Eine Gegenlichtaufnahme von flauschig-weißen Wollgras-Blüten im Moor.
Faszinierendes Detail: Wollgras im Moor. Foto: AdobeStock
Klimalehrpfad

Moore: Alleskönner fürs Klima

Moore können viele Tonnen Kohlenstoffdioxid speichern - ihre Entwässerung hingegen setzt Unmengen CO₂ frei. Was können wir tun, um Moore zu erhalten und wiederherzustellen?

Feucht und federnd gibt der Boden unter unseren Wanderstiefeln nach. Teppichartige Moospolster und kleine Bachläufe durchziehen die Landschaft, und in der kühlen, erdigen Luft schwirren schillernde Libellen, Käfer und Mücken. Wir haben ein für die Alpen typisches Moor erreicht – es entsteht dort, wo sich Gletscherrückzugsgebiete ausbreiten oder wo niedrige Temperaturen, hohe Niederschläge und ein schlechter Wasserabfluss zusammenkommen.

Moore, Moose, Mythen – und verstecktes CO2

Moore sind zunächst einmal ganz einfach Orte, die dauerhaft vom Wasser geprägt sind – eine Art Zwischenwelt aus Wasser und Land. Die ältesten Moore entstanden nach der letzten Eiszeit, vor rund 10.000 bis 12.000 Jahren. Damals sammelten sich gewaltige Mengen Schmelzwasser in Talböden und Senken, damit vor allem auch im Voralpenland und in Alpentälern und -senken.

Um Moore ranken sich seit jeher düstere Mythen und Schauergeschichten: von Moorleichen, Hexen und Irrlichtern ist die Rede. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einer davon ist sicherlich, dass Moore lange Zeit ökologisch nicht verstanden wurden – sie galten als unheimlich, unnütz oder sogar gefährlich. Heute weiß man: Moore sind unverzichtbar für Klima, Biodiversität und den Wasserhaushalt.

Um Moore ranken sich zahlreiche Schauergeschichten. Foto: Christopher Meyer

Denn Moore sind echte Klimaschützer. Sie speichern enorme Mengen Kohlenstoff – in Form von abgestorbenem Pflanzenmaterial. Der dauerhaft hohe Wasserstand sorgt für Luftabschluss im Boden, wodurch die vollständige Zersetzung dieser Biomasse gestoppt wird. Der Kohlenstoff, der dabei im Moorboden verbleibt, stammt ursprünglich aus der Atmosphäre: Pflanzen haben ihn durch Photosynthese als CO₂ aufgenommen. Durch das Wasser wird die Zersetzung gehemmt – und der Kohlenstoff langfristig gebunden.

Von allen terrestrischen Ökosystemen weisen Moore die höchste Kohlenstoffdichte auf. Sie speichern etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde zusammen – obwohl sie weltweit nur rund 3 % der Landfläche bedecken. Damit stecken in den Mooren weltweit 30% des in Landmasse gebundenen Kohlenstoffs.

Wusstest du schon?

Überall auf der Welt…

… gibt es Moore. In 90 Prozent aller Staaten können wir auf Moore treffen. Weltweit sind 3 Prozent der globalen Landfläche von Mooren bedeckt. Die Verteilung ist aber eher inhomogen. Die größten Flächen gibt es in Kanada, Alaska, Nordeuropa, Sibirien und Südostasien. Diese Moore sind in Gebieten, die dünn besiedelt und landschaftlich schlecht nutzbar sind.

In Deutschland…

…nehmen Moore etwa 4% der Landesfläche ein. 90% der Moorfläche befinden sich in Nutzung.

Wer Energie und Fläche brauchte...

...entwässerte Moore. Europa ist einer der Kontinente mit dem größten Moorverlust. Das liegt an der hohen Bevölkerungsdichte in Europa, die einen großen Flächennutzungs- und Energiebedarf zur Folge hat. Intakte Moore sind hier deutlich seltener geworden: auf 57 % der ehemaligen Moorflächen findet kein Torfwachstum mehr statt. Im natürlichen Zustand befinden sich weltweit aber noch fast 80 % der Moorflächen.

