Skifahrerin am Längentaler Weißer Kogel in den Stubaier Alpen.
An der Nordseite des Alpenhauptkammes dürften recht günstige Bedingungen für einen Skitouren-Saisonabschluss herrschen. Foto: DAV/Pröttel
So wird's am Wochenende

Bergbericht 26. bis 28. April 2024

Eine sogenannte meridionale Wetterlage, wie sie für April nicht untypisch ist, hat in den letzten zehn Tagen einen heftigen Berg-Wintereinbruch beschert. Ab morgen geht es mit den Temperaturen zwar deutlich nach oben. Doch in höheren Lagen wird der viele Schnee nicht so schnell verschwinden.

Tourenverhältnisse

Die höheren Deutschen Mittelgebirge präsentieren sich am heutigen Donnerstag ziemlich winterlich. Allen voran der Feldberg im Schwarzwald wo mehr als 60 cm Schnee fielen. Dort wurden in den letzten Tagen wieder Skitouren unternommen. Foreneinträge melden: „Schneelage so gut wie den ganzen Winter hier noch nicht.“ In den östlichen Gebirgen wie dem Bayerischen Wald oder dem Erzgebirge ist weniger Schnee gefallen, aber auch dort sind nicht nur die Gipfellagen weiß. Im Taunus oder in der Eifel ist die weiße Pracht hingegen schon wieder weggeschmolzen.

Am Alpenrand liegt so viel Schnee wie den ganzen Februar und März nicht. An der Messstation Schwarzenberg (Allgäu) werden auf nur 1355 m Meereshöhe 61 cm (gesetzte) Schneehöhe gemessen. An der Messstation am Brauneck (Bayerische Voralpen) sind es auf 1485 m sogar 114 cm. Und in der Nord-Schweiz sind in den letzten neun Tagen laut WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF 150 cm, teilweise sogar 200 cm Schnee gefallen. Somit sind Skitouren auch am Alpenrand von hoch gelegenen Ausgangspunkten wie im Kleinwalsertal, dem Spitzingsee oder am Sudelfeld wieder möglich. Allerdings sollte man wegen der fehlenden Altschneeunterlage unterhalb von ca. 1500 m auf Wiesenhängen, Pisten oder Forststraßen unterwegs sein.
Am Alpenhauptkamm ist die Schneesituation für Hochtouren mit sehr gut eingeschneiten Gletscherspaltenzonen seit Wochen ohnehin gut.

Lawinenlage

Für den heutigen Donnerstag wurde für weite Teile der Schweiz eine „erhebliche“ Lawinengefahr (Stufe 3) ausgegeben. Im restlichen deutschsprachigen Alpenraum wird die Gefahr hingegen als „mäßig“ (Stufe 2) eingeschätzt.
In den Gebieten mit erheblicher Lawinengefahr sind der Neu- und Triebschnee der letzten Tage teils noch störanfällig. Einzelne Personen können dort mittelgroße Lawinen auslösen. Anzahl und Größe der Gefahrenstellen nehmen mit der Höhe zu.

In den kommenden Tagen wird die Gefahr durch trockene Lawinen in den Nordalpen und auf der Nordseite des Alpenhauptkamms weiter zurückgehen. Zum Sonntag dürfte allerdings die Gefahr von Nass- und Gleitschneelawinen mit steigenden Temperaturen im Tagesverlauf größer werden.

Hitzewelle und Wintereinbruch in den Bergen – ist das noch normal?

Dieser April sandte Bergfans durch ein Wechselbad der Gefühle: Zwischen frühsommerlichen Temperaturen und einem unerwarteten Wintereinbruch mit Schnee bis in die Täler lagen weniger als 48 Stunden.

In den Hochlagen des Allgäus hat es seit Mitte April deutlich mehr als einen Meter Neuschnee gegeben. „Diese Schneemengen sind zwar bemerkenswert, aber für April nicht komplett außergewöhnlich“, erklärt Michael Pröttel. Bereits letztes Jahr habe es ebenfalls im April einen starken Wintereinbruch gegeben.

Wenige Tage vor dem Schneefall hingegen überschlugen sich die Nachrichten mit Meldungen über neue Wärmerekorde in Deutschland und auch am Alpenrand knackten die Temperaturen an mehreren Tagen die 20-Grad-Marke. Der April gilt als der vom Klimawandel am stärksten betroffene Monat: Er wurde in den vergangenen 30 Jahren um 1,6 Grad wärmer – kein anderer Monat hat sich so stark erhitzt. Den wärmsten April gab es 2018, mit einer Erwärmung von fünf Grad gegenüber dem langjährigen Mittel. „Doch auch die Jahre 2011, 2019, 2020 und 2024 waren ungewöhnlich warm“, so Pröttel. Gleichzeitig kann er den Winter kurzfristig zurückbringen, zum Beispiel in den letzten beiden Jahren.

