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Ein Bergbus für Augsburg

08.03.2022, 16:06 Uhr

Die Idee, einen „Bergbus für Augsburg“ ins Leben zu rufen, der interessierte Bergwander*innen regelmäßig von Augsburg zu attraktiven Zielen in die nahe gelegenen Alpen bringt, gibt es in der DAV Sektion Augsburg schon seit mehreren Jahren. Wie so vielem hat die Corona-Pandemie auch diesem Vorhaben Steine in den Weg gelegt – 2020 wurden die Umsetzungspläne vorerst auf Eis gelegt. Aber die Sektion hat sich nicht entmutigen lassen: Im Sommer/Herbst 2021 startete die Test- und Anlaufphase in Zusammenarbeit mit einem lokalen Busunternehmen.

Warum der Augsburger Bergbus eine gute Tat fürs Klima ist

Der größte Anteil an Treibhausgasemissionen bei Bergsportaktivitäten entsteht durch die An- und Abreise sowie Mobilität vor Ort. Über 80% der Emissionen werden dabei durch PKW-Anreisen verursacht. Doch genau hier liegt ein wesentlicher Ansatzhebel zum aktiven Klimaschutz von Bergsportler*innen. Dazu bieten auch immer mehr Sektionen Informationen und alternative Angebote an, die den Umstieg erleichtern – so auch der Bergbus der Sektion Augsburg:

 

  • Durch die Benutzung eines fast voll besetzten Bergbusses wird eine erhebliche Menge an Emissionen eingespart. So werden z. B. bei der Fahrt mit dem Bus von Augsburg nach Tannheim (hin und zurück 300 km) fast 80 Prozent weniger Emissionen freigesetzt als mit entsprechend vielen, mit zwei Personen besetzten PKWs (weitere Emissionsvergleiche verschiedener Verkehrsmittel gibt es beim Umweltbundesamt). Rechnerisch werden pro Person mit dem Bus auf dieser Strecke also nur sieben Kilogramm CO2-Äquivalente emittiert - im Gegensatz zu etwa 33 Kilogramm Schadstoff bei der Autofahrt. Damit kann eine Fahrt mit dem Bergbus insgesamt circa eine Tonne CO2 einsparen.
    Zum Vergleich: Bäume binden im Jahr durchschnittlich zehn Kilo CO2 pro Jahr – es bräuchte also das Jahreswachstum von 100 Bäumen, um die gleiche Emissionsmenge aus der Atmosphäre zu binden (eine gute Übersicht dazu gibt es zum Beispiel bei Plant for the Planet). 
 

  • Der Augsburger Bergbus fährt vorwiegend zu Zielen, die mit dem ÖPNV wenn überhaupt nur sehr umständlich erreichbar sind. Dabei bieten die angesteuerten Tourenregionen vielfältige Möglichkeiten in verschiedenen Bergsportdisziplinen - entsprechend sind dort einige Menschen unterwegs. In den Bergen verteilen sie sich, ihre Autos auf den Straßen und Parkplätzen führen allerdings zu Staus. Der Bergbus setzt hier an und bietet ein attraktives Angebot, um den Individualverkehr zu reduzieren.
     
  • Der Augsburger Bergbus ist nicht einfach ein ÖPNV-Ersatz: Wer möchte, kann sich am Zielort gegen Aufpreis geführten Wanderungen mit DAV-Tourenleitungen anschließen (nur für DAV-Mitglieder). Außerdem gibt es zu jeder Bergbus-Fahrt Tourenvorschläge für individuelle Bergtage.
 

Die Details auf einen Blick

Für wen?

  • Mitfahren können sowohl DAV-Mitglieder als auch Nicht-Mitglieder
  • An den geführten Touren in den Zielregionen können nur Mitglieder teilnehmen
  • Die Anmeldung zur Fahrt ist direkt über das Kurs- und Tourenprogramm der Sektion Augsburg möglich

Was kostets?

  • Fahrtkosten pro Person: 16€ (Kinder < 3 Jahre: kostenfrei; Kinder > 3 Jahre: 8€)
  • Für die geführten Touren fällt zusätzlich eine Trainerpauschale von 13€ an

Wohin geht’s?

  • Der Bergbus steuert unterschiedliche Ziele an; die nächste Fahrt geht ins Tannheimer Tal
  • Grundsätzlich werden nur Ziele ausgewählt, die innerhalb zwei Stunden Fahrtzeit (one-way) erreicht werden
  • In der Zielregion werden mehrere Ein- und Ausstiegspunkte angefahren

Was kann man dort unternehmen?

  • Für jede Fahrt werden Tourenvorschläge für Sommer- bzw. Winteraktivitäten zusammengestellt; die angesteuerten Regionen bieten vielfältige Möglichkeiten
    im Sommer: Wandern, Bergsteigen, Klettersteige, Mountainbiken
    im Winter: Ski Alpin, Ski Langlauf, Skitourengehen, Schneeschuhwandern
  • Auch ausgiebige Touren sind möglich: etwa 8 Stunden sind vor Ort eingeplant (Abfahrt Augsburg ca. 6.30 Uhr, Rückkunft ca. 18.30 Uhr)
  • Fahrradmitnahme: Der Bus hat Platz für bis zu 15 Fahrräder (Vorderräder müssen demontiert werden; stehender Transport der Räder und Fixierung mit Spanngurten)
 

So fing es an: Rückblick auf die ersten Fahrten

Für die Pilotphase sind zwei Samstage ausgewählt worden: Anfang September 2021 ging es in die Tannheimer Berge und im Oktober in die Ammergauer Alpen. Für die beiden Ausflugsziele wurden mehrere Tourenvorschläge ausgearbeitet, ein paar Beispiele zeigt die Grafik rechts.

 

„Bisher war jede Bergbusfahrt ein voller Erfolg!“, sagt Renate Hirrle, die seit Beginn im Bergbus-Team die Fahrten organisiert und selbst gerne mitfährt. Der Bus war immer nahezu ausgebucht und das Wetter meinte es jedes Mal mehr als gut mit den Teilnehmenden.

 

Bei der ersten Fahrt führte Thomas John, Vorsitzender der Sektion, Wanderleiter und auch im Bergbus-Team, seine Gruppe auf den Schnurschrofen und Markus Hammer, Wanderleiter und seit der ersten Fahrt auch begeistert im Bergbus-Team, machte eine Rundtour über die Landsberger Hütte und die Schochenspitze mit Abstieg über die Gappenfeldalm. Die anderen unternahmen einzeln oder in kleinen Gruppen Touren in die umliegenden Berge (z. B. Neunerköpfle, Rote Spitze) sowie leichtere Wanderungen am Vilsalpsee oder zum Bergachtwasserfall.

 

Die erste Fahrt im Winter 2022 führte im Februar ins Lenggrieser Tal. „Wahrscheinlich Corona-bedingt kamen die Anmeldungen sehr spät, trotzdem war der Bus bei Abfahrt fast voll und die Stimmung im Bus war sehr ausgelassen. Man merkt, dass viele Teilnehmenden ein gutes Gefühl dabei haben, anstatt mit dem eigenen Auto mit dem Bus fahren zu können und so bequemer und klimafreundlicher ans Ziel zu kommen“, meint Katharina Holzer, im DAV Augsburg zuständig für die Themen Natur, Umwelt und Kultur.

 

So geht's weiter mit dem Augsburger Bergbus

Ab dem Sommer soll der Augsburger Bergbus standardmäßig fahren. Vier Fahrten sind für die Sommermonate geplant – eine pro Monat, mit einer kleinen Pause während der Sommerferien. Details zu den Daten und Zielorten werden im April zusammen mit dem Tourenprogramm der Sektion veröffentlicht.

