Zwei Langläufer in einer Winterlandschaft
Foto: DAV/Daniel Hug
Bergsport im Winter

Skitourengehen: Varianten und Überblick

Egal ob Skitour im Gelände oder auf der Piste - mit Ski oder Splitboard - alle finden ihre Art, im Winter auf den Berg zu steigen und abzufahren. Ein Überblick.

Aus eigener Kraft am verschneiten Berg aufsteigen. Ringsum unberührte Natur, nur die eigene Spur zieht sich bergauf. Am Gipfel ankommen, ihn genießen und dann durch unverspurten Pulverschnee abfahren, weitab vom Pistenbetrieb. So die Idealvorstellung von einer der faszinierendsten Natur- und Bergsportarten.

Faszination Skitourengehen

Das Skitourengehen wurde bereits in der Frühzeit des Alpinismus praktiziert und erfährt seit einigen Jahren erneut großen Zulauf. Kurze Aufstiege oder Trainingseinheiten im Pistenbereich sind beliebt, Tagestouren oder Skidurchquerungen von Hütte zu Hütte ebenso.

Eines ist beim Skibergsteigen sicher: Wer eigenverantwortlich mit Tourenski ins winterliche (Hoch-)Gebirge geht, benötigt neben einer ordentlichen Portion Kondition vor allem das Wissen und die Erfahrung, um mit den winterlichen Gefahren umgehen zu können.

Besonders das richtige Einschätzen der Lawinengefahr muss gelernt und sehr ernst genommen werden.

Eine sichere Skitechnik in Aufstieg und Abfahrt und ein sicherer Umgang mit der Notfall-Ausrüstung gehören zum Einmaleins des Skibergsteigens. Nur so lassen sich etwaige Gefahren realistisch einschätzen und das Unfallrisiko senken.

Varianten

Mit dem wachsenden Interesse am Skibergsteigen haben sich auch neue Spielarten dieses Sports entwickelt.

Die bekanntesten Formen sind heute:

Aufstieg, Foto: Stefan Winter

(Klassische) Skitouren im freien Gelände

Klassisches Skitourengehen gehört zu den ältesten und besonders naturnahen Wintersportarten. Eine Skitour verbindet dabei auf ideale Art Training und Genuss in winterlicher Umgebung. Um mit den Tourenski auf den Berg zu gelangen, sind Ausdauer und Kraft gefragt.

Nach einer Pause, sei es an einem Gipfel oder an einer Hütte, kann man dann wieder ins Tal abfahren.

Klassisches Skitourengehen zeichnet sich aus durch hohe Anforderungen an:

  • Orientierung im ungesicherten alpinen Gelände

  • Lawinenkundlichem Wissen, Beurteilungsvermögen und Risikoreduktion

  • Kondition und skifahrerischem Können.

Skihochtouren

Skihochtouren werden gerne als die Königsdisziplin des Bergsteigens bezeichnet: Dazu geht es – meist mit Gletscherberührung – ins Hochgebirge, wodurch besondere (Gletscher-)Ausrüstung und ein hohes Maß an Erfahrung und Kondition erforderlich werden. Skihochtouren lassen sich oft erst im Frühjahr durchführen. Gegenüber klassischen Skitouren steigen auch die Anforderungen an Planung und Strategie deutlich.

Skitouren auf Pisten

In den letzten Jahren hat sich eine Form des Skitourengehens besonders stark entwickelt: der Aufstieg auf präparierten Pisten.

Die Orientierung gestaltet sich problemlos, anstrengende Spurarbeit entfällt und die geöffneten Pisten sind vor Lawinen sicher. Außerdem ist die Abfahrt einfach zu bewältigen und pistennahe Aufstiegsrouten geben ein ideales Trainingsgelände ab. Alles Gründe für den Boom des Skitourengehens auf Pisten.

Es können jedoch Konflikte und gefährliche Situationen entstehen: Mit allen, die mit Alpinski unterwegs sind und nicht erwarten, dass ihnen bei der Abfahrt jemand entgegenkommt. Oder mit den Pistenraupen, beim Präparieren nach Betriebsschluss.

Der DAV hat deshalb Regeln aufgestellt, um diese potenziellen Konflikte zu entschärfen. Zusätzlich gilt es, regional geltende Vereinbarungen zu beachten.

Weitere Varianten

Freeriding

Unter Freeriding oder Variantenfahren versteht man das Fahren abseits gesicherter Pisten im freien Skiraum. Den Ausgangspunkt dieser Abfahrten erreicht man meist aus einem Skigebiet heraus – mitunter mit kleinen Aufstiegen.


Freeriden verspricht maximalen Abfahrtsgenuss mit geringen oder keinen Aufstiegsmühen und legt den Schwerpunkt eindeutig auf die Abfahrt. Vorsicht: Die Nähe zu Skigebieten suggeriert Sicherheit. Doch auch beim Freeriden sind Erfahrung, Wissen und Können abseits gesicherter Pisten sowie die Notfallausrüstung gefragt.

Mit dem Snowboard auf Tour

Routen für Skitouren, Skihochtouren und Skidurchquerungen können ebenso mit dem Snowboard unternommen werden. Der Aufstieg erfolgt hier entweder mit Schneeschuhen, mit Kurzski oder mit einem speziellen Snowboard, einem sogenannten Splitboard. Ein Splitboard kann zum Aufstieg in der Mitte geteilt werden und wie Ski benutzt werden.

In der Vorbereitung liegt das Augenmerk einmal mehr auf der Geländekenntnis: Viele Skitouren sind – wegen Flachstücken oder Gegenanstiegen – nicht gleichermaßen gut für die Abfahrt mit dem Snowboard geeignet.

Darf’s ein bisschen mehr sein? Skibergsteigen als Wettkampfsport

Skibergsteigen als Wettkampfsport verbindet eine hohe Ausdauerleistung mit vielen technischen Fertigkeiten im Aufstieg und in der Abfahrt.

Bei den Wettkämpfen unterscheidet man in der Regel die Disziplinen Individual/Single, Team, Sprint und Vertical sowie die Staffel.

Seit 2001 betreibt der Deutsche Alpenverein das Skibergsteigen als Leistungssport und stellt die Deutsche Nationalmannschaft Skibergsteigen auf.

Naturschutz

Skitouren liegen im Trend, in den zurückliegenden Jahren ist das Interesse an dem Sport stark gewachsen. Allein in Deutschland kommt man aktuell – konservativ geschätzt – auf eine halbe Million Skitourengeher*innen.

Naturerlebnis und Naturschutz sind eng miteinander verbunden, weshalb alle, die im winterlichen Gebirge unterwegs sind, besondere Rücksicht auf die Natur nehmen sollten. Um die im Bergwald und an der Waldgrenze lebenden Tiere möglichst wenig zu stören, orientiert man sich idealerweise an naturverträglichen Aufstiegs- und Abfahrtsrouten. Sie sind im Projekt „Skibergsteigen umweltfreundlich“ (Natürlich auf Tour) ausgewiesen.

Skibergsteigen umweltfreundlich, Foto: DAV/Daniel Hug

In aller Kürze

Ausrüstung

Zur Grundausrüstung für das Skibergsteigen gehören

  • Tourenski & Felle, Stöcke

  • Notfallausrüstung: LVS-Gerät, Sonde & Schaufel

  • ggf. Helm, Rucksack mit Airbag-System

Auf einen Blick

10 DAV-Empfehlungen für das Skibergsteigen

Skibergsteigen lernen

Viele der DAV-Sektionen des Alpenvereins bieten Kurse und Schulungen rund um Technik- und Sicherheitsfragen beim Skibergsteigen an.

Lagecheck, Foto: DAV/Daniel Hug

Tourentipps & Planung

Eine Vielzahl von Skitouren-Vorschlägen findet sich auf alpenvereinaktiv.com, dem Tourenportal des Alpenverein.

Hilfreich für die Tourenplanung sind die Alpenvereinskarten Bayerische Alpen (BY1-BY22) im Maßstab 1:25.000. Informationen zu weiteren Alpenvereinskarten sowie speziellen Karteninformationen für Skitouren gibt es hier.

Sicherheit

Das Skitourengehen ist eine Bergsportdisziplin, die besonders intensive Naturerlebnisse zulässt, gleichzeitig auch besonders umfassendes Wissen um potenzielle Gefahren erfordert.

Vor allem dem Einschätzen der Lawinengefahr kann kaum zu viel Bedeutung beigemessen werden. Wichtige Informationen zu Sicherheit und Risikomanagement haben wir hier zusammengestellt.

Eine gute Übersicht über die Lawinenlage in den Ostalpen bietet die spezielle Karte auf alpenvereinaktiv.com. Hier findet ihr Links zu allen Lawinenlageberichten in den Alpen.

Literaturempfehlungen

  • "Skibergsteigen-Freeriding. Alpin-Lehrplan 4" von Peter Geyer, Jan Mersch und Chris Semmel, Rother Bergverlag, ISBN 978-3-7633-6091-8

  • "Lawinen: Erkennen - Beurteilen - Vermeiden" von Jan Mersch, Markus Fleischmann und Helmut Mittermayer, Bergwelten Verlag, ISBN 978-3-7112-0030-3

Diese und andere Bücher sind auch im DAV-Shop erhältlich.

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