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Mega-Projekt Zusammenschluss Pitztal-Ötztal

DAS Mega-Projekt: Mittelbergferner, Hangender Ferner, Karlesferner und Linker Fernerkogl sollen mit Seilbahnen und Pisten erschlossen werden um die Skigebiete Pitztaler Gletscher und Sölden miteinander zu "verbinden". Am 1. Juli 2019 haben ÖAV und DAV eine unmissverständliche Stellungnahme zum Vorhaben abgegeben.

UVP-Verfahren läuft: gemeinsame Stellungnahme von DAV und ÖAV

Am 1. Juli 2019 wurde das Verfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) offiziell eröffnet: DAV und ÖAV haben gemeinsam eine unmissverständliche Stellungnahme beim Amt der Tiroler Landesregierung eingereicht. Das erklärte Ziel in dem nun laufenden UVP-Verfahren ist die Verhinderung dieses Mammutprojekts. 

 

 

Ein neues Skigebiet entsteht

Mit 3 Gondelbahnen (5 Sektionen) und einem gemeinsamen Seilbahnzentrum unterhalb der Braunschweiger Hütte sollen das Gebiet rund um den Linken Fernerkogl erschlossen werden. 64 ha Pistenfläche kämen auf Karles-, Hangenden- und Mittelbergferner, inkl. Speicherteich und Beschneiungsanlage. 

 

Zahlen und Fakten

 

Anzahl Seilbahnen

3 Gondelbahnen mit insgesamt 5 Sektionen:

  • Gondelbahn (Dreiseil-Umlaufbahn) von Mittelberg zum Seilbahnzentrum
  • Gondelbahn vom Seilbahnzentrum ins Pitztaler Gletscherskigebiet, incl. Mittelstation im Gletschervorfeld des Mittelbergferners
  • Gondelbahn vom Seilbahnzentrum nach Sölden, inkl. Mittelstation auf östl. Vorgipfel des Linken Fernerkogls
Höchster Punkt der Erschließung Scharte östl. Linker Fernerkogl (3.200 m)
Speicherteich und Beschneiung Ja
Geplante Pistenfläche 64 ha
davon auf Gletschern 95%
Besonderheiten
  • 614 m langer Skitunnel von Sölden zum Karlesferner
  • bis zu 80 m hohe Seilbahnstützen
  • großes Seilbahn- und Gastronomiezentrum im Gletschervorfeld des Karlesferners und unterhalb der Braunschweiger Hütte des DAV
  • Verschüttung und Einebnung ganzer Gletschervorfelder für den Pistenbau
  • Abtrag eines Vorgipfels des Fernerkogels für die Mittelstation der Seilbahn nach Sölden (180.000 m³ Fels)
Gesamtkosten rund 120 Mio. €

 

 

