Schmetterling sitzt in der Dämmerung auf Blume
Das Bayerische Artenschutzzentrum hat im Rahmen des Fotowettbewerbs "Metamorphose Moor" die schönsten Aufnahmen aus bayerischen Mooren gesucht. Foto: Christopher Meyer
Warum wir Moore schützen müssen

Klimaschützer Moor

Moore sind echte Klimahelden: obwohl nur 3 Prozent der globalen Landfläche von Mooren bedeckt ist, stecken in ihnen rund 30 Prozent des in Landmasse gebundenen Kohlenstoffs. Allerdings werden Moore auch seit Jahrhunderten entwässert, um sie nutzbar zu machen. Entzieht man Mooren das Wasser, setzen sie den gespeicherten Kohlenstoff wieder frei und viele geschützte Tier- und Pflanzenarten verlieren ihren Lebensraum. Moore zu schützen ist also gleich doppelt wichtig: für den Klima- und den Artenschutz.

Vom Jahrtausende alten Kohlenstoffspeicher zur Kohlenstoffquelle

In Europa haben sich die ältesten Moore vor ungefähr 10.000 bis 12.000 Jahren, nach der letzten Eiszeit, entwickelt, als sich die Massen an Schmelzwasser in Talböden und Senken angesammelt haben. Seitdem lagern Moore Kohlenstoff in Form von abgestorbenem Pflanzenmaterial ein, das im Wasser nicht vollständig zersetzt werden kann. So entziehen die weltweit noch bestehenden Moore der Atmosphäre zwischen 150 und 250 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Gerade in dicht besiedelten Gebieten stehen Moore allerdings unter einem enormen Umweltdruck: in Deutschland werden etwa 90 Prozent der Moorböden land- oder forstwirtschaftlich genutzt. Das Moor wird dafür entwässert, um bewirtschaftbare Flächen zum Beispiel für Kuhweiden oder Äcker zu schaffen. Dabei entweicht der gespeicherte Kohlenstoff und Lachgas in die Atmosphäre und das Moor wird von einer Kohlenstoffsenke zu einer riesigen Kohlenstoffquelle.

Der Anbau von Rohrkolben könnte eine Alternative zur Entwässerung sein: in einer sogenannten Paludikultur, also beim Anbau von Moorpflanzen in Moorgebieten, bleibt der Kohlenstoff gespeichert und der Boden ist trotzdem nutzbar. Foto: DAV/Johanna Felber

Moore speichern ...

... Kohlenstoff in Form von Pflanzen, die absterben und ins Wasser absinken. Das Moorwasser ist weniger reich an Sauerstoff und Mikroorganismen als Mineralböden. Deshalb werden die Pflanzen dort nur teilweise zersetzt. Die Reste lagern sich dann am Boden ab. Wird das Moor entwässert, kommt der so eingelagerte Kohlenstoff mit Sauerstoff in Verbindung und entweicht als CO2 in die Atmosphäre.

Empfindliche Balance im Ökosystem Moor

Auch die Flora und Fauna leidet unter einer Entwässerung: die im Moor heimischen Tiere und Pflanzen sind besonders gut auf ihren Lebensraum angepasst und können außerhalb ihres natürlichen Lebensraums nur schwer überleben. Weil immer mehr Moore zerstört werden, sind viele der Arten vom Aussterben bedroht. Die sogenannte Biodiversität, also Vielfalt in der Tier- und Pflanzenwelt, macht ein Ökosystem aber erst widerstandsfähig. Jedes Lebewesen hat seine Aufgabe und trägt damit zum Erhalt eines gesunden Ökosystems bei. Sterben Arten aus, werden ihre Aufgaben häufig nicht mehr gut genug erfüllt, die eingespielten Kreisläufe geraten aus der Balance und das Ökosystem wird anfälliger für noch mehr Störungen.

Der rundblättrige Sonnentau ist eine typische Hochmoorpflanze und auch in den bayerischen Mooren heimisch. Durch die Trockenlegung von Mooren gehört er inzwischen aber zu den gefährdeten Arten. Foto: Dr. Theresa Lehmair

Moorschutz als Anpassung an den Klimawandel

Für uns Menschen kann das problematisch werden. Auch wir profitieren nämlich von den Ökosystemleistungen unserer Umwelt: ein Moor ist beispielsweise auch eine Schadstoffsenke, lagert also auch Nähr- und Schadstoffe ein und gibt gefiltertes Wasser an die Umgebung ab. Ein gesundes Ökosystem kann auch besser mit dem Druck durch den Klimawandel umgehen. Intakte Moore sind zum Beispiel ein natürlicher Hochwasserschutz. Sie saugen wie ein Schwamm das Wasser bei Regen auf und geben es langsam wieder an die angrenzende Landschaft ab. So schützen Moore nicht nur vor Überflutung, sondern können auch Trockenzeiten abfedern und helfen, die Temperaturen vor Ort zu regulieren. Wegen der durch den Klimawandel steigenden Wahrscheinlichkeit von Extremwettern wie Starkregen und Dürren sind diese Funktionen in Zukunft besonders wichtig.

Das Freisinger Moos ist ein Niedermoor, das heißt, es speist sich aus dem Grundwasser oder einem Still- oder Fließgewässer. Foto: DAV/Johanna Felber

Moore erleben

Wie besonders Moore eigentlich sind, wird oft erst auf den zweiten Blick klar. Und das erlebt ihr am besten selbst: auf Alpenvereinaktiv haben wir eine Tourensammlung mit Touren durch einige der bayerischen Moore zusammengestellt. Dort könnt ihr selbst nachforschen, welche besonderen Arten es in unseren Mooren gibt. Habt ihr noch weitere Tourenvorschläge? Schickt sie uns an klimaschutz[Klammeraffe]alpenverein[Punkt]de.

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