Das Gipfelpanorama vom Fochezkopf (3159m) aus in Richtung Westen fotografiert.
Das Gipfelpanorama vom Fochezkopf (3159m) aus in Richtung Westen fotografiert. Foto: DAV Sektion München
DAV-Hüttenwirtsleute ziehen Bilanz

Ein Rückblick auf die Sommersaison 2023

Eine weiterer Sommer neigt sich dem Ende, die Hütten schließen nach und nach ihre Türen und bereiten sich auf die Winterruhe vor. Für die Hüttenwirtsleute ist es nun Zeit, einen Blick zurück auf die Saison zu werfen, mit all ihren guten, schlechten und eindrücklichen Momenten. Bei allem, was sie in dieser Saison so beschäftigt hat, ist die einstimmige Meinung: es war mal wieder ein schöner Bergsommer und sie freuen sich auf den nächsten!

Die Höllentalangerhütte

Die Höllentalangerhütte. Foto: DAV Sektion München
Das Wetter war diese Saison sehr gut, es gab auch ausreichend Regentage, was wir speziell an unserem Wasserkraftwerk gemerkt haben.
- Gernot Auer, Hüttenwirt Höllentalangerhütte

Für Gernot ist die Saison auf der Höllentalangerhütte gut verlaufen. Das liege vor allem daran, dass das Wetter insgesamt sehr gut gewesen sei, es aber auch ausreichend Regentage gegeben hätte.

Durch den Regen habe die Hütte auch am Ende der Saison noch genug Trinkwasser gehabt, was sonst für diese Zeit im Jahr eher selten sei, erklärt er. Darüber hinaus habe das  Wasserkraftwerk der Hütte immer genug Wasser zur Verfügung gehabt und Gernot habe in der Saison nicht einmal auf Notstrom zurückgreifen müssen.

Wie jede Saison habe es auch in diesem Jahr natürlich wieder viel Arbeit auf der Hütte gegeben, sagt er, aber durch sein tolles Team und viele nette Gäste sei die Zeit insgesamt sehr angenehm verlaufen. Das ganze Hüttenteam freue sich nun am Ende des Hüttensommers natürlich trotzdem auf ein bisschen Ruhe, blicken aber schon gespannt ins nächste Jahr.

Für die nächste Saison hofft er, dass die Lebensmittelpreise nicht weiter steigen, da die Erhöhung im Vergleich zur Saison 2022 in seinen Augen schon extrem gewesen sei. Leider seien die Preise überall so sehr gestiegen, meint Gernot, er hofft aber, dass sich die Lage bald wieder normalisieren und entspannen werde.

Die Höllentalangerhütte hat am 8. Oktober 2023 die Saison beendet.

Das Karwendelhaus

Das Karwendelhaus mit Winterraum auf 1765m. Foto: DAV/Andreas Ruech
An ein Ereignis erinnere ich mich jedoch besonders. Das war, als die Sturmfront mit 160 km/h gekommen ist, wir hatten einen Sturm, wie ich ihn noch nie erlebt hatte.
- Andreas Ruech, Hüttenwirt Karwendelhaus

Andreas ist insgesamt mit der Saison zufrieden. Aufgrund der im Juni und Juli doch oft recht kühlen Temperaturen sei in dieser Zeit das Tagesgeschäft auf dem Karwendelhaus zwar zurückgegangen, erzählt er, aber die Bedingungen zum Bergsteigen waren nichtsdestotrotz gut.

Mit dem Wetter hätten sie diesen Sommer viel Glück gehabt, so Andreas, wenn man sich die Situationen in vielen anderen Gebieten ansehe. Den vielen Regen in diesem Sommer begrüßt er, da es auf der Hütte deswegen genug Trinkwasser und keine Probleme mit dem Wasserkraftwerk gegeben hätte.

Auch in dieser Saison seien die gestiegenen Lebensmittel- und Energiepreise weiterhin ein schwieriges Thema, sagt Andreas. Die höheren Kosten müssten leider auch zum Teil von den Gästen getragen werden. Er hofft, dass sich diese Situation in Zukunft rasch wieder entspannt.

Ein eindrückliches Erlebnis in dieser Saison war für ihn ein Sturm, wie er ihn in seinem Leben noch nicht erlebt hat, mit einer Windgeschwindigkeit von bis zu 160 Stundenkilometer. Glücklicherweise sei das Unwetter bei ihnen ohne größere Schäden vorbeigezogen.

Das Karwendelhaus hat am 8. Oktober 2023 die Saison beendet.

Die Tegernseer Hütte

Die Tegernseer Hütte. Foto: DAV/Carolin Machl
Der Juni war recht trocken, sodass wir mit unseren Wasservorräten ziemlich unten waren, wir sind aber über die Runden gekommen.
- Michael Ludwig, Hüttenwirt Tegernseer Hütte

Michael kann am Ende des Sommers auf eine zufriedenstellende Saison auf der Tegernseer Hütte zurückblicken. Sein Fazit: bei gutem Wetterbericht sei die Hütte voll bis unters Dach, bei einem schlechten Wetterbericht wäre nichts los.

Das Wetter wäre dieses Jahr sehr abwechslungsreich gewesen, erzählt er. Der Saisonstart im Mai sei sehr nass gewesen, weswegen viele Gäste ihren Aufenthalt abgesagt hätten. Durch das gute Wetter an Pfingsten sei es in den Pfingstferien dann aber doch richtig voll geworden. Im Juni habe das sonnige Wetter und kaum Regen dann zu einer sehr trockenen Zeit geführt, die Wasservorräte der Hütte seien in dieser Zeit recht knapp gewesen, erinnert sich Michael.

Spektakulär sei der Kälteeinbruch Anfang August gewesen, als es in den frühen Morgenstunden nur knapp 3°C Außentemperatur gegeben hätte und er die Stube habe anheizen müssen. Während der Ferienzeit sei die Hütte dennoch gut gebucht gewesen, vor allem Familien seien in diesem Zeitraum zu Gast, meint Michael, insgesamt hätten die Übernachtungen mit Kindern jedoch abgenommen. Im Gegensatz dazu freue er sich jedoch, dass sie auf der Hütte mehr Übernachtungen und Tagesgäste gehabt hätten als in der letzten Saison.

Die Tegernseer Hütte hat am 4. November 2023 die Saison beendet.

Das Heinrich-Schwaiger-Haus

Das Heinrich-Schwaiger-Haus auf 2802m. Foto: DAV Sektion München
Wir hatten jeden Monat ein Wintereinbruch und schon zum Start im Juni einiges an Schnee. Alle Starkregenfälle, Gewitter und Hagelschauer haben wir gut überstanden.
- Kerstin Heimberg, Hüttenwirtin Heinrich-Schwaiger-Haus

Kerstin schaut mit einem guten Gefühl auf ihre erste Saison auf dem Heinrich-Schwaiger-Haus zurück. Es gäbe Dinge, die sie noch optimieren wolle, aber dennoch hätten sie und ihr Team alle Herausforderungen meistern können.

Eine solche Herausforderung für das Hüttenteam sei das wechselhafte Wetter gewesen. Sie erzählt, dass es auf der Hütte jeden Monat heftige Schneefälle – auch schon im Juni – gegeben hätte und regelmäßig Starkregenfälle, Gewitter und Hagelschauer vorbeigezogen seien.

Auch auf dem Heinrich-Schwaiger-Haus hätte es zu den insgesamt höheren Preise Kommentare seitens der Gäste gegeben, sagt Kerstin. Dennoch seien alle Gäste nach einer Erklärung zur Infrastruktur und Hubschrauberbelieferung sehr verständnisvoll gewesen.  

Für sie gab es auf der Hütte in dieser Saison zwei Highlights. Zum einen erinnert sie sich an den 84-Jährigen, der vor seinem 85. Geburtstag noch einmal das Wiesbachhorn besteigen wollte – und es schaffte. Ein anderer besonderer Moment ereignete sich, als es in der ausgebuchten Hütte hektisch zuging – und auf einmal drei Bartgeier über der Hütte ihre Kreise zogen. Mit einem Mal sei es sehr ruhig geworden, als Gäste und Hüttenteam gemeinsam die Raubvögel beobachteten und der Trubel für einen kurzen Moment vergessen war.

Das Heinrich-Schwaiger-Haus hat am 25. September 2023 die Saison beendet.

Das Friesenberghaus

Das Friesenberghaus auf 2498m. Foto: DAV/Dieter Engel
Klar war das Wetter etwas instabiler, aber den Regen hat die Natur dringend gebraucht.
- Florian Schranz, Hüttenwirt Friesenberghaus

Florian vom Friesenberghaus ist im Großen und Ganzen mit dieser Sommersaison zufrieden. Dass das Wetter instabiler war, sehe er positiv, da der Regen dringend nötig gewesen sei.

Die vergangenen Sommer seien vom Wetter her zwar stabiler gewesen, aber so heiß und trocken, dass es für die Wasserversorgung vieler Hütten fatal gewesen wäre, wenn dieser Sommer ebenso trocken gewesen wäre. Durch den vielen Regen sei die Wasserversorgung des Friesenberghauses heuer gesichert gewesen, erzählt Florian.

Auch auf dem Friesenberghaus würden die höheren Lebensmittelpreise ihre Auswirkung zeigen, sagt er. Es sei nachvollziehbar, und bei einer preislichen Steigung von fünfzehn Prozent im Einkaufspreis, müssten die Hütten ihre Preise ebenfalls erhöhen. Dennoch seien die Gäste durch die Bank zufrieden gewesen und einverstanden mit der Preisentwicklung.

Das Friesenberghaus hat am 18. September 2023 die Saison beendet.

Die Bremer Hütte

Die Bremer Hütte auf 2413m. Foto: DAV/Johann Faust
Beim Kälteeinbruch Ende August, hatten wir ein paar sehr ruhige Tage - wo wir aber auch wieder Kraft für unser letztes Monat tanken konnten.
- Stefanie Höllrigl, Hüttenwirtin Bremer Hütte

Stefanie blickt auf eine sehr gute und schöne Saison zurück. Von den vielen Unwettern sei die Bremer Hütte zum Glück verschont geblieben. Deswegen hätten sie dieses Jahr auch keinen Wassermangel gehabt. Allerdings habe es bei einigen Wegen und Übergängen Probleme gegeben, diese wären von der Wegegemeinschaft jedoch schnell behoben gewesen.

Gerade bei solchen instabilen Wetterbedingungen würden sich insbesondere unerfahrene Bergsteigende überschätzen, erzählt Stefanie. Sie führt weiter aus, dass viele Unerfahrene Bilder auf Social Media sähen, in Natura dann aber feststellen müssten, dass diese Orte schwerer zu erreichen seien als gedacht. Eine bessere Planung sei hier das A und O.

Die steigenden Lebensmittelkosten betreffe alle, auch die Bremer Hütte habe die Preise dieses Jahr wieder erhöhen müssen, sagt sie, die Gäste hätten dies aber verständnisvoll entgegengenommen.

Die Bremer Hütte hat am 24. September 2023 die Saison beendet.

Die Kaunergrathütte

Die Kaunergrathütte auf 2817m. Foto: DAV/Roman Huber
Das Wetter war diese Saison unberechenbar. Extreme Hitze, Hagel, Schneefall und Starkregen, wir hatten alles.
- Martina Rimml-Dobler, Hüttenwirtin Kaunergrathütte

Obwohl Martina keinen Vergleich hat, da es die erste Saison auf der Kaunergrathütte war, ist sie sehr zufrieden. Einzig das Wetter hätte es besser mit ihnen meinen können, scherzt sie.

Das Wetter sei in dieser Saison unberechenbar gewesen. Extreme Hitze, Hagel, Schneefall und Starkregen, auf 2817 Metern hätten sie alles erlebt. Aber sie wendet ein, dass man damit in dieser Höhenlage rechnen müsse. Was mit diesem wechselhaften Wetter einherkäme, seien viele Stornierungen. Es seien aber auch Stornierungen durchgeführt worden, obwohl die Region um die Hütte nicht betroffen war.

Martina schiebt das auf eine unzureichende Tourenplanung, ein Phänomen, das sie gerade bei unerfahrenen Gästen bemerkt habe. Die Leute würden sich vor der Tour zu wenige Informationen einholen und seien dann vor Ort mit der Situation und mit den Gegebenheiten überfordert. Es hätte daher auch leider Gäste gegeben, die die Tour aufgrund von Selbstüberschätzung abbrechen mussten.

Aufgrund der hohen Lebensmittelpreise und der Hubschrauberbelieferung habe sie vor Saisonbeginn viel kalkulieren müssen, erzählt Martina. Die Preise auf der Hütte habe sie fair halten wollen, und das Speisenangebot und die Kapazitäten an Grundnahrungsmitteln hätte sie präzise einteilen müssen. Es solle für Gäste und das Hüttenteam passen, meint sie, und findet, dass sie auf der Hütte einen guten Mittelweg gefunden haben.

Die Kaunergrathütte hat am 17. September 2023 die Saison beendet.

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