Eine Frau mit roter Jacke und Rucksack geht auf einem Gehweg an einem roten Bus mit der Aufschrift
Optimale Verbindung: Vom Bahnhof direkt weiter mit dem Bus zum Bergziel. Foto: Michael Vitzthum
Netzplan und Wanderziele 2025

Mit den Öffis in den Bergsommer

Mit einem Blick das gesamte Angebot an Bahnen und Bussen in den Bergen erfassen und dann die schönsten Überschreitungen und Durchquerungen planen. Der neue Netzplan macht’s möglich. Denn die besten Touren sind nicht trotz, sondern gerade mit den Öffis möglich.

Öffentlich in die Berge: Der große Netzplan mit noch mehr Zielen für den Sommer 2025. Quelle: Michael Vitzthum

Der neue Öffi-Netzplan steckt voller Ideen, wie wir sanft und klimaschonend in die Berge reisen können. Es ist beeindruckend zu sehen, dass nahezu jede Gegend mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen ist, und diese sogar in entlegene Täler hineinfahren. Allein die Fülle der gezeigten Verbindungen eröffnet so viele neue und attraktive Tourenmöglichkeiten, ein Bergsommer reicht gar nicht aus, um alles zu erkunden. In der aktuellen Version ist die Karte deutlich nach Osten, Süden und Westen gewachsen. Sie zeigt nun das Angebot der öffentlichen Verkehrsmittel in den meisten Bergregionen der Ostalpen. Neu dazugekommen sind wichtige Teile im Salzburger Land, Südtirol, Vorarlberg, Engadin und Graubünden. Ein dichtes Geflecht aus Bahnen und Bussen durchzieht die Berge und lädt zu einem kreativen Unterwegssein ohne eigenes Auto ein. Ergänzt werden die regulären Linien der Verkehrsbetriebe durch Bergbusse und Hüttentaxis in den jeweiligen Gemeinden.

Mit jeder Öffi-Tour mindern wir den Verkehrsdruck, nehmen Rücksicht auf die lokale Bevölkerung und halten unseren Fußabdruck klein. Eine ganz andere Art des Unterwegsseins wird möglich, mit viel Neugier, Gemeinschaft und Freiheit – alles das, was wir Bergsteiger*innen eigentlich so schätzen.
- Michael Vitzthum

Damit können wir uns einen der größten Vorteile zunutze machen, den die Öffis bieten: Wir müssen nicht zum Ausgangspunkt zurückkehren, sondern können einfach an einer anderen Haltestelle wieder einsteigen. Egal, ob wir eine Tages- oder Mehrtagstour machen – völlig andere Erlebnisse in den Bergen werden möglich. Diese Freiheit trägt den schönen Namen "Bergsafari". Unsere Tour beginnt eigentlich schon an der Haustür, wenn wir uns mit gepacktem Rucksack auf den Weg machen. Am Bahnhof treffen wir unsere Freund*innen und dann geht es gemeinsam los ins Gebirge – weit weg von den immer gleichen Routen, überfüllten Parkplätzen und genervten Anwohnern. Die Zeit im Zug oder Bus ist nicht verloren, wir frühstücken, besprechen die Tour nochmal oder schauen einfach nur aus dem Fenster. Auf der Rückfahrt können wir nach einem langen Tag entspannt die Füße ausstrecken und das gemeinsam Erlebte nochmal Revue passieren lassen. Niemand muss gestresst oder müde hinters Steuer, denn wir werden alle sicher nach Hause chauffiert. Das Öffinetz bietet eine riesige Fülle an neuen Tourenmöglichkeiten. Wer einmal auf eine Bergsafari gegangen ist, wird es immer wieder tun.

Wir nehmen unsere Touren viel intensiver wahr. Anreise, Tour und Heimreise fügen sich zu einem ganzheitlichen Erlebnis zusammen, die positiven Aspekte zum Klimaschutz nehmen wir automatisch mit.
- Michael Vitzthum

Mit dem Bergbus noch näher ran

Die beiden vom DAV München & Oberland initiierten Bergbuslinien werden inzwischen vom MVV betrieben. Solveig Eichner

Neben dem regulären Taktverkehr gibt es ergänzende Bergbus-Angebote, die speziell auf die Bedürfnisse von Bergsportler*innen zugeschnitten sind. Der MVV betreibt inzwischen dauerhaft beide Bergbuslinien, die der Alpenverein einst als Pilotprojekt erfolgreich gestartet hat. Eine Route führt in die Ammergauer und Allgäuer Alpen bis nach Pfronten und zur Wieskirche, die andere Richtung Mangfallgebirge und schließt die Lücke zwischen Bayrischzell und Thiersee in Tirol.

