Logo-DAV-116x55px

Aus für Zusammenschluss Hochoetz - Kühtai

17.01.2019, 14:59 Uhr

Die Betreiber und Bürgermeister der beteiligten Gemeinden zogen 2019 überraschend ihre Pläne zurück. Der geplanter Zusammenschluss hätte sensiblen Naturraum und ein geschätztes Tourengebiet auf den Feldringer Böden zerstören.

Stand 2019: Betreiber ziehen Pläne bei Landesregierung zurück

Im November 2018 wurden die fertigen Pläne der Skigebietsbetreiber das erste Mal öffentlich präsentiert. Diese lagen auch bereits bei der Tiroler Landesregierung inkl. der notwendigen Umweltverträglichkeitseinschätzung (UVE) zur Prüfung auf den den Schreibtischen. Im März 2019 dann die Überraschung: die Bürgermeister von Oetz, Haiming und Silz verständigen sich mit den Bergbahnen darauf die Pläne und das UVE-Konzept zurückzuziehen. 

Der Widerstand der Bevölkerung vor Ort gegen weitere Verbauung intakter Natur und gegen den Verlust weiterer Natur- und Erholungsräume hat Wirkung gezeigt. Die Bürgerinitiative und Petition "Nein zur Zerstörung von Feldringer Böden und Schafjoch" sammelte mehr als 18.000 Unterschriften gegen das Vorhaben und hat damit entscheidende Arbeit zur Verhinderung der Erschließung geleistet. 

Die Feldringer Böden sind ein weitgehend naturbelassenes Hochplateau westlich von Pirchkogel (2.828 m) und Schafjoch. Es ist nicht nur sensibler Lebensraum sondern auch ein geschätztes Tourengebiet im Winter und im Sommer. Der Wert dieses Gebiets in naturnahem unverbautem Zustand wurde also vor Ort für die Zukunft höher eingeschätzt als die Anlage weiterer Pistenkilometer.

Aktuell sind die Pläne also vom Tisch und ad acta gelegt - damit das so bleibt engagierte sich die Bürgerinitiative nun für naturverträgliche Entwicklungsideen sowie die Stärkung von Naturschutzgesetzen.

 

Was war da geplant zwischen Kühtai und Hochoetz?

Die Verbindung beider Skigebiete sollte durch die seilbahntechnische Erschließung von Feldringer Böden und Schafjoch erfolgen. Die Hänge des Schafjochs und Teile der Feldringer Böden wären durch zwei 10er-Gondelbahnen und einem 6er-Sessellift erschlossen worden um drei neue Pisten mit insgesamt 38 ha zu schaffen. Es handelt sich also nicht um eine seilbahntechnische Verbindung, sondern um die Neuerschließung eines Skiraums:

 

  • 10er-Gondelbahn von Ochsengarten zum Schafjoch mit Mittelstation im Bereich Marlstein
  • 6er-Sessellift mit Talstation im Bereich Faltegartenalm und Bergstation am Schafjoch
  • 10er-Gondelbahn vom Schafjoch ins Skigebiet Kühtai mit Mittelstation im Bereich zwischen Ht. und Vd. Grieskogel
  • Pisten vom Schafjoch zur Talstation des Sessellifts
  • Piste zur Mittelstation der Gondelbahn im Bereich Marlstein
  • Neue Pistenfläche: 38 ha
  • Kosten: 55 Mio. €
 

Die Erschließungspläne

Die Erschließungspläne zur Verbindung von Hochoetz und Kühtai: 

 

  • Blau = geplante Pistenfläche
  • schwarze Linien = Gondel- und Sesselbahnen inkl. Stationen

 

 

 

Objekt der Begierde: Pirchkogel, Schafjoch und Feldringer Böden

Die Diskussionen um die Fortschreibung des Tiroler Seilbahn- und Skigebietsprogramms hat die Skigebietsbetreiber von Kühtai und Hochoetz dazu bewegt alte Pläne wieder aus der Schublade zu holen: beide Gebiete sollen verbunden werden. Allerdings handelt es sich dabei nicht um eine einfache Verbindungsgondel, sondern um eine Neuerschließung: mehrere Seilbahnen, neue Pistenkilometer, Beschneiungsanlage inkl. Speicherteich sind Programm. Und das ganze in noch gänzlich unerschlossenem und naturnahem Gelände.

Geschlossen lehnen die alpinen Vereine dieses Vorhaben ab und werden sich für den Erhalt von Feldringer Böden und Schafjoch einsetzen. Die weitere Erschließung von noch unerschlossenen und naturnahen Geländekammern für den Skitourismus lehnt der DAV grundsätzlich ab: die verbleibenden intakten Naturräume und attraktive Tourengebiete sind die Grundlage für einen nachhaltige touristische Entwicklung. 

 

Lang gehegter Traum der Seilbahner

Die Wünsche Erschließungen zwischen Ötztal, Kühtai und Inntal zu realisieren sind keine neue Erscheinung, denn schon vor 18 Jahren wurden erste Pläne geschmiedet. Die Tiroler Landesregierung lehnte 2001 die Pläne für eine 8er-Gondel "Pirchkogel" und 6er-Sesselbahn "Schafjoch" ab: die Eingriffe in das Biosphärenreservat "Gossenköllesee" waren zu hoch. Auch die geplante Seilbahn von Silz im Inntal zum Faltergartenköpfl im Bereich der Feldringer Böden wurde 2002 abgelehnt. Trotz dieser Rückschläge aus Sicht der Seilbahnbetreiber, reichten die Bergbahnen Kühtai 2005 erneut Pläne für eine Gondel und Sesselbahn über den Pirchkogel und auf Feldringer Böden ein. 

Die gesetzlichen Neuerungen im TSSP 2018 machen es nun gesetzlich möglich die Verbindungsgondel ins Inntal zu bauen. Auch die Verbindung über den Pirchkogel könnte durch das "Positivkriterium" der Verkehrsverlagerung bzw. Verbesserung der Verkehrssituation argumentiert werden. 

 

Zusammenschluss Pitztal - Ötztal

Stellungnahme von DAV und ÖAV eingereicht

Mehr erfahren
DAS Mega-Projekt: Mittelbergferner, Hangender Ferner, Karlesferner und Linker Fernerkogl sollen mit Seilbahnen und Pisten erschlossen werden um die Skigebiete Pitztaler Gletscher und Sölden miteinander zu "verbinden". Am 1. Juli 2019 haben ÖAV und DAV eine unmissverständliche Stellungnahme zum Vorhaben abgegeben.

Kompromiss mit offenen Hintertüren

Tiroler Seilbahn- und Skigebietsprogramm wird fortgeschrieben

Mehr erfahren
Das Tiroler Seilbahn- und Skigebietsprogramm (TSSP) wurde mit Änderungen fortgeschrieben. Zwar sind die brisanten Gesetzesänderungen, welche Erschließungen erleichtert hätten nicht mehr enthalten, dafür aber eine ganze Reihe an Hintertürchen. Nach Wochen an Verhandlungen kommen nun die Tiroler Landeskoalition am 03. Dezember zu einem Kompromiss in Sachen Tiroler Seilbahn- und Skigebietsprogramm (TSSP): das bestehende TSSP von 2011 wird fortgeschrieben - allerdings mit wichtigen Änderungen. Fortschreibung bedeutet also, dass die von den Alpenvereinen sowie Umweltschutzverbänden aufs höchste kritisierte Novellierung nicht kommt. Es bleibt also dabei: ein Zusammenschluss darf nicht mehr als eine Geländekammer beanspruchen, in der Novellierung wären es zwei Geländekammern und 2 Bergrücken gewesen.     

Eine Kampagne der Alpenvereine in Südtirol, Deutschland und Österreich

Mehr erfahren
Am 4. Dezember 2018 starten AVS, DAV und ÖAV die gemeinsame Kampagne "Unsere Alpen". Sie möchten damit in einer breiten Öffentlichkeit deutlich machen, wie einzigartig, vielfältig und wertvoll die Alpen sind – und dass dieser Natur- und Kulturraum massiv bedroht ist. Trotz vieler bereits entstandener Schäden und aktueller Fehlentwicklungen lautet die Botschaft der Alpenvereine: "Die Alpen sind schön. Noch. Es lohnt sich, dafür zu kämpfen."

In Tirol droht Erschließungswelle

Bald neue Großskigebiete?

Mehr erfahren
Eine wegweisende Entscheidung für den Naturschutz und die touristische Entwicklung steht an: Anfang Dezember wird in Tirol über die Neuauflage des Tiroler Seilbahn- und Skigebietsprogramms entschieden. Sollte die vorgeschlagene Fassung beschlossen werden, könnten viele fast vergessene Erschließungsprojekte Realität werden.