Woher kommen also diese Schwankungen? Meteorologisch lassen sie sich so erklären: „Im April treten über Europa oft sogenannte meridionale Wetterlagen auf, bei denen großräumige Strömungen entlang der Längengrade erfolgen und Luftmassen verschiedener geographischer Breiten ausgetauscht werden“, sagt Michael Pröttel.

Der aktuelle Wintereinbruch sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Klimawandel den Alpen massiv zusetzt. Die Temperaturen im Alpenraum haben sich im Vergleich zum globalen Durchschnitt bisher doppelt so stark erhöht – in den Bergen wurde die 2-Grad-Grenze bereits überschritten. Die Folgen sind gravierend: Unter anderem mehren sich Bergstürze wie erst kürzlich am Piz Scerscen in der Schweiz (genaue Untersuchungen der Ursache stehen noch aus) und, wie eine aktuelle Studie mit Forschenden der Uni Innsbruck und des Helmholtz Zentrums München zeigen konnte, auch der Nährstoffhaushalt leidet unter den wärmeren Bedingungen. Das erhöht den Druck auf die Tiere und Pflanzen in den widrigen Bedingungen des Hochgebirges zusätzlich – und ein Wintereinbruch im April reicht nicht aus, dieses Gleichgewicht wieder herzustellen.

Wochenendwetter

Mittelgebirge: In der Eifel und im Rothaargebirge bringt das Wochenende einen Mix aus Sonne und Wolken, am Samstag kann es auch Schauer geben. Die Maximaltemperaturen steigen am windigen Kahlen Asten (841 m) von 7°C am Freitag auf 14°C am Sonntag.
Im Harz und im Thüringer Wald soll das Bergwochenende trocken verlaufen. Am Brocken (1142 m) steigen die Höchstwerte von 3°C auf 12°C.
Im Elbsandsteingebirge steht ein sonniges Wochenende an. Auf dem Großen Zschirnstein (560 m) steigen die Höchstwerte am Sonntag auf 20°C.
Auch im Bayerischen Wald wird das Bergwetter recht freundlich. Die Höchsttemperaturen steigen am Großen Arber (1456 m) von 4°C am Freitag auf 14°C am Sonntag.
Im Schwarzwald gibt es deutlich mehr Wolken. Das Wochenende soll aber trocken verlaufen. Am windigen Feldberg (1493 m) klettern die Höchstwerte von 3°C am Freitag auf 9°C am Sonntag.

Alpen: Der Freitag wird an der Nordseite der Ostalpen recht sonnig, auch wenn die Sicht durch hohe Bewölkung diffus ist. Mit Drehung der Höhenströmung auf West und später Südwest wird es im Norden föhnig und milder. Die Nullgradgrenze liegt zwischen 1700 und 2200 m. Auf der Alpensüdseite verdichten sich die Wolken.
Am Samstag sorgt lebhafter Südföhn im Nordalpenraum für sonniges Bergwetter, die Temperaturen steigen auf frühlingshafte Werte. Auf der Alpensüdseite gibt es viele Wolken und nachmittags auch Schauer. Zwischendurch sind auch dort Auflockerungen möglich. Auf 2000 m erreicht der Südwestwind 40 km/h.
Auch am Sonntag gibt es weniger Wolken und bessere Sicht entlang der nördlichen Seite des Hauptkammes und vor allem entlang der Alpennordseite Die Nullgradgrenze steigt auf 3000 m.
In den Westalpen ist das Wochenendwetter deutlich wolkenreicher. Nur der äußerste Nordosten dürfte föhnbedingt Sonne abbekommen.

Fazit

Im Schwarzwald und im Bayerischen Wald muss man sich am Wochenende noch auf Schneekontakt einstellen. Vor allem im Schwarzwald sind bei Gipfeltouren Schneeschuhe sehr nützlich. In den anderen Deutschen Mittelgebirgen dürfte man schneefrei unterwegs sein, Wiesen- und Erdpfade können aber rutschig sein.

Wer eine letzte Skitour am Alpenrand unternehmen möchte, sollte das wenn möglich am noch eher kühlen Freitag tun. Zum Wochenende ist mit steigenden Temperaturen bis in mittlere Lagen Nassschnee zu erwarten. Dann machen Schneeschuhtouren wohl mehr Sinn. Schneefrei wird man am kommenden Wochenende wohl auf keinem Gipfel in den Voralpen unterwegs sein.

Am Alpenhauptkamm dürften die Skitourenverhältnisse am Wochenende recht günstig sein. Allerdings stellt sich eine Föhnlage ein, die den Hauptkamm selbst in Wolken hüllen wird. Von daher sollte man am besten in Gebirgsgruppen wie z. B. dem Sellrain unterwegs sein, die dem Hauptkamm nördlich vorgelagert sind.

Tourenempfehlungen

Auch für die kommenden Tage haben wir 15 Vorschläge auf alpenvereinaktiv.com für euch zusammengestellt.

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