Maltes Gespräche
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Mit Rita Christen steht die erste Frau an der Spitze des Schweizer Bergführerverbands. Zu ihrem Amt ist sie über berufliche Umwege gekommen. Malte Roeper spricht mit ihr über Quoten, Loslassen und Prioritäten.
Malte Roeper: Du hast dich als erste weibliche Präsidentin des Schweizer Bergführerverbands gegen Frauenförderung in der Bergführerausbildung ausgesprochen - in Deutschland hätten sie dich dafür wahrscheinlich geteert und gefedert. Wie ging es dir damit in der Schweiz?
Rita Christen: Das Feedback war überwiegend positiv. Ich erkläre meine Position ja damit, dass ich finde, wir Frauen brauchen keine spezielle Unterstützung, weil wir von allein stark genug sind. Spezifische Frauenförderung ginge davon aus, dass Frauen Unterstützung brauchen, um Bergführerin zu werden. Das entspricht nicht meiner Erfahrung und nicht meinem Frauenbild. Ich war schockiert, als ich hörte, dass die Franzosen überlegen, in der Bergführerausbildung für die Frauen eine tiefere Eintrittsschwelle zu setzen. Das fände ich total falsch, das würde die Frauen zu Bergführern zweiter Klasse degradieren. Und ich finde es für die Gesellschaft auch nicht so entscheidend, wie hoch jetzt der Anteil an Frauen in diesem speziellen Beruf ist. Es ist wichtig, dass der Zugang frei ist und dass keine Schikane stattfindet. Beides ist meiner Meinung nach in der Schweizer Bergführerausbildung seit langem erfüllt. Und unbedingt mehr Frauen, das wäre so, als ob wir als Gesellschaft sagen würden, oh, es braucht mehr männliche Kindergärtner und dann drängen wir das den Leuten auf... Nein, ich muss mich korrigieren: Bei den Kindergärtnern hätte es eine gewisse Berechtigung, denn solche Erfahrungen prägen das Rollenbild der kleinen Kinder.