Die wichtigsten Einwände

  • Totalverlust einer naturnahen hochalpinen Landschaft: Eine naturnahe und charakteristische alpine Landschaft wird durch den Umfang und die Dimension der Baumaßnahmen komplett technogen überformt. 80 m hohe Seilbahnstützen, exponierte Seilbahnstationen, ein Speicherbecken und künstlich eingeebnete Gletschervorfelder: die Landschaft wird hier unwiederbringlich zerstört.
  • Gravierende Abwertung und Verlust eines alpinen Lebensraums: für die sensible (hoch-)alpine Flora und Fauna sind Geländekammern wie am Linken Fernerkogel wichtige Lebensräume. Das Vorhaben wird zu einer gravierenden Abwertung und in vielen Bereichen ebenfalls zu einem kompletten Verlust der Lebensräume führen. 
  • Totalverlust eines (Ski-)Tourengebiets und Hüttenstützpunkts: Aktuell ist das Tourengebiet rund um die Braunschweiger Hütte attraktiv für Mehrtagesgäste und als Tagesziel. Duch die komplette Erschließung des Linken Fernerkogels und der Gletscherflächen wird das Hochtourengebiet gänzlich an Wert verlieren; die Braunschweiger Hütte als Stützpunkt ebenfalls.
  • Spekulative Pläne und Wirtschaftlichkeit durch Klimawandel und Gletscherrückgang: Bis Mitte des Jahrhunderts wird von den Gletschern im Projektgebiet mehr als die Hälfte der Fläche verschwunden sein, in den darauffolgenden Jahrzehnten werden Mittelbergferner & Co. gänzlich abgeschmolzen sein. Doch genau auf diesem rasant dahinschmelzenden Gletschereis basiert die Planung und das Ablaufdatum des Gletscherskifahrens ist nicht mehr weit entfernt. Ob und mit welchem Aufwand die Pisten trotz abgeschmolzener Gletscher erhalten werden können ist ebenso unklar, wie ob das Skigebiet ohne Gletscher auch noch wirtschaftlich betrieben werden kann. 
  • Fehlendes Konzept für Mobilitätsfrage: Ganz sicher kommen sowohl Pitzal und Ötzal jetzt schon durch die extreme Verkehrsbelastung an Wochenenden und Ferienzeiten an oder über die Belastungsgrenzen. Der Zusammenschluss wird gerade in diesen Ballungszeiten noch mehr Verkehr initiieren. Ein Konzept, wie mit zusätzlicher Verkehrsbelastung umgegangen werden kann, gibt es nicht. Auch sind durch die engen Täler weitere Ausbaumaßnahmen so gut wie nicht möglich.
  • Negative Auswirkungen auf den Sommertourismus: Der absolute Verlierer von allen oben genannten Punkten ist der Sommertourismus. Durch den Verlust der Landschaftskammer am Linken Fernekogl geht ein wichtiger Baustein für eine nachhaltige Tourismusentwicklung im Pitztal verloren. Noch führt der berühmteste Fernwanderweg E5 vom Pitztal via Braunschweiger Hütte auf der sogenannten "Königsetappe" ins Ötztal. Rund 50-70% der E5-Asprianten übernachten dabei nicht auf der Braunschweiger Hütte, sonden in St. Leonhard oder Wenns in Pensionen und Hotels. Der zu erwartende Attraktivitätsverlust des Tourengebiets oben wird negative Auswirkungen im Tal unten haben.

Die gesamte Stellungnahme des DAV und ÖAV gibt es weiter unten auf der Seite als Download.

 

Was steht hier genau auf dem Spiel? Kurz erklärt vor Ort von Tobi und Franz...

Wie geht's jetzt weiter?

  • September 2019:  Auflage des Umweltverträglichkeitsgutachten (UVGA). Das Amt der Tiroler Landesregierung veröffentlicht die Antworten auf die Einwände der Naturschutzverbände und verkündet eine Einschätzung, ob das Vorhaben umweltverträglich ist oder nicht.
  • September - Oktober 2019: UVGA liegt öffentlich aus. Naturschutzverbände haben erneut die Möglichkeit, eine fachliche Stellungnahme und weitere Einwände einzubringen.
  • Oktober 2019: Mündliche Verhandlung in Tirol
  • Ferbruar/März 2020: Bekanntgabe des Bescheids/Urteils. Die Abteilung Umweltschutz des Amt der Tiroler Landesregierung gibt die finale Einschätzung über die Umweltverträglichkeit – und somit gegebenenfalls die Genehmigung – bekannt. 
  • Umweltschutzverbände haben daraufhin die Möglichkeit, eine Beschwerde/Klage einzureichen und in Revision zu gehen; das Verfahren wird dann an die nächsthöhere richterliche Instanz gebracht.
 

Neuerschließung als Zusammenschluss getarnt

Grundsätzlich ist in Tirol die Erweiterung von Skigebieten aus ihren festgelegten Grenzen heraus durch das Tiroler Seilbahn- und Skigebietsprogramm untersagt. Ausnahmen sind sogenannte "Zusammenschlüsse", wie in diesem Vorhaben. Betrachtet man das Ausmaß dieser Erschließung, ist der Begriff "Zusammenschluss" wohl eher irreführend. Es entsteht vielmehr ein neues Skigebiet: das resultierende Gebiet ist in etwa halb so groß wie das gesamte Skigebiet auf der Zugspitze!

Eigentlich ist im "Raumordnungsprogramm über den Schutz der Gletscher" beschlossen, dass noch unerschlossene Gletscher und ihre Einzugsgebiete von der Errichtung von Anlagen freizuhalten sind. Eine Ausnahme davon wurde explizit für den Bereich der anvisierten Erschließung gesetzlich verankert: Teile des Mittelbergferners, der Karlesferner und der Hangende Ferner sind vom Gletscherschutzprogramm ausgenommen.

 

Aktuelle Informationen

ARD - Mittagsmagazin, 04. Dezember 2018

 

Weitere Informationen zum Projekt

 

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