 

Ein Blick hinter die Kulissen: Das Bergbus-Team der Sektion Augsburg

Das Projekt wird von einem kleinen Team von fünf Ehrenamtlichen organisiert.
Zur Organisation trifft sich das Bergbus-Team mindestens einmal pro Monat online zur Abstimmung der Termine, Zielorte, Touren und Haltepunkte. Kurz vor der Fahrt stimmt das Team nochmal ab, ob die Fahrt stattfinden kann. Das hängt von der Zahl der Anmeldungen, der Wettervorhersage und momentan von den Corona-Maßnahmen ab. Zwischen den Treffen im Team arbeiten die einzelnen Mitglieder Tourenvorschläge aus, stimmen sich mit dem Busunternehmen ab, organisieren Führungstouren und veröffentlichen die Tour in den Sektionsmedien. Am aufwändigsten ist die Zusammenstellung der Tourenvorschläge - sie sind aber gleichzeitig auch einer der besten Gründe dafür, mit dem Augsburger Bergbus zu fahren. In den kommenden Jahren geht die Sektion Augsburg davon aus, dass einzelne Ziele immer wieder angefahren werden, damit wird der Aufwand über die Jahre geringer.

 

Die Kosten für den Bergbus können weitestgehend durch die Gebühr für die Teilnehmenden gedeckt werden. Sollten nicht genügend Fahrgäste mit dem Bergbus unterwegs sein, um alle Kosten zu decken, erfolgt eine Förderung durch den DAV-Klimafonds. Diese wurde vor Projektbeginn beim Bundesverband beantragt.

 

Bahn frei für den GOC

Taten fürs Klima

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Bergsport ist kein Motorsport – auch wenn man das an einem schönen Wochenende auf den Autobahnen Richtung Alpen manchmal meinen könnte. Die Anreise in die Berge ist bei den meisten Bergsportler*innen der größte Posten in ihrer Emissionsbilanz. Aber das muss nicht sein: die Sektion Gay Outdoor Club (GOC) reist für den Großteil ihrer Touren mit Bahn und Bus an – und einmal im Monat übernimmt die Sektion sogar das Ticket für die Bahnanreise. Der GOC möchte damit seiner Verantwortung für den Klimaschutz nachkommen und zeigt, dass das nicht unbedingt heißt, viel Geld in die Hand zu nehmen – es geht vor allem darum, einfach mal den ersten Schritt zu wagen. 

Letzte Meile? Kein Problem mit dem Bergbus Eng

Taten fürs Klima

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Wer zum Wandern ins Karwendel möchte, ganz speziell an den Ahornboden, hat seit 2020 keine Ausrede mehr, nicht öffentlich dorthin zu fahren. Vor drei Jahren hat nämlich der Bergbus Eng buchstäblich Fahrt aufgenommen: vom Bahnhof Lenggries bringt er Bergsportler*innen bis zu den Engalmen am Großen Ahornboden. Der Bundesverband hat zusammen mit den Sektionen München/Oberland, Lenggries und Bad Tölz eine Förderung für die bestehende Buslinie eingerichtet, damit der Bus auch am Wochenende früh morgens und abends, also zu bergsporttauglichen Zeiten, fährt. Erst mit der Bahn nach Lenggries und dann mit dem Bus weiter an den Tourenstart – so geht klimafreundliches Bergsteigen. 

Kletterzentrum Bremen: Ambitioniert an der Wand und im Klimaschutz

Taten fürs Klima

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Das Klettern erfreut sich seit Jahren großer Beliebtheit: im Durchschnitt gehen die Kletter*innen im DAV pro Jahr fast 30 Mal in die Halle – also insgesamt einen Monat lang fast jeden Tag. Für viele von ihnen sind die rund 220 DAV-Kletterhallen in Deutschland der zentrale Berührungspunkt mit dem Klettersport, gerade wenn natürliche Felsen nicht in Reichweite sind. Da ist die Anreise zur Halle zwar kürzer, ganz ohne Ressourcenverbrauch kommt ein Kletterhallenbesuch aber nicht aus: die hohen Hallen müssen geheizt und gelüftet werden und Neubauten tragen zusätzlich zur Bodenversiegelung bei. Dass Hallenklettern und Klimaschutz sich trotzdem nicht ausschließen, das zeigt das Kletterzentrum Bremen – mit einem ambitionierten Nachhaltigkeitskonzept und kreativen Low-Budget-Lösungen.