Die Felle werden blitzschnell abgezogen und verstaut, die Bindung in Windeseile umgestellt, für einen tiefen Atemzug bleibt kaum Zeit, bevor sich die Skibergsteiger:innen in die Abfahrt stürzen. Die Wechselzone ist beim Skibergsteigen eine Schlüsselstelle: „Die kleinsten Kleinigkeiten entscheiden über Sieg oder Niederlage“, so der sportliche Leiter des DAV-Skimo Teams, Hermann Gruber.
Olympia - Ein Kindheitstraum
Diese spannenden Momente können die Zuschauenden am 19. und 21. Februar 2026 auf ganz großer Bühne mitverfolgen, denn Skibergsteigen (auch: Skimo oder Ski Mountaineering) feiert bei den Olympischen Spielen in Mailand sein Debüt. Für den 23-jährigen Leistungsträger Finn Hösch ist diese Saison deshalb etwas ganz Besonderes: „Es klingt oft kitschig, aber es ist tatsächlich ein Kindheitstraum. Dass man seinen Weg findet, die richtige Sportart, und dann tatsächlich bei den Olympischen Spielen für sein Land an den Start gehen darf.“
Vom Nischensport zur olympischen Disziplin
Dass Deutschland bei Olympia im Skimo vertreten ist, hätte auch beim DAV vor wenigen Jahren keiner zu träumen gewagt: „2018 gab es vier Athlet:innen und einen Busfahrer – hättest du mir damals gesagt, dass wir zu Olympia fahren, hätte ich dich ausgelacht“, beschreibt Gruber seine Anfänge beim DAV. Seitdem hat sich im Leistungssport viel getan: Nachwuchsportler:innen werden in Deutschland nun systematisch gefördert. „Skimo hat eine unglaubliche Professionalisierung erfahren, die ohne Olympia wahrscheinlich zehn Jahre länger gedauert hätte“, freut sich Gruber.
Sprint-Disziplin gleicht "Skitour im Schnelldurchlauf"
Bei den Olympischen Spielen werden sich die Athlet:innen gegenseitig 70 Höhenmeter auf der berüchtigten Stelvio-Piste in Bormio hinauf- und wieder hinunterjagen. Der Ablauf der Sprint-Disziplin gleicht einer „Skitour im Schnelldurchlauf“. Die Strecke ist in vier Phasen unterteilt, wobei jeder Abschnitt an das klassische Skitourengehen angelehnt ist: Zunächst geht es für die Athlet:innen auf den Fellen durch einen Parcours bestehend aus den sogenannten Diamanten – eine Anlehnung an die Spitzkehren, die Hobbysportler:innen vom Skitourengehen kennen. Danach folgt eine Tragepassage. Der letzte Anstieg wird nochmal auf Ski zurückgelegt, bevor es in der Abfahrt, die über Tore vorgegeben ist, möglichst schnell zurück ins Tal und über die Ziellinie geht. Für eine gemütliche Jause am Gipfel bleibt im Leistungssport keine Zeit - die meisten Athlet:innen brauchen etwa drei Minuten für die gesamte Sprint-Strecke.
Mixed-Staffel ist zweite olympische Disziplin
In der zweiten olympischen Disziplin, der Mixed-Staffel, treten Teams aus jeweils einer Frau und einem Mann an. Jeder absolviert zwei Runden des Kurses, der über zwei Anstiege und zwei Abfahrten führt.
Das Ziel für Olympia ist nach Gruber, in beiden Sprint-Finalen deutsche Beteiligung anzufeuern. In der Mixed-Staffel gibt es nur ein Rennen, da ist die Finalteilnahme schon mal sicher und es gilt sich einen möglichst guten Platz zu erlaufen.
Olympia 2026 - Und dann?
Und was kommt danach? Da Skimo in Milano-Cortina 2026 als „additional sport“ auf Vorschlag des Ausrichters aufgenommen wurde, müsste das lokale Organisationskomitee für die Spiele 2030 in Frankreich über eine erneute Aufnahme entscheiden. In welcher Form und mit wie vielen Athlet:innen man dort an den Start gehen wird, ist momentan zweitrangig. Jetzt zählt vor allem, in Bormio einen perfekten Tag zu erwischen.