Endlich wieder ein Bus in die Valepp! Vom Spitzingsee fährt ab sofort die neue MVV Linie 365 bis zur Johannesbrücke in der Valepp. Der Bus verkehrt in den Sommermonaten bis einschließlich 1. November stündlich am Wochenende und an Feiertagen. Damit werden so schöne Bergziele wie z.B. der Schinder oder das Hintere Sonnwendjoch auch mit Öffis gut erreichbar.

Der Bergbus Eng ins Karwendel ist inzwischen schon ein Klassiker und startet mit einem auf die Bahn abgestimmten Fahrplan ab Bahnhof Lenggries. Besonders erfreulich: MVV-Tickets, Bayernticket und Deutschlandticket gelten jetzt bis zur Endhaltestelle in Tirol. Zudem betreibt der Regionalverkehr Oberbayern eine Reihe weiterer interessanter Freizeitbusse. So ist z.B. am Samerberg und in Reit im Winkl in den Chiemgauer Alpen ein Wanderbus unterwegs. Im Berchtesgadener Land der "Alm-Erlebnis-Bus" in den Nationalpark sowie die "Kehlsteinlinie". In vielen Ferienregionen betreiben die Gemeinden zudem auch noch eigene Dorf- und Wanderbusse, das ganze Angebot wächst stetig. Nachfragen bei den Tourismusbüros lohnen sich, auch in Bezug auf Gästekarten bei einer Übernachtung.

Die DAV-Sektionen in Kempten und Rosenheim bieten eigene Bergbus-Touren mit bergsteigerisch interessanten, wechselnden Zielen ab den jeweiligen Stadtbahnhöfen an. Eine Anmeldung ist erforderlich, alle Infos zum Angebot und zur Buchung stehen auf den Webseiten (Rosenheim / Kempten).

Weitere Infos:

Das Deutschlandticket gilt auch in Tirol auf der Außerfernbahn. Foto: Michael Vitzthum

Gemeinsam günstig unterwegs

Mit Öffis unterwegs zu sein, ist preiswert, in der Gruppe lohnt es sich sogar noch mehr. Im MVV-Tarifgebiet gelten die besonders attraktiven Tagestickets für Einzelreisende und Gruppen. Damit lassen sich aktuell zwischen Kufstein und Kochel schon sehr viele attraktive Bergziele erreichen. Ab 2026 kommen die Landkreise Garmisch-Partenkirchen, Mühldorf und Landsberg neu dazu und der Geltungsbereich wird damit noch größer. Es gilt dann überall der gleiche Tarif mit einheitlichen Tickets.

Für Gelegenheitsfahrgäste gibt es weiterhin das beliebte Bayernticket oder spezielle Regiotickets. Allerdings gelten hier teilweise werktägliche Zeitbeschränkungen. Das Deutschlandticket ist das flexibelste Angebot, es gilt fast uneingeschränkt auf den regionalen Bahn- & Buslinien und rentiert sich schon bei wenigen Ausflügen im Monat. Wer bei seinen Bergtouren nach Österreich oder Italien reist, findet hier ähnliche Angebote im Regionalverkehr. Für längere Distanzen, z.B. auch in die Schweiz, lohnen sich günstige Fernverkehrtickets, die man allerdings früh buchen sollte.

How to Öffi – Tipps & Tricks

  • Apps erleichtern die Planung, nahezu alle Tickets lassen sich über einen jeweiligen Account online buchen. Die Verbindungsvorschläge mehrerer Apps vergleichen.

  • Wer zum ersten Mal eine Bergsafari unternimmt, wählt am besten eine Tour von Bahnhof zu Bahnhof und testet, ob es gut klappt. Bei späteren, anspruchsvolleren Touren kann man dann Umsteigeverbindungen mit Busanschlüssen raussuchen. Immer auch mal die Gegenrichtung checken, wenn es vom Gelände her machbar ist. Manchmal sind dann die Fahrzeiten & Anschlüsse besser.

