Teil 3 von 5: 2025 haben sich Max Kleesattel, Alma Bestvater, Sandra Hopfensitz, Leonie Lochner und Christoph Hanke aus dem internationalen Wettkampfgeschehen zurückgezogen. Fünf Persönlichkeiten, die den Sport lange geprägt haben:
Leonie Lochner im Gespräch
2012 tauchte Leonie das erste Mal auf Bayerischer Ebene auf, sicherte sich als Jugend C Athletin direkt den Bayerischen Vizetitel im Bouldern und blieb dreizehn Jahre lang dem Wettkampfsport treu. 2024 hat Leonie an ihrem letzten internationalem Wettkampf teilgenommen. Bis heute ist sie jedoch als Trainerin dem Wettkampfsport verbunden und eine wichtige Stütze für die nachfolgende Generation.
Wer oder was hat dich auf deinem Weg am meisten geprägt?
Ich glaube das kann ich nicht auf eine Person oder Sache runterbrechen. Klettern hat viele unterschiedliche Rollen in meinem Leben gespielt: von meinen ersten Erfahrungen im Toprope als Kleinkind, zu meinem großen Bruder viele Jahre als Vorbild im Training, viel Disziplin, Leidenschaft und auch Freundschaften in meinen Wettkampfjahren und jetzt mittlerweile der Aspekt des Projektierens draußen, wo man sich viel mit sich selbst auseinandersetzt. Also hat mich wohl Klettern als ganzes mit allem drum und dran geprägt und zu der Leo gemacht, die ich heute bin und die nach wie vor einen Großteil ihrer Zeit am liebsten klettert.
Was nimmst du aus dem Sport für deine persönliche Zukunft mit?
Leidenschaft und die Fähigkeit, sich richtig reinzuhängen, auch wenn man nicht immer sicher sein kann, dass man am Ende gewinnt.
Was war dein Karriere-Highlight?
Ich würde sagen mein Finale beim Europacup in Klagenfurt, in das ich damals recht unerwartet geklettert bin und mir selber zeigen konnte, wie weit es gehen kann.
Gab es einen Schlüsselmoment, in dem du gedacht hast “Jetzt habe ich es geschafft”?
Nein tatsächlich nicht, ich war da wahrscheinlich ein bisschen zu selbstkritisch und hab mich rückblickend zu sehr auf die Sachen konzentriert, die ich eben noch nicht geschafft hatte. Jetzt würde ich sagen war es, als ich bei meinem ersten Boulder-Weltcup 2016 in München zum 1. Boulder rausgekommen bin und die Menge hab jubeln hören. Da konnte ich kurz gar nicht richtig glauben, dass ich da jetzt tatsächlich bouldern darf.
Was wird dir am meisten fehlen?
Das Gefühl einen Boulder zu toppen, nachdem man sich so richtig anstrengen musste und auch die vielen tollen Menschen, die man im Laufe der Jahre immer wieder auf allen möglichen Wettkämpfen getroffen hat und die teilweise auch zu richtig engen Freunden geworden sind.
Was ist dein Tipp an die jungen Athlet*innen?
Vergesst nicht warum ihr angefangen habt und auch bei richtig hartem Training ist Spaß ein wichtiger Trainingsinhalt!
Wie geht es jetzt für dich weiter?
Ich freu mich drauf meine Grenzen am Fels mehr auszutesten, sowohl beim Bouldern als auch am Seil und werde definitiv auf dem ein oder anderen nationalen Wettkampf noch zu sehen sein :)
Leonie Lochner - Das Allroundtalent
Die ersten Jahre – Aus Bayern auf die nationale Bühne
Ein Blick in die Ergebnisdatenbank zeigt: Leonies Weg an die Spitze beginnt rasant. Bereits als Jugend-C-Athletin sicherte sie sich bei ihrem allerersten Wettkampf auf Landesebene den Vizetitel bei den Bayerischen Meisterschaften im Bouldern, ein beeindruckender Start in ihre Karriere und die kommenden Wettkämpfe. Im gleichen Jahr startet sich auch im Lead und stellt auch hier ihr Talent unter Beweis.
