Abstrakte Darstellung einer bergigen Landschaft in Beige, Hellblau und Schwarz mit scharfen Kontrasten und unregelmäßigen Flächen.
Highlights des Alpinismus. Illustration: AdobeStock/zzooby
Highlights des Alpinismus (Teil 7)

... und "sie"?

Eine mehrteilige Reise in die Alpinismus-Historie lädt ein, herausragende Berg-Ereignisse kennenzulernen – ebenso wie die Menschen, die hinter diesen Geschichten stehen.

"Es gibt nur drei Sportarten: Autorennen, Stierkampf und Klettern. Der Rest sind schiere Spiele", hat Ernest Hemingway geschrieben. Ein solcher Geist des Machismo – des übersteigertes Gefühl männlicher Überlegenheit und Vitalität bis hin zum Männlichkeitswahn – prägte das Bergsteigen lange: Da wurden Gipfel "bezwungen" oder "erobert" zu Ruhm und Ehre irgendwelcher höheren Ideale, von heldenhaften Recken, die bereitwillig den Bergtod auf diesem Feld starben – gerade in Europas nationalistischer Zeit der großen Kriege waren solche Phrasen reihenweise zu lesen.

Für Frauen blieb da wenig Platz. Und so wie der Alpinismus (wie jedes Kulturphänomen) ein Spiegel des Zeitgeistes ist, war die Rolle der "Frau am Berg" ein Abbild ihrer Stellung in der Gesellschaft. Dort waren Frauen meist in dienender, bestenfalls begleitender Funktion gesehen und auch in Kunst und Wissenschaft unterrepräsentiert.

Bei jedem kraft- und ausdauerabhängigen Sport sind Männer durch ihren Körperbau tendenziell leistungsfähiger, so dass die "absolut" größten Leistungen im Alpinismus meist von Männern erbracht wurden und Frauen noch seltener herausragten. Der erste Alpenverein, der britische Alpine Club, nahm jahrzehntelang keine Frauen auf, am Berg waren sie, falls überhaupt geduldet, meist die Nachsteigerinnen.

Ob die vergleichsweise wenigen Bergsteigerinnen, die wir in unsere Historie aufgenommen haben, als Rollenvorbilder für andere Frauen gewirkt haben und sie konkret motivierten, sich ebenfalls auf das Spiel mit Schwerkraft und Risiko einzulassen, ist geschichtlich schwierig zu analysieren.

Immerhin: Heute, wo der Gedanke der Emanzipation zumindest so weit in die Gesellschaft gesickert ist, dass sich immer mehr Paare um eine gleichberechtigte Partnerschaft bemühen – dabe aber oft genug irgendwann in Rollenklischees zurückfallen, ist es normal, dass Frauen selbständig und in Frauenseilschaft unterwegs sind, statt nur hinterherzusteigen.

Auch hat sich der Gedanke durchgesetzt, dass ihre Leistungen getrennt "gewertet" werden, wie in jeder anderen Sportart. Frauen müssen nicht mit Männern konkurrieren, um anerkannt zu werden, und "erste Frauenbegehung" bedeutet nicht etwa "nicht schlecht für eine Frau", sondern ist eben die Topleistung in der "Damenwertung", wie 10,49 Sekunden auf 100 Meter (während der beste Mann 9,58 Sekunden braucht). Sportlich nüchtern betrachtet, waren es meist die Männer, die die "Grenzen des Menschenmöglichen" erweitert haben. Frauen haben an den "Grenzen des Frauenmöglichen" gearbeitet und dabei Leistungen erbracht, die genau so faszinierend und inspirierend sind.

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