Alpenverein Südtirol fordert Umdenken in touristischer Entwicklung
07.08.2020, 09:49 Uhr
Aussichtsplattformen und Fun-Klettersteige statt naturnahes Bergerlebnis: Der Alpenverein Südtirol appelliert an ein Stopp dieser "Inszenierung" der Bergwelt und ein Umdenken in der touristischen Entwicklung im Land. Der DAV unterstützt den AVS hier auf voller Linie, denn in Bayern oder Österreich sieht die Entwicklung nicht viel besser aus.
Immer mehr technische Infrastruktur am Berg
Austauschbarkeit und Einheitsbrei: Plattformen wie auf dem Gipfel der Grawand in Schnals, Fun-Klettersteige wie im Zieltal oder planierte Wanderwege. Der einzigartige Reiz unserer Bergwelt geht immer öfter in Inszenierungen und Installationen unter. Aber auch bei uns im bayerischen Alpenraum oder in Österreich sieht die Entwicklung nicht viel anders aus, auch hier wird für den Sommertourismus auf überholte und rückwärtsgewandte Konzepte gesetzt.
Dabei haben die allermeisten Internet-Suchanfragen von Touristen in Zusammenhang mit Südtirol attraktive und unberührte Landschaft zum Thema. In diese Kerbe schlagen eigentlich alle Tourismusverbände im Alpenraum, die mit unverbauter Landschaft werben.
Über die Grenzen hinweg haben der DAV, AVS und ÖAV eine gemeinsame und eindeutige Position: keine weiteren Erlebnisplattformen und ein Umdenken in der Tourismusentwicklung.
Es geht uns alle an - Alpenvereine geeint im Kampf gegen Plastikdinos & Co.
Aber die Tourismusvereine und Seilbahnunternehmer greifen weiter auf die altbackenen Rezepte zurück und setzen auf „Geschmacksverstärker“, wie jüngste Beispiele in der Südtiroler Bergwelt zeigen: Aussichtsplattform Iceman Ötzi Peak auf dem Gipfel der Grawand im Schnalstal, Fun-Klettersteig im Naturdenkmal Zielbach im Naturpark Texelgruppe oder der heiß herbeiersehnte (und zum Glück versenkte) Glasturm am Rosengarten. Dabei sind die exponierteren Eingriffe für Erlebnisinstallationen zugunsten kurzfristiger Gewinnmaximierung in zweierlei Hinsicht schädlich: Sie mindern nicht nur die Lebensqualität aller Südtiroler, sondern nehmen auch auf lange Sicht dem Tourismus selbst die wichtigste Grundlage.
Umdenken im Tourismus nötig
Der Club Arc Alpin, der Dachverband der acht alpinen Vereine im Alpenbogen, lehnt den Bau von Erlebnisinstallationen außerhalb von bestehenden Infrastrukturen und den Bau reiner „Jahrmarktsattraktionen“ in der alpinen Landschaft ab. Dies ist auch die Position der Alpenvereine.
Eine Aussichtsplattform auf einem verbauten Skihügel mag den meisten nicht so schlimm erscheinen, doch das Problem ist, dass diese Inszenierung der alpinen Landschaft nicht aufhören wird bis jede Liftgesellschaft ihre Aussichtsplattform, ihren Fun-Klettersteig, ihren Themenweg oder ihre Zipline hat. Erhalten wir die einzigartige alpine Landschaft und geben wir auch den nächsten Generationen die Möglichkeit des unverfälschten Erlebnisses am Berg!
#unserealpen - Gemeinsames Engagement der Alpenvereine
Ende 2018 starteten die Alpenvereine AVS, DAV und ÖAV die gemeinsame Kampagne "Unsere Alpen". Sie möchten damit in einer breiten Öffentlichkeit deutlich machen, wie einzigartig, vielfältig und wertvoll die Alpen sind – und dass dieser Natur- und Kulturraum massiv bedroht ist. Wer die Kampagne unterstützen möchte, kann dies zum Beispiel auf Instagram tun und unter #unserealpen ein Bild sowie seinen Kommentar posten.