Risikotool für Wanderwege
R.A.G.N.A.R. als Analyse- und Entscheidungshilfe
12.10.2020, 10:43 Uhr
Ein Tool, welches es den zuständigen Wegehaltern ermöglicht, ihren Umgang mit Risiken zu begründen und Wanderern und Bergsteigerinnen weiterhin ein Maß an Eigenverantwortung zugesteht. R.A.G.N.A.R., kurz für „Risiko Analyse Gravitativer Naturgefahren im Alpinen Raum“, wurde vom Österreichischen Alpenverein entwickelt.
Auch auf top gewarteten und vermeintlich sicheren Wegen können Felsstürze oder Murenabgänge eine Gefahr für Wanderer darstellen oder Bereiche unpassierbar machen. Der Klimawandel mit auftauendem Permafrost und schmelzenden Gletschern erhöht dieses Risiko noch. Und so stehen auch die ehrenamtlichen Wegewarte der Alpenvereine immer öfter vor der Frage, "ob sie solche Ereignisse noch als ‚typische alpine Gefahr‘ werten können oder ob sie, um rechtlich ‚auf der sicheren Seite‘ zu sein, nicht doch präventive Sperren veranlassen müssen – was oft in dauerhaften Wegsperrungen mündet, die nur schwer wieder aufzuheben sind", so Peter Kapelari vom ÖAV. R.A.G.N.A.R. liefert eine objektive Entscheidungsgrundlage.
Und wie funktioniert das? Das Tool zeigt anhand genauer Kriterien die bestehenden Gefahren auf einem Wander- oder Bergweg und bindet die lokalen Gebietskenner mit ihrer Expertise ein. Bei einem erhöhten Risiko wird ein Gegensteuern in Form von Maßnahmen wie Warntafeln, Wegverlegungen oder in letzter Konsequenz Wegsperrungen empfohlen.
Auch R.A.G.N.A.R. kann ein gewisses Restrisiko nicht ausschließen! Wanderer und Bergsteigerinnen müssen also immer ein gewisses Maß an Eigenverantwortung und Kompetenz mitbringen.
7 Schritte zur Risikoabschätzung
Die 7 Schritte basieren auf der Beantwortung dreier Fragen: „Was kann passieren?“ (Risikoanalyse), „Was darf passieren?“ (Schutzzielfestlegung) und „Was ist zu tun?“ (Risikosteuerung).
Im ersten Schritt wird die Problemstellung durch Beobachtungen und Gutachten erfasst, anschließend werden die Schutzziele festgelegt und die Risiken genau analysiert. Hierfür stehen ein Kriterienkatalog sowie die Einschätzung lokaler Experten zur Verfügung. Schritt Nummer 4 ist die Erhebung empirischer Daten, worauf die Berechnung des Risikos folgt. Die Risikosteuerung, also das Verhängen von passenden Maßnahmen, soll das Risiko unter das vorher definierte Schutzziel senken. Abschließend werden diese Maßnahmen umgesetzt und regelmäßig kontrolliert.
Der R.A.G.N.A.R. Online Rechner ist Teil dieser Analyse und unterstützt die Berechnung des Risikos. Somit ist das Online-Tool auch für Wanderer und Bergsteigerinnen interessant, die dort einen Einblick in die Anforderungen und eventuelle Gefahrenstellen des Wanderweges bekommen. Insbesondere für Wegewarte gilt zu beachten, dass der Online Rechner nur ein Teil der vollständigen Analyse ist und diese nicht ersetzen kann.