  • Tarifoptionen für Einzelpersonen und Gruppen vergleichen (Verkehrsverbünde, Deutschlandticket, Ländertickets, etc.). Generell gilt: Je mehr Personen zusammen auf einem Ticket reisen, desto günstiger. Fahrpreise vergleichen lohnt sich: Bei grenzüberschreitenden Reisen können jeweilige Inland-Tickets günstiger sein als eine durchgehende Fahrkarte. Viele Sparpreise gibt es im Fernverkehr bei DB, ÖBB, Trenitalia, Trainline etc.

  • Zeitpuffer einplanen, vor allem zum Umsteigen bei der letzten Fahrt des Tages. Verspätungs- und Störungscheck vor dem Aufbruch und auch unterwegs. Besonders bei längeren Bergsafaris gilt: Umkehren ist immer eine Option.

  • Nur soviel Material mitnehmen, wie man unbedingt braucht, inklusive der empfohlenen Sicherheitsausrüstung. Ein leichter Rucksack macht die Tour wesentlich entspannter. Bei gleichem Start- und Endpunkt kann ein Depot sinnvoll sein. Infos zu Schließfächern unter bahnhof.de.

  • Bei längeren Wartezeiten oder Verspätungen cool bleiben und die Zeit kreativ nutzen, z. B. für Einkehr oder Einkauf. Flexibel sein für mögliche Ausweichrouten und Planänderungen.

Ein herrlicher Bergtag steht bevor. Vielleicht wird es mal wieder eine Safari? Foto: Michael Vitzthum

Die wichtigsten Apps zum Abfahren

Touren mit Öffis brauchen mehr Planung, aber mit den richtigen Apps ist es ein Kinderspiel. Diese helfen dabei:

  • DB Navigator
    Bahn- und Busverbindungen mit Schwerpunkt Deutschland und international, Buchung von Online-Tickets (Bahn, Fahrrad Fernverkehr national)

  • München Navigator
    Bahn- und Busverbindungen mit Schwerpunkt München, Buchung von regionalen Online-Tickets und Fahrradtageskarten (MVV & Bayern)

  • MVGO
    Bahn- und Busverbindungen mit Schwerpunkt MVV. Onlinebuchung (Bahn, Bus, Fahrrad, regionale Mobilitätsdienste)

  • AVV Augsburg Mobil
    Bahn- und Busverbindungen mit Schwerpunkt Augsburg. Kauf von regionalen Online- und Fahrradtickets, sowie vom Bayernticket

  • Trainline
    Bahn- und Busverbindungen international, Buchung von Online-Tickets

  • Moby
    Bahn- und Busverbindungen mit Schwerpunkt Bayern, Download von Netzplänen

  • ÖBB
    Bahn- und Busverbindungen mit Schwerpunkt Österreich und international, Buchung von Online-Tickets (Bahn, Bus, Fahrradkarten national & international)

  • Salzburg Verkehr-App
    Fahrplanverbindungen Österreichweit, Kauf von regionalen Fahrkarten

  • SBB
    Fahrplanverbindungen mit Schwerpunkt Schweiz, nationale Online-Tickets (Bahn, Bus, Fahrrad)

  • Südtirolmobil
    Bus- und Bahnverbindungen in Südtirol. Einsicht in Ticketpreise. Entwerten von Fahrten mit dem Südtirol- und Euregio Family Pass

  • VVT Smart Ride
    Bahn- und Busverbindungen mit Schwerpunkt Tirol, sehr detaillierte Kartenansicht mit allen Haltestellen

  • alpenvereinaktiv.com
    Tourenplanung im gesamten Alpenraum. App für Android und iOS

Der Öffi-Netzplan von Michael Vitzthum ist das Ergebnis jahrelanger Recherche und Expertise. Wer Interesse hat, die Karte z.B. für die Sektionsarbeit zu verwenden, kann eine Mail an dav-panorama@alpenverein.de schreiben, wir stellen dann den Kontakt her. Auch Feedback, Anregungen und Ergänzungen zu neuen Linien oder Angeboten sind immer willkommen.

Michael Vitzthum ist als leidenschaftlicher Bergsteiger ganzjährig in den Alpen unterwegs und erreicht seine Bergziele fast ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Er ist Mitautor der erfolgreichen Tourenführer-Buchreihe "Natürlich mit Öffis". In den sozialen Medien berichtet er unter #bergsportisnomotorsport und #natürlichmitöffis über seine Erlebnisse mit Bahn & Bus in den Alpen und in ganz Europa. 

Beine ausstrecken und Aussicht genießen auf der Rückfahrt von der Bergsafari. Foto: Michael Vitzthum