2013 folgen die ersten Starts auf nationaler Ebene. Mit Teilnahmen an Deutschen Jugendcups im Bouldern, Lead und sogar Speed zeigt Leonie früh ihre Vielseitigkeit und Stärke in allen drei Disziplinen. Zwar reichte es anfangs noch nicht für die Finalrunden, doch das soll sich bald ändern.
Bereits 2014 kämpft sie sich als jüngerer Jahrgang in der Jugend B nach vorne, und 2015 gelang der Durchbruch mit den ersten Finalteilnahmen bei den Deutschen Jugendcups. Während sie die bayerische Ebene schon lange mitbestimmte, etabliert sie sich nun auch national in der Spitze mit Top-6-Platzierungen im Lead und Bouldern sowie einer Top-10-Platzierung im Speed bei den Deutschen Jugendcups.
Vom Nachwuchs zur Weltcupathletin – die internationalen Jahre
2015 markiert den Beginn ihrer internationalen Laufbahn. Zunächst bei den Europäischen Jugendcups am Start, steht sie schon 2016 beim Boulder-Weltcup in München an der Wand, als Jugend-A-Athletin unter den Seniorinnen und mit einer starken Platzierung im Mittelfeld. Diese Erfahrung wurde zum Fundament ihrer weiteren Karriere. In den folgenden Jahren etabliert sie sich national in allen drei Disziplinen in den Top 3 bis 10 der DJCs.
Ab 2018 wird die internationale Bühne immer mehr zu ihrem Zuhause. Nach soliden Ergebnissen im European Youth Cup folgt der erste Lead-Weltcup, später weitere Weltcups im Bouldern und Lead. Besonders im Bouldern erreicht Leonie stabile Platzierungen im Mittelfeld der Weltelite. Grund genug sich die kommenden Jahre also auf ihr stärkste Disziplin, das Bouldern, zu fokussieren.
National behauptet sich Leonie weiterhin als vielseitige Athletin. Im Speed zeigte sie, dass sie vorne mitmischen kann, 2017 mit Platz 4 bei der Deutschen Meisterschaft und 2018 mit Bronze in Hilden. Mit weiteren Top10 Platzierungen in Lead, Combined und Bouldern zählt sie spätestens ab 2018 zu den festen Größen der deutschen Kletterszene. Als Allrounderin ist auch für sie Olympia im Tokio ein mögliches Ziel mit seinem Combined Format aus Lead, Boulder & Speed.
Die folgenden Jahre sind geprägt von konstanten Leistungen im Weltcupzirkus. Bis 2020 sammelte Leonie regelmäßig solide Platzierungen, bevor ihr 2022 der nächste große Schritt gelingt: Mit Platz 25 beim Boulder-Weltcup in Innsbruck, einem der am stärksten besetzten Wettkämpfe der Saison, krönt sie ihre internationale Karriere. Ein persönliches Highlight und ein verdienter Erfolg.
Auch national ist sie zu einer feste Größe für das DM Finale geworden: 2021 und 2023 belegte sie jeweils den 6. Platz bei der Deutschen Meisterschaft im Bouldern.
Ein neues Kapitel – Abschied von der Wettkampfbühne
Mitte 2024 dann schließlich der letzte internationale Wettkampf und Leonie verabschiedete sich von der internationalen Wettkampfbühne.
Mit ihr verlässt nicht nur eine großartige Athletin das Weltcupteam sondern auch eine hilfsbereite, fröhliche und immer freundlicher Freundin für viele Athlet*innen den Weltcupzirkus. Wir sind froh dass sie auch zukünftig ihr Wissen und ihre Erfahrungen an den Nachwuchs weitergibt. Als Athletin werden wir sie sicherlich weiter am Fels und hoffentlich auch der ein oder anderen DM wieder treffen.
Danke, Leonie, für deinen Einsatz, deine Leidenschaft und deine Zeit als Athletin!