Sogar der Münchner Flughafen...

…war mal ein Moor. Er liegt im Erdinger Moos - einem trockengelegten Moorgebiet. Bis in die 1970er Jahre wurden in Deutschland große Moorareale für die Landwirtschaft und die forstliche Nutzung entwässert. Teilweise wurden ganze Städte auf entwässerten Mooren erbaut. Moorkolonisierung nennt sich das. Das bekannteste kolonisierte Moorgebiet in Deutschland ist wohl das Teufelsmoor bei Bremen.

Hauptsache nass: wie ein Moor entsteht

Damit ein Moor entsteht, braucht es vor allem eins: Wasser.

Das Grundprinzip ist dabei immer gleich: Pflanzenmaterial sammelt sich an, wird durch den ständigen Wassereinfluss jedoch nicht vollständig zersetzt. Die überschüssige Biomasse lagert sich ab, wird zu Torf – und speichert so dauerhaft Kohlenstoff im Boden.

Trotz dieses gemeinsamen Ursprungs gibt es verschiedene Moorarten. In Deutschland sind vor allem Hochmoore, Niedermoore und sogenannte Übergangsmoore verbreitet – jede mit ihren ganz eigenen Eigenschaften und ökologischen Besonderheiten. Sie zeichnen sich nicht etwa durch die Höhenlage aus, sondern nach dem Ursprung des Wasserüberschusses.

Moortypen im Überblick

Hochmoor

Hochmoore entstehen in Regionen mit hohen Niederschlägen – etwa in kühl-feuchten Klimazonen, in denen mehr Wasser fällt, als verdunstet oder abfließt. Typisch ist das Wachstum spezieller Torfmoose, die so stark in die Höhe wachsen, dass sie den Kontakt zum Grundwasser verlieren. Sie beziehen ihre Feuchtigkeit dann ausschließlich aus dem Regen.

Hochmoore wachsen über ihre Umgebung hinaus und bilden so am Rand eine gewölbte Oberfläche - das Randgehänge. Weitere charakteristische Strukturen sind kreisförmige Erhebungen, sogenannte Bulte und wassergefüllte Mulden, auch Schlenken genannt. Die Torfmoose sind dabei nicht nur prägend für das Erscheinungsbild, sondern auch entscheidend für die Klimafunktion: Sie speichern große Mengen CO₂, weil ihr abgestorbenes Pflanzenmaterial im wassergesättigten Boden kaum zersetzt wird.

Die extrem nährstoffarmen, sauren Bedingungen in Hochmooren lassen nur wenige, dafür hochspezialisierte Tier- und Pflanzenarten zu. In Deutschland finden sich Hochmoore vor allem in Niedersachsen und im Alpenvorland – etwa im Murnauer Moos bei Garmisch-Partenkirchen.

Niedermoor

Niedermoore entstehen dort, wo dauerhaft Grund-, Quell- oder Sickerwasser an die Oberfläche tritt – zum Beispiel in Flussniederungen, Senken oder an Hanglagen mit Quellaustritten. Sie bleiben im Gegensatz zu Hochmooren ständig mit dem Grundwasser verbunden.

Da sie nährstoffreicher sind, bieten Niedermoore einen Lebensraum für eine besonders große Artenvielfalt. Sie speichern ebenfalls CO₂, wenn auch weniger als Hochmoore.
Allerdings sind sie besonders gefährdet, da sie sich vergleichsweise leicht entwässern lassen – was viele dieser Flächen in der Vergangenheit zu landwirtschaftlicher Nutzung gebracht hat. Durch die Entwässerung wird der Zersetzungsprozess angekurbelt und CO₂ freigesetzt.

Zwischenmoor

Wie der Name vermuten lässt, sind Zwischen- oder Übergangsmoore eine Mischform zwischen Nieder- und Hochmooren. Sie werden sowohl vom Grundwasser als auch vom Regen gespeist. Wenn der Niederschlag über längere Zeit ausreicht, kann sich ein Zwischenmoor zu einem Hochmoor weiterentwickeln.

Paludikultur

Paludikultur bezeichnet die landwirtschaftliche Nutzung wiedervernässter Moorflächen – ohne die Flächen weiter zu entwässern. Dabei werden typische Feuchtgebietspflanzen wie Schilf, Seggen oder Rohrglanzgras kultiviert und bodenschonend geerntet. Das geerntete Pflanzenmaterial kann z. B. als Dämmstoff, Baustoff oder Einstreu verwendet werden.

Auch eine extensive Beweidung, z. B. mit Wasserbüffeln, Moorschnucken oder Rotwild, ist möglich – und hilft zusätzlich, die Flächen offen zu halten und ökologisch vielfältig zu gestalten.

Ohne Moos nix los!

Moore sind wahre Alleskönner: Sie speichern Wasser wie ein Schwamm, bieten seltenen Arten ein Zuhause und kühlen ihre Umgebung. Ganz nebenbei binden sie auch noch riesige Mengen CO₂ – und leisten so einen stillen, aber wirkungsvollen Beitrag zum Klimaschutz.

Moorboden speichert durch den hohen Wassergehalt Kohlenstoff, da Zersetzungsprozesse gestoppt werden. Foto: DAV/Cornelia Kress

Bis zu 30 Tonnen CO2-Äquivalente pro Hektar wiedervernässtes Moor

Moore spielen eine entscheidende Rolle im Klimaschutz. Sie speichern große Mengen an Kohlenstoff – denn abgestorbenes Pflanzenmaterial wird im nassen, sauerstoffarmen Milieu nur unvollständig zersetzt. Der Kohlenstoff bleibt dadurch langfristig im Moor gebunden. Intakte Moore sind daher effektive CO₂-Senken.

Weltweit entziehen Moore der Atmosphäre jedes Jahr etwa 150 bis 250 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr – und tragen damit aktiv zur Eindämmung der Klimakrise bei.

Wird ein Moor jedoch entwässert, gelangt Sauerstoff an das zuvor konservierte Pflanzenmaterial. Die Folge: Der gespeicherte Kohlenstoff wird als CO₂ freigesetzt – mit teils gravierenden Auswirkungen. Entwässerte Moore zählen daher zu den größten Verursachern von Treibhausgasen in der Landwirtschaft.

Die gute Nachricht: Wiedervernässung wirkt. Je nach Moortyp und Standort können durch die Anhebung des Wasserstands 15 bis 30 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr und Hektar eingespart werden – in einigen Fällen sogar noch mehr.

Böden, Wald, Moor und Meere sind nicht nur um ihrer selbst schützenswert. Sie tragen auch auf natürliche Weise zum Klimaschutz bei. Illustration: Marmota Maps

Angepasst an extreme Bedingungen

Moore sind Lebensräume für Spezialisten - Pflanzen und Tiere, die sich an extreme Bedingungen wie Nässe, Nährstoffarmut und saure Böden angepasst haben.

Die Artenvielfalt im Moor spielt eine zentrale Rolle für die Stabilität des Ökosystems. Je vielfältiger die Lebensgemeinschaft, desto robuster ist das Moor gegenüber äußeren Einflüssen. Denn jede Art übernimmt eine bestimmte Aufgabe – sei es bei der Nährstoffversorgung, Wasserregulation oder beim Erhalt der Bodenstruktur. Gerät dieses Zusammenspiel aus dem Gleichgewicht, kann das das gesamte Ökosystem beeinträchtigen.

Einige Pflanzen haben faszinierende Überlebensstrategien entwickelt: Fleischfressende Pflanzen wie der Sonnentau fangen Insekten, um sich mit Nährstoffen zu versorgen. Torfmoose, die das Moor prägen, saugen Wasser auf wie Schwämme. Die unteren Teile der langsam wachsenden Pflanze sterben ab und tragen zur Torfbildung aktiv bei. Moosbeeren leben in Symbiose mit Mykorrhiza-Pilzen, die sich mit den Wurzeln der Pflanze verbinden und sie im nährstoffarmen Moorboden mit den wichtigsten Nährstoffen versorgt.

Sonnentau gehört zu den fleischfressenden Pflanzen, die in nährstoffarmen Moorgebieten überleben können. Foto: AdobeStock

Auch viele Gräser und Blütenpflanzen, etwa das Wollgras oder das Sumpf-Knabenkraut, sind auf die hohe Feuchtigkeit im Moor angepasst. Bäume wie Birken und Erlen können ebenfalls in Mooren wachsen – allerdings nur am Rand, wo es etwas trockener ist.

Im Tierreich sind es vor allem Insekten, Amphibien und Vögel, die sich an das Leben im Moor angepasst haben. Der seltene Hochmoorgelbling, der Moorfrosch oder typische Vogelarten wie Kranich und Birkhuhn sind eng an den Lebensraum Moor gebunden. Viele von ihnen stehen heute auf der Roten Liste.

Von Schwämmen, Nieren, Puffern und Filtern

Die mächtigen Torfschichten im Moor können enorme Mengen Wasser speichern – ähnlich wie ein Schwamm. Diese Fähigkeit macht Moore zu einem wichtigen Bestandteil der Wasserregulierung in der Landschaft.

Bei Starkregen nehmen Moore überschüssiges Wasser auf und verhindern so Überschwemmungen. In Trockenzeiten geben sie es langsam wieder ab. Sie wirken damit ausgleichend – sowohl bei zu viel als auch bei zu wenig Wasser. Als natürliche Wasserspeicher spielen sie eine zentrale Rolle bei der Anpassung an den Klimawandel, denn extreme Wetterlagen wie Dürre und Starkregen nehmen deutlich zu.

Doch Moore können noch mehr: Sie filtern Schadstoffe aus Wasser und Luft – und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Trinkwasserqualität und Luftreinhaltung. Deshalb werden sie auch als die „Nieren der Landschaft“ bezeichnet.

Auch bei der Temperaturregulierung wirken Moore ausgleichend. Vor allem in heißen, trockenen Phasen hilft der gespeicherte Wasserkörper, Temperaturspitzen abzumildern. Durch die ständige Verdunstung kühlen Moore ihre Umgebung spürbar ab – und tragen so zur Klimastabilität in ihrer Region bei.

Darüber hinaus sind Moore Zeitzeugen mit einer Archivfunktion. So sind in tieferen Schichten kaum zersetzte, jahrhundertealte Pflanzenbestandteile wie Wurzeln oder Pollen konserviert. Sie geben Auskunft über die Vegetationszusammensetzung aus längst vergangenen Zeiten und sind ein wichtiger Bestandteil der Klimaforschung.

Mehr Moor! Unsere Vision für Moorlandschaften in der Klimakrise

Im Grunde ist es ganz einfach: Um CO₂ einzusparen, der Klimakrise entgegenzuwirken und bedrohte Arten zu schützen, brauchen wir mehr Moore.

Das bedeutet, wir müssen:

  • Intakte Moore konsequent schützen

  • Geschädigte Moore renaturieren und wiedervernässen

Als Deutscher Alpenverein setzen wir uns für den Moorschutz in der Region ein. Seit 2025 beteiligen wir uns im Rahmen eines Pilotprojektes mit CO2-Regio an der Wiedervernässung eines Moorgebiets im Brucker Moos bei Aßling und tragen damit auf lokaler Ebene zur Einsparung von in etwa 80 Tonnen CO₂ pro Jahr bei.

Auch kleine Schritte können einen Beitrag zum Schutz der Moore leisten – sei es durch bewusste Konsumentscheidungen wie den Verzicht auf torfhaltige Blumenerde oder durch das persönliche Interesse an diesen einzigartigen Lebensräumen. Wer ein Moor besucht und weitererzählt, wie toll ein Moor doch sein kann, schafft Aufmerksamkeit für ihre Bedeutung. Auch hier gilt: bitte bleibt auf den Wegen, die diesen einzigartigen Lebensraum oftmals in Form von Holzstegen umweltfreundlich erlebbar machen. Auf diese Weise entsteht ein größeres Bewusstsein dafür, welchen ökologischen Wert Moore haben – für den Klimaschutz, die Artenvielfalt und die Alpenlandschaften.

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