DAV Naturschutztagung 2016: Nachhaltige Entwicklung der Alpen in Zeiten des Ausbaus
Leben und Wirtschaften in den Alpen: Nachhaltig und mit Zukunft
25.10.2016, 11:05 Uhr
Nach Fulda und Freiburg kehrte die traditionsreiche Naturschutztagung des DAV zwischen 14. und 16. Oktober 2016 wieder zurück in die Alpen. Anlass dazu war die Internationale Alpenkonferenz unter dem Vorsitz Deutschlands, die im Vorfeld in Grassau im Chiemgau stattfand.
Berge.Umwelt.Zukunft
Aus gegebenem Anlass stand der Mensch, also der Alpenbewohner und Alpengast, im Mittelpunkt der diesjährigen Tagung.
»Wir nutzen die Berge, wir sorgen uns um die Umwelt und wir machen uns Gedanken um die Zukunft«. Mit diesen Worten eröffnete DAV-Vizepräsident Rudi Erlacher die Tagung.
Im Raum stehen die allgegenwärtigen Fragen:
- Mit welchen Ansätzen können wir in den Alpen und Mittelgebirgen von morgen weitere Nutzungskonflikte vermeiden?
- Welche Maßnahmen müssen wir ergreifen, um auch in Zukunft die Alpen als einzigartigen Naturraum zu bewahren und gleichzeitig als Lebens- und Wirtschaftraum attraktiv zu halten?
Erschließungstendenzen in den Alpen so stark wie noch nie!
Die ski- und seilbahntechnische Erschließung der Alpen hält weiter an. Und damit hält auch die Entwertung unerschlossener alpiner Natur weiter an.
Den Vertretern der alpinen Vereine bereitet diese Entwicklung großes Kopfzerbrechen. In Österreich, insbesondere Tirol, hat der "Überbietungswettbewerb" in den letzten Jahren einen noch nie dagewesenen Höhepunkt erreicht, erläutert Liliana Dagostin, Leiterin der Abteilung Raumplanung & Naturschutz des ÖAV. Erst letztes Jahr wurden Fieberbrunn, Leogang und Saalbach-Hinterglemm zum größten zusammenhängenden Skigebiet ausgebaut, diese Saison geht dieser Titel schon an die Skiregion Arlberg. Für die nahe Zukunft gilt das gleiche: zwischen Pitztaler Gletscher und Sölden hat es noch freie Gletscherflächen, die bald erschlossen werden sollen.
Zwar sind die Dimensionen in den bayerischen Alpen nicht mit denen unseres Nachbarlands vergleichbar, aber an Brisanz kaum zu überbieten. Die Frage der Erschließung des Riedberger Horns im Allgäu war ein Dauerthema der Tagung: nicht nur würde hier ein bedeutsames Brutgebiet des Birkhuhns angetastet, man würde auch ein bewährtes Raumplanungsgesetz aus den Angeln heben. Sollte es gelingen den Alpenplan am Riedberger Horn zu modifizieren, steht der weiteren technischen Erschließung in Bayern nur noch wenig im Wege, betont Jens-Peter Kiel, Ressorleiter Natur- und Umweltschutz beim DAV.
Alpine Vereine gefordert
Um die Themen touristische und wirtschaftliche Entwicklung, Nachhaltigkeit und Naturschutz in den Alpen in Zukunft besser unter einen Hut zu bringen, sind die alpinen Vereine gefordert.
Gerade die duale Kompetenz im Naturschutz und Bergsport ist als "einzigartige Chance" zu begreifen, so Vizepräsident Erlacher.
"Denn der Alpintourismus von heute und morgen wird ohne Naturschutz keine Rechtfertigung haben."
Intensive Diskussionen
Die Kernthemen der Tagung wurden intensiv in den insgesamt 4 Fachforen diskutiert.
- Forum 1 "Klimaschutz": Klimaschutz und klimafreundlicher Bergsport sollte ein festes Kernthema des DAV werden. Gefordert werden verstärkt CO2-Bilanzen sowie ein verbesserter Informationsaustausch zwischen den Sektionen
- Forum 2 "Bergsport und Umwelt": gut ausgearbeitete Lenkungskonzepte werden an Bedeutung zunehmen, insbesondere beim Thema "Mountainbike"
- Forum 3 "Touristische Alternativen": Das Projekt "Bergsteigerdörfer" wird als ein richtungsweisendes Projekt bei der Förderung des sanften Tourismus gesehen. Gleichzeitig gilt es vermehrt Initiativen zur Anreise mit ÖPNV zu initiieren.
- Forum 4 "Bildungskonzeption des DAV": Die Bildung für Nachhaltige Entwicklung hat einen hohen Stellenwert und wird teilweise stark unterschätzt.
Zum Abschluss der Naturschutztagung dankte Hanspeter Mair für die sehr lebendigen und durchaus kontroversen Diskussionen und betonte einmal mehr das Grundverständnis des DAV in seiner untrennbaren Verbindung von Bergsteigen und Naturschutz.
Das große Engagement der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurde auch in der lebhaften Schlussdiskussion deutlich, als die Foren-Moderatoren die Ergebnisse ihrer Arbeitsgruppen vorstellten.