Person in Sportkleidung läuft mit Hund auf einem felsigen Waldpfad, im Hintergrund Berge und blauer Himmel.
(Berg-)Sport kann in jedem Alter das Fortschreiten von Herzerkrankungen aufhalten. Foto: Sandra Spörl
Prävention, Warnzeichen, Therapie

Herzgesund in die Berge

Das Herz ist die Pumpe, die uns jede Bewegung in den Bergen ermöglicht. Deshalb ist es besonders wichtig, Warnzeichen für Probleme dieses Organs frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Besser noch: Man sorgt präventiv dafür, das Herz gesund zu erhalten.

Laut der aktuellen Unfallstatistik des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit ist Herz-Kreislauf-Versagen die häufigste Todesursache in den Bergen. Die Gründe für einen plötzlichen Herztod beim Sport sind vielfältig und oftmals auch von regionalen, genetischen Faktoren bestimmt. In Deutschland zeigt sich in einer nationalen Registerstudie, dass die Ursache oft mit dem Alter zusammenhängt. Ab einem Alter von 35 Jahren steht die koronare Herzerkrankung im Mittelpunkt, während jüngere Menschen eher an einer Herzmuskelentzündung sterben. Andere mögliche Ursachen sind seltener und verteilen sich auf Herzrhythmusstörungen und strukturelle Erkrankungen des Herzmuskels – teilweise konnte die Ursache auch nicht aufgeklärt werden. Interessanterweise liegt das größte Risiko weniger im Hochleistungs- als im Freizeitbereich. Insgesamt scheinen Männer häufiger vom plötzlichen Herztod betroffen zu sein als Frauen.

Warnzeichen einer Herzerkrankung

Woran lässt sich erkennen, dass etwas mit dem Herzen nicht stimmt? Prinzipiell richten sich die Symptome nach der Grunderkrankung. Eine koronare Herzerkrankung äußert sich typischerweise mit Stechen in der Brust und einem Ausstrahlen in den linken Arm, vor allem unter Belastung. Diese klassischen Merkmale können allerdings auch völlig fehlen oder sich anders darstellen. Eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) kann ebenfalls mit einem Stechen in der Brust auffallen. Typischerweise geht diesen Beschwerden ein viraler Infekt vorweg. Oftmals werden auch Atemnot und ungewöhnliche Müdigkeit im Sinne eines Fatigue-Syndroms beschrieben. Doch auch hier können die Zeichen sehr unterschiedlich ausfallen. In jedem Fall ist eine neu aufgetretene Belastungseinschränkung mit oder ohne vorangegangenen Infekt immer ein Warnzeichen und rechtfertigt eine kardiologische Abklärung.

Kardiologische Abklärung

Wenn der Verdacht auf eine Herzerkrankung im Raum steht, ist eine kardiologische Abklärung unbedingt notwendig. Hier sollte zumindest ein EKG geschrieben sowie eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie) und eine Labordiagnostik durchgeführt werden, um die Ursache und das Ausmaß des potenziellen Schadens abschätzen zu können. Je nach Ursache erfolgen dann eventuell weitere Untersuchungen. Möglicherweise ist auch eine Katheter-Untersuchung des Herzens notwendig. Eine Belastungsuntersuchung sollte erst durchgeführt werden, nachdem eine entzündliche Ursache ausgeschlossen werden konnte. Im Anschluss an die Untersuchungen wird eine entsprechende Therapie unter kardiologischer Betreuung eingeleitet.

Nach EKG, Ultraschall, Labordiagnostik und Belastungstests kann eine entsprechende Therapie eingeleitet werden. Foto: Sandra Spörl

Rückkehr in den Bergsport

Viele Studien belegen die Bedeutung von sportlicher Aktivität nach einer Herzerkrankung. Auch hier hängt das weitere Vorgehen von der Ursache ab. Bei einer Erkrankung der Herzkranzgefäße ist bekannt, dass jede Form von Sport die Lebenserwartung verbessert. Hier gilt: je mehr, desto besser. Allerdings sollte das Training graduell erfolgen und sich über einen bestimmten Zeitraum langsam steigern. Hier kann ein sportwissenschaftlich fundierter Trainingsplan helfen. Einheiten mit kurzen intensiven Intervallen scheinen besonders effektiv zu sein. Am Berg kurz mal außer Puste zu kommen, ist also eher zu empfehlen, als dass von Bergsport generell abgeraten werden sollte. Bei einer Entzündung des Herzmuskels verhält sich die Rückkehr zum Sport allerdings anders. Hier ist entsprechend des Schweregrades der Herzbeteiligung eine Pause von drei oder sechs Monaten angesagt. Bevor es zurück in den Bergsport geht, sollte eine Belastungsuntersuchung sicherstellen, dass bei höheren Herzfrequenzen keine Rhythmusstörungen auftreten, da diese einen plötzlichen Herztod zur Folge haben können. Sobald aus kardiologischer Sicht das Okay da ist, spricht nichts dagegen, den Sport wieder genauso auszuüben, wie man dies vor der Erkrankung getan hat. Natürlich immer angepasst an die eigenen Fähigkeiten und das Fitness-Level.

Prävention von Herzerkrankungen

Die Stärke des Sports liegt nicht nur in der Regeneration nach einer Herzerkrankung, sondern auch in deren Prävention. Bereits im Kindesalter entstehen Risikofaktoren, die später zu kardiovaskulären Problemen führen können. Das sind vor allem Bluthochdruck, Übergewicht und Insulinresistenz, sowie das „böse“ Cholesterin. Sportliche Aktivität beeinflusst all diese Faktoren über verschiedene Mechanismen positiv und senkt damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Hier gilt eindeutig: je früher, desto besser. Sportliche Aktivität sollte von klein auf zur Normalität gehören. Doch auch später, gibt es keinen Grund zu verzagen: Sport hält in jedem Alter das Fortschreiten kardiovaskulärer Erkrankungen auf.

Bergsport gibt Hoffnung

Für viele Menschen ist der Zugang zu den Bergen, aber auch zum Sport generell erschwert. Menschen mit angeborenen Herzfehlern werden oftmals schon als Kinder vom Sport abgehalten und eher ermutigt, passiv durchs Leben zu gehen. Insbesondere die Sauerstoffarmut in der Höhe schreckt viele Ärzt*innen sowie Betroffene und deren Angehörige davon ab, die Schönheit der Berge live zu erleben. Dabei ist die Höhenluft für Menschen mit angeborenen oder erworbenen Herzerkrankungen genauso gesund wie für andere. Um Aufklärungsarbeit leisten zu können und Eltern wie Betroffenen eine Plattform zu bieten, wo die Fragen und Sorgen besprechen können, ist die Etablierung einer kindersportkardiologischen Beratungsstelle an der Universitätsklinik Erlangen geplant. Um diese Stelle zu finanzieren, unternehmen Sandra Spörl, eine Patientin mit angeborenem Herzfehler und Isabelle Schöffl, ihre Ärztin und Verfasserin dieses Artikels mit Unterstützung der Stiftung Kinderherzen den Transalpine Run 2025 als Charity Run.

Alle Infos und Spendenkonto: kinderherzen.de

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