Mann mit Frau im Rollstuhl beim Klettern
Auch für Menschen mit Behinderung gibt es Möglichkeiten, sich bergsportlich zu betätigen. Foto: DAV/Bernhard Schinn
Anforderungen der Bergsportarten

Bergsport mit Behinderung

Ob zu Fuß, mit dem Rollstuhl oder an der Wand – viele Bergsportarten sind nicht nur mit Behinderung machbar, sondern bieten auch viele Vorteile.

Wandern

(Berg-)Wandern ist eine der gesündesten Sportarten überhaupt, man findet Naturgenuss und Erholung. Nicht umsonst wird dem Gehen auch eine meditative Wirkung zugeschrieben.

Es gibt viele Wanderwege, die für Menschen mit Behinderung gut zu bewältigen sind, einige davon sogar mit dem Rollstuhl. Darüber hinaus engagieren sich immer mehr Touristenregionen für ein barrierefreies Wandern in den Alpen sowie im Mittelgebirge. Dazu zählen zum Beispiel Südtirol, Vorarlberg oder Mittelgebirgsregionen wie das Niedtal im Saarland.

Die Merkmale auf einen Blick:

Plus:

  • Sanftes Ausdauertraining

  • Ökonomisierung von Herz und Kreislauf

  • Entspannung für Geist und Seele

Minus: 

  • Einseitige muskuläre Beanspruchung möglich (Überlastungsgefahr).

  • Gefahr der Überanstrengung im Gelände (Konzentrationsabbau, Müdigkeit, Nachlassen der Muskelkraft); unbedingt ausreichend Pausen einplanen und für eine gute Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr sorgen.

  • Ein gutes Orientierungsvermögen muss vorhanden sein.

  • Wetterlage berücksichtigen: Feuchtigkeit, Wind, Regen- und Schneefall, aber auch zu starke Sonneneinstrahlung können schnell zu extremen Gefahrengrößen werden (Sturzgefahr, Hitzeschlag, Kreislaufprobleme, Sicht- und Orientierungsprobleme).

  • Stolpern, Ausrutschen und Absturzgefahr. 

Mit Rollstuhl am Berg

Von Tourenplanung bis Übernachtung

Einige Hütten und Wege in den Alpen sind auch für Rollstuhltouren gut nutzbar. Wie für jede Tourenplanung braucht es entsprechende Informationen, um zu entscheiden, welchen Weg man einschlagen will und auf welcher Hütte sich eine Pause oder Übernachtung anbietet. Gemeinsam mit Expert*innen und dem ÖAV wurden Kriterien entworfen, die bei der Vorbereitung von Touren mit Rollstuhl unterstützen sollen.

Rollstuhlgerechte Wege

Als Angabe für Schwierigkeit wird auch für Rollstuhltouren die Kategorisierung leicht, mittel und schwer verwendet – diese errechnen sich aus Kondition und Technik.

Kondition / Zeitplanung
Bei Schwierigkeit 1+2 wird die Zeitberechnung wie bei „Wandern zu Fuß“ verwendet.
Schwierigkeit 3+4 bedeutet für Rollstuhltouren die Verdoppelung der Zeit.
Verdreifachen der benötigten Zeit bei Wanderungen mit Rollstuhl gilt für Schwierigkeit 5+6.

Schwierigkeit / Technik:
Die Bewertungsfaktoren für Menschen im Rollstuhl sind Steigung, Bodenbelag, Hindernisse, Querneigung und Breite. Diese werden in einer Matrix in 6 Stufen unterteilt, die auch als Text formuliert ist.

Rollstuhlgerechte Hütten

Die rollstuhlgerechten Kriterien für Hütten sind eine reduzierte Auswahl der ÖNORM B1600. Die gesamte Norm ist nicht für Alpenvereinshütten anzuwenden. Um sich als „rollstuhlgerecht“, bzw. „bedingt rollstuhlgerecht“ deklariert werden zu können, muss die Hütte nach den beschriebenen Kriterien der Wegbeschreibung (leicht/mittel/schwer) für Menschen im Rollstuhl erreichbar sein!

Nach Hütten, die die Kriterien erfüllen, lässt sich beim Hüttenfinder des ÖAV filtern.

Klettern

Ob Hallenklettern, Sportklettern im Klettergarten oder Alpinklettern, die Bewegung in der Vertikalen ist die Krönung des Bergsteigens – egal ob mit oder ohne Behinderung.

Mit den künstlichen Kletteranlagen existiert mittlerweile eine optimale Variante, Menschen mit Behinderung das Klettern wohnortnah mit guter Infrastruktur näher zu bringen. Je nach Behinderung bedarf es einer angepassten Ausrüstung. Dies ist im Vorfeld mit den Kletterbetreuer*innen vor Ort zu klären, was gebraucht wird und was gestellt werden kann.

Die Merkmale auf einen Blick:

Vorteile:

  • sensibilisiert koordinative Fähigkeiten

  • Fördert die Konzentration

  • Schult das Körpergefühl

  • Stärkt das Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein

Zu beachten:

  • Auf passenden Betreuungsschlüssel achten (1 Trainer*in für 1-3 Menschen mit Behinderung).

  • Bei Herz-Kreislauf- und Muskelschwäche unbedingt ein individuelles Aufwärmprogramm wählen.

  • Nicht alle Kletterhallen sind behindertengerecht gebaut (vorher abklären, welche Zugänge und sanitären Anlagen wie genutzt werden können).

  • Tendenz zum Übertreiben bei ersten Fortschritten zu beobachten; lieber in kleinen Schritten Leistung steigern.

  • Verletzungsgefahr und Möglichkeit objektiver Gefahren abklären.

Schneesport

Sport im Schnee bedarf einer guten Fitness, guter Schneekenntnisse und gutem Orientierungsvermögen, bietet dafür aber großen Spaß an der Bewegung.

Zudem ist für Menschen mit Behinderung teilweise eine spezielle Ausrüstung notwendig, damit zum Beispiel Ski und Schneeschuhe überhaupt getragen werden können. Eine Beratung bei medizinisch-orthopädischen Ausstattern ist je nach Art der Behinderung zu empfehlen. Darüber hinaus gibt es bereits Leihausrüstung für Menschen mit Behinderung sowie einige wenige barrierefreie Skigebiete.

Die Merkmale auf einen Blick

Vorteile:

  • Hochwirksames Kraft-Ausdauertraining

  • Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems

  • Förderung der Körperwahrnehmung durch körpernahe Erfahrung mit dem Element Schnee

Zu beachten: 

  • Auf guten Betreuungsschlüssel achten, um die Mobilität im Wintersportgebiet zu garantieren (zum Beispiel Nutzung von Skibussen, Liften und Gondeln). Diese ist sonst nicht immer allein oder mit mehreren inklusive Ausrüstung zu bewältigen.

  • Überlastung und Verletzung von Bändern, Sehnen und Muskeln mit gutem Aufwärmprogramm präventiv entgegenwirken.

  • Für eine gute Regeneration sorgen, damit Kälte, Nässe und Anstrengung nicht zu schnell ans Limit führen: Pausen einlegen, auf Hütten aufwärmen und stärken, abends ins Schwimmbad oder in die Sauna.

  • Lawinengefahr berücksichtigen.

  • Sturzgefahr bei allen Winteraktivitäten bedenken.

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