Die Barmer Hütte
Die Barmer Hütte. Foto: DAV
Stromversorgung auf Hütten

So kommt der Strom auf die Hütte

Hütten stehen oft abseits der Zivilisation und an ökologisch sensiblen Orten. Damit der Strom möglichst umweltfreundlich aber trotzdem günstig und ausfallsicher in der Steckdose landet, gibt es je nach Standort mehrere Lösungen. Die wichtigsten stellen wir hier vor.

Photovoltaikanlage

Sonnenkollektoren bilden die Basisversorgung fast jeder Hütte. Sie können an vielen Standorten installiert werden – sogar auf nordseitigen Dächern: Die stärkere diffuse Strahlung durch die Höhenlage macht es möglich! Nicht nur auf dem Dach, auch an der Fassade können Kollektoren angebracht sein. Das ist vor allem im Winterbetrieb spannend, da die Sonne insgesamt tiefer steht und der Schnee auch die Strahlung reflektiert.

Für ein kWp (Kilowatt Peak = ca. 1000 kWh pro Jahr) benötigt man ungefähr fünf Quadratmeter Dachfläche. Bis zu zwei Euro kostet die Kilowattstunde Sonne.

Photovoltaik-Anlage der Barmer Hütte. Foto: DAV

Wasserkraftwerke

Ein Bach ist für jede Hütte ein Glücksfall: Es reichen kleine Durchflussmengen, um Tag und Nacht Strom zu haben. Der Eingriff in die Natur ist in der Regel klein: Bei der Memminger Hütte wurde zum Beispiel nur ein Drainagerohr in den Ablauf eines Sees installiert. Und auf der Clarahütte sorgt ein Wasserrad für Strom – eine sehr einfache Möglichkeit, da man hier das Wasser nur hinleiten muss. Der Großteil der Hütten läuft mit sogenannten Peltonturbinen: Sie benötigen wenig Wasser, aber einen hohen Druck. Rund 60 Prozent der DAV-Hütten werden per Wasserkraft versorgt, bei den Hochgebirgshütten sind es etwa 40 Prozent. Die Investitionen in das Kraftwerk sind hoch, aber die Lebensdauer sehr lang. Probleme ergeben sich durch den Klimawandel: Trockenheit und Gletscherrückgang lassen die Ströme versiegen.

Wehranlage zum Kraftwerk der Regensburger Hütte. Foto: DAV

Windkraftanlagen

Was eigentlich nach einer tollen Idee klingt, ist gar nicht so einfach in der Umsetzung: Wind ist am Berg nicht so einfach nutzbar, wie man meint: Er weht selten konstant genug. Darum eignen sich wenige Hütten für die Nutzung, wie zum Beispiel die Weilheimer Hütte. Im Gebirge kommen übrigens Vertikalrotoren zum Einsatz, da klassische Windräder bei Vereisung eine Unwucht entwickeln und zu schnell verschleißen.

Blockheizkaftwerke

Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) erzeugt durch das Verbrennen von Rapsöl oder Flüssiggas Strom und Wärme. Die Wärme wird für die Warmwasserbereitung genutzt, der Strom fließt in die Steckdose. Vor allem für Hütten mit Winterbetrieb sind BHKWs sehr sinnvoll. Aber auch als Strom-Backup eignen sich die würfelförmigen Generatoren. BHKWs werden nur in Kombination genutzt, zum Beispiel mit Photovoltaik, wenn gerade die Sonne nicht scheint. Dafür haben sie einen hohen Wirkungsgrad von bis zu 90 Prozent. Aus einem Liter Rapsöl kann man rund 7,5 Kilowattstunden (2,5 kWh Strom und 5 kWh Wärme) holen, das entspricht dann ca. 1,5 Kilogramm CO2. Der Preis für ein Blockheizkraftwerk liegt bei ca. 60.000 Euro.

Blockheizkraftwerk der Ansbacher Hütte. Foto: DAV

Strom aus dem Tal

Manche Hütte sind am öffentlichen Stromnetz angeschlossen. Die Versorgungssicherheit ist zwar hoch, doch die CO2-Bilanz hängt davon ab, wie groß der Anteil an erneuerbaren Energien im Strommix ist. Außerdem sind besonders oberirdisch verlegte Leitungen Naturgewalten wie Muren, Stein- oder Blitzschlag ausgesetzt. Darum werden solche Leitungen wann immer möglich gemeinsam mit dem Kanal verlegt und zum Beispiel unter eine Forststraße eingepflügt. Insgesamt ist die Stromleitung aus dem Tal nicht grundsätzlich günstig, da in den Leitungen viel teures Kupfer eingearbeitet ist und man bei langen Wegen auch zum Beispiel Trafohäuschen benötigt. Die Stromleitung (ohne Schutzrohr) hat in etwa einen Durchmesser von fünf Zentimetern.

Stromspeicher

Auch Stromspeicher kommen regelmäßig auf Hütten zum Einsatz. In der Regel dimensioniert man die Akkus so, dass sie zum Beispiel bei schlechtem Wetter zwei bis drei Tage lang Strom liefern können, ohne Aggregat oder BHKW starten zu müssen. Bleibatterien haben sich bewährt, gerade bei regelmäßiger Vollladung. Sie sind günstig und gut zu recyclen. Lithium-Eisenphosphat-Batterien benötigen weniger Platz, speichern mehr Energie und haben eine höhere Haltbarkeit (7000 Ladezyklen vs. 2000 Zyklen). Allerdings: Ihr Recycling ist noch nicht ausgereift. Die Kosten richten sich nach Größe und Speichertechnologie, belaufen sich aber in der Regel auf die Höhe eines Kleinwagens.

Lithium-Ionen-Speicher und Wechselrichter der Ostpreussenhütte am Hochkönig. Foto: DAV

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