Einsatz, Aufbau, Funktion

Leichtsteigeisen: Was man wissen muss

Steigeisen einpacken? Wer sich das vor Beginn der Bergtour fragt, ist möglicherweise mit Leichtsteigeisen gut beraten: Sie sind leicht, platzsparend und bieten deutlich mehr Sicherheit als Grödel. Auch bei der Funktion gibt es keine Probleme, solange das Gelände nicht allzu steil und felsdurchsetzt ist.

Wann kommen Leichtsteigeisen zum Einsatz?

  • Anspruchsvolle Wanderungen im alpinen Gelände: Besonders nordseitig gibt es im Herbst oder Frühjahr vereiste Passagen.

  • Gemäßigte Hochtouren mit langen, eher flachen Gletschern und höchstens kurzen, unschwierigen kombinierten Stellen aus Eis und Fels („Gletscherhatscher“).

  • Technisch einfache Zustiege über harten Firn.

  • Skitouren mit Abschnitten, bei denen das Gehen mit Ski aufgrund der Steilheit problematisch wird, z.B. im Gipfelbereich.

Achtung:

Je härter und steiler der Untergrund, desto massiver muss das Steigeisen sein.

Aus welchem Material bestehen Leichtsteigeisen?

  1. Aluminium
    Vorteil: Alu-Steigeisen sind sehr leicht und geben ausreichend Halt auf hartem Firn.
    Nachteile: Auf Blankeis fehlt der Biss, besonders bei zunehmender Steilheit. Im kombinierten Gelände verschleißen die Alu-Modelle rasch.

  2. Stahl
    Vorteile: Steigeisen aus Stahl geben guten Halt – auch auf Blankeis. Stahl ist härter als Aluminium: Bei entsprechender Pflege verschleißen die Eisen nicht so schnell.
    Nachteile: Rostgefahr. Steigeisen aus Stahl sind außerdem schwerer als Alu-Steigeisen.

  3. Kombination aus Stahl und Aluminium
    Es gibt Modelle, bei denen das vordere Teil aus Stahl, das Fersenteil aus Aluminium gefertigt ist. Oder: Die Frontzacken sind aus Stahl, die Vertikalzacken aus Aluminium.

Wie sind Leichtsteigeisen aufgebaut?

Weniger Zacken – weniger Gewicht: Leichtsteigeisen beschränken sich meistens auf zehn Zacken. Die beiden Frontalzacken (1) sind für steile Stellen gedacht, die übrigen acht Vertikalzacken (2) ermöglichen komfortables Gehen. Die Zacken greifen allerdings nicht ordentlich, wenn sich Schnee oder aufgeweichter Firn an der Unterseite der Steigeisen festsetzt. Um das zu verhindern, werden sowohl Vorder- als auch Fersenteil der Leichtsteigeisen in der Regel mit Antistollplatten (3) ausgestattet. Der Mittelsteg (4) stellt die Verbindung von Vorder- und Fersenteil dar. Lochung und Niete ermöglichen eine Längenanpassung an die jeweilige Schuhgröße.

Leichtsteigeisen mit Kombibindung bestehen aus: Frontalzacken (1), Vertikalzacken (2), Antistollplatten (3), Mittelsteg (4), Kipphebel (5), Körbchen (6), Riemen (7) und Metallbügel (8). Illustration: Georg Sojer

Besonders leichte Modelle ersetzen den metallenen Mittelsteg durch eine Dyneema-Schnur. Die Längeneinstellung erfolgt dann durch das Einhängen der Schnur in übereinander angebrachte Kerben am Vorderteil. Es gibt aber auch ein völlig anderes Konzept: Vorder-, Mittel- und Fersenteil werden auf ein breites, durchlaufendes Textilband gefädelt. Die Längenanpassung ist hier etwas aufwendig, das Packmaß jedoch sehr günstig.

Welche Bindungssysteme gibt es?

Im Wesentlichen lassen sich drei Standardsysteme unterscheiden. Bei der Riemenbindung werden die Steigeisen über ein Riemensystem inklusive Körbchen für Fersen- und Zehenbereich an den Schuh geschnallt. Eine Steigeisenaufnahme am Schuh ist nicht notwendig. Diese Befestigungsart funktioniert auch bei Trekkingstiefeln mit einer durchgehend weichen Sohle. Vorsicht: Dieser Bindungstyp kann sich bei längeren Touren lockern und Druckstellen erzeugen. Empfehlenswert z.B. bei Alu-Steigeisen für Wanderungen mit kurzen Passagen im harten Firn.

Eine Kombibindung besteht aus einem Kipphebel (5) hinten und einem Körbchen (6) vorne. Beide Bindungselemente werden mittels Riemen (7) verbunden. Damit der Kipphebel gespannt werden kann, muss das Bergschuhmodell eine steife Sohle im Fersenbereich mit ausreichend Sohlenrand haben. Die Sohle unter dem Vorderfuß darf dagegen etwas weicher und gekrümmter sein, was das Gehen erleichtert. Solche Schuhe nennt man „bedingt steigeisenfest“. Auch die modernen Leichtbergstiefel zählen zu dieser Kategorie. Empfehlenswert v.a. bei Leichtsteigeisen aus Stahl für klassische, weite Hochtouren mit gemäßigten Schwierigkeiten.

Leichtsteigeisen mit Automatikbindung bestehen aus: Frontzacken (1), Vertikalzacken (2), Antistollplatten (3), Kipphebel (5), Metallband (8), Textilband (9). Illustration: Georg Sojer

Die Automatikbindung besitzt einen Kipphebel hinten (5) und einen Metallbügel vorne (8). Sie erinnert an eine Skibindung. Voraussetzung für ihre einwandfreie Funktion ist die Kombination mit steigeisenfesten Bergstiefeln oder Skischuhen. Denn Automatikbindungen benötigen eine durchgehend steife Sohle und genügend Sohlenrand an Ferse und Zehen. Empfehlenswert u.a. bei Alu-Steigeisen für den Skitourenbereich.

Kosten und Gewicht von Leichtsteigeisen

Wer sich leichte Zehnzacker anschafft, muss mit ca. 100 bis 150 Euro rechnen. Das Gewicht variiert zwischen ca. 250 Gramm (Alu/Automatik) und ca. 850 Gramm (Stahl/Kipp + Korb). Ein Körbchen ist unter Umständen nämlich schwerer als ein Bügel.

Wie pflegt man Leichtsteigeisen?

  • Reinigung: Steigeisen nach jeder Tour säubern. Mit lauwarmer Seifenlauge reinigen und mit einem saugfähigen Tuch trockenreiben. Die Riemen werden zum Trocknen am besten entfernt und bei dieser Gelegenheit auf schadhafte Stellen hin untersucht.

  • Flugrostentfernung: Mit Hilfe eines sehr feinkörnigen Schleifpapiers bestmöglich entfernen. Oft hilft schon ein Topfreiniger aus Edelstahl. Anschließend nochmals reinigen und trocknen!

  • Schärfen: Dazu braucht man eine Schraubzwinge und eine flache, nicht zu grobe Metallfeile: Zunächst zerlegt man die Steigeisen in ihre Einzelteile, auch die Antistollplatten sollten abgenommen werden. Es geht darum, die ursprünglichen Winkel der Zacken wiederherzustellen und dabei nur so viel Material abzutragen wie unbedingt nötig. Das Anzeichnen des gewünschten Winkels mit einem wasserfesten Stift kann helfen. Am besten beginnt man mit der Unterseite der Frontalzacken: Hier führt man die Feile im 90-Grad-Winkel. Danach dreht man die Frontalzacken um. Jetzt ist die Schneide an der Reihe. Man feilt dabei von oben nach unten, bis die ursprüngliche (angezeichnete) Neigung erreicht ist. Zuletzt werden die Kanten der Schneide angeschrägt. Beim Schärfen der Vertikalzacken konzentriert man sich in erster Linie auf die Wiederherstellung des ursprünglichