen oder 1 oder mehreren Kletterpartner*innen in zum Klettern, sondern mit ihren Kindern oder gar mit der ganzen Familie. Die Möglichkeiten in den Kletteranlagen für einen Familienausflug werden immer mehr. Heutzutage bieten die Kletteranlagen eigene Kinderbereiche zum Toben. Leichte Routen und Toprope-Stationen in den Schulungsbereichen bieten die Möglichkeit für Kletternde, ihren Nachwuchs verantwortungsbewusst an den Klettersport heranzuführen. Mittlerweile kommen knapp 5% alleine in die Halle, nicht nur weil Bouldern im Trend liegt, sondern aufgrund des Angebots an Selbstsicherungsautomaten.

Besuch anderer Klettermöglichkeiten

65% der Befragten besuchen neben der Kletterhalle auch natürliche Klettergebiete und/oder Klettergärten in der Umgebung, andere DAV-Kletteranlagen (50%) oder private Kletter- und Boulderanlagen (44%).

Die Ansprüche von heute

Wichtigkeit und Nutzen von Ausstattung

Der Vorstiegsbereich Indoor ist weiterhin der wichtigste Bestandteil einer künstlichen Kletteranlage (71%). Für 47% ist der Vorstiegsbereich im Outdoorbereich sehr wichtig. In dem Zusammenhang ist das regelmäßige Umschrauben sehr wichtig (59%), eine exakte Routenbewertung wichtig (49%) und ein Routenbewertungssystem wichtig (46%). Damit bleiben über all die Jahre die Wände und die angebotenen Routen die wichtigsten Kernprodukte von Kletteranlagen.

Balkendiagramm über die Wichtigkeit der Ausstattung in künstlichen Kletteranlagen. Abbildung: easyfeedback

Die am meisten genutzten Bereiche sind der Vorstiegsbereich indoor (82%) und outdoor (66%) sowie der Topropebereich indoor (55%). Der Boulderbereich wird vor allem indoor genutzt (69%). Der Selbstsicherungsautomat ist sehr beliebt und geht man in eine Kletterhalle, ist er selten frei. Dies zeigen auch die Umfrageergebnisse, die Hälfte (51%) aller Besucher*innen nutzt den Selbstsicherungsautomat.

Balkendiagramm über den Nutzen und Gefallen der Ausstattung. Abbildung: easyfeedback

Wichtigkeit und Nutzen von Angeboten

Das Kursangebot, das über den DAV angeboten wird, ist mit 37% den meisten wichtig. Inklusionsklettern und Integrationsklettern werden jeweils mit 30% als wichtig angesehen. Natürlich sind die Eintrittspreise mit einer der wichtigsten Faktoren beim Hallenbesuch. 25% ist eine flexible Preisstruktur sehr wichtig und für 50% wichtig. Ein weiterer Faktor für die Kletternden ist auch der Einsatz der Kletterhalle für den Klimaschutz, 30% sehen das als sehr wichtig und 44% als wichtig an.

Balkendiagramm über die Wichtigkeit von Angeboten in künstlichen Kletteranlagen. Abbildung: easyfeedback

Kinderfreundliche Zusatzangebote wie Ferienangebote für Kinder, Kindergeburtstage, Kursangebote für Kinder oder der Kinderbereich bekommen zwar weniger Gewichtung in der Nutzung und dem Interesse der Befragten, sie sind aber wichtige Hebel, um die nächste Generation für den Sport zu gewinnen.

Balkendiagramm über den Nutzen von Angeboten. Abbildung: easyfeedback

Ausblick für die Kletteranlagen

Die rege Beteiligung von über 10.000 Teilnehmenden an der Umfrage zeigt, dass die Besuchenden gerne ihren Teil dazu beitragen, die bestehenden und künftigen Kletter- und Boulderhallen weiterzuentwickeln. Damit kann der DAV bedarfsgerecht auf die unterschiedlichen Zielgruppen, die differenzierte Angebote erfordern, reagieren. Mit der Entwicklung von Kletterhallen kann der DAV den Klettersport fördern und verändern. Das Schaffen von alpinen Angeboten im urbanen Raum ermöglicht Sportkletternden und Bouldernden wohnortnahen Bergsport auszuüben. In den angebotenen Kursen der Sektionen bzw. Kletter- und Boulderanlagen werden Menschen ermutigt, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen und es wird die Fähigkeit vermittelt, mit Gefahren und Risiken bewusst umzugehen.

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