
Axel, du bist seit der Gründung Anfang der 1990er Jahre Mitglied im Lehrteam Umweltbildung. Warum bist du immer noch dabei?

Für mich ist es eine sehr große Motivation, dass ich da Multiplikatoren vor mir habe, die dann mit dem, was ich ihnen vermittle und mit der Begeisterung, die ich ihnen vielleicht ein bisschen mitgeben kann, in ihre Sektionen zurückgehen.

Wie hat sich der Alpenraum seit deinen ersten Erfahrungen als Jugendlicher verändert?

Das erste Bild, das mir in den Kopf kommt, sind die schwindenden Gletscher. Ich werde in Kürze sechzig Jahre alt und das Krasse ist eigentlich, dass ich das in dieser vergleichsweise kurzen Zeit miterleben konnte. Ich bin im Berchtesgadener Land aufgewachsen und der schwindende Blaueisgletscher – da war ich letztendlich live dabei.

Wie hat dich diese Beobachtung verändert?

In den letzten fünf bis zehn Jahren bin ich dann eher zum überzeugten Bahnfahrer geworden. Gerade zum Skitourengehen sucht man sich schneesichere Ziele. Und da haben sich bei mir in den letzten Jahren Touren nach Norwegen mit der Eisenbahn eingespielt, das hätte ich sicher früher nicht gemacht. Gehst du das bei deinen Kursen auch so an? Ja, das ist in den vergangenen Jahren immer mehr geworden: Man trifft sich oft schon am Bahnhof und reist gemeinsam an. In den letzten zwei Jahren waren bei manchen Kursen tatsächlich alle dabei. Die Bereitschaft ist auf jeden Fall da.

Du vermittelst also auf deinen Kursen auch ganz handfeste Verhaltenstipps?

Die Leute bekommen keine Checkliste, was sie dürfen und was nicht. Ich versuche eher meine Begeisterung für das Besondere, was man draußen finden kann, weiterzugeben und damit bei den Leuten das eigene Denken anzustoßen. Ich habe letztens zum Beispiel alte Bilder gefunden, auf denen ein Kursteilnehmer mit einem Gamskrickerl (Gamsgeweih) vor uns hergelaufen ist und über die Gams referiert hat. Toll, wenn die Leute mit Begeisterung und Offenheit zum Kurs kommen.

Was erwartet mich denn heute, wenn ich bei einem deiner Kurse dabei bin?

Ich versuche, an die Alltagserfahrungen der Teilnehmenden anzuknüpfen. Wir verwenden zum Beispiel ganz gerne so ein CO2-Maßband. Damit misst die Teilnehmerin den Baumumfang im Bergwald und sieht dann, wie viel CO2 dieser Baum ungefähr gebunden hat. Das vergleichen wir dann zum Beispiel damit, wie viele Tassen Kaffee man dafür trinken oder wie lange man mit der Bahn fahren könnte.

Was sollten die Teilnehmenden deiner Ansicht nach am Ende von diesem Kurs mit nach Hause nehmen?

Dass du auf nichts verzichten musst, also auf nichts in Gänze. Sondern, dass du durch Wissen deine Aktionen erlebnisreich gestalten und schon allein dadurch deinen Umwelteinfluss reduzieren kannst. Also noch mal ganz einfach: Wenn du mit eingefahrenen Gewohnheiten brichst, indem du nicht ins Auto springst, das vor der Tür steht, sondern dich erst mal zurücksetzt und überlegst, was macht dir Spaß, gibt es nicht vielleicht eine Alternative, die mir das Erlebnis genauso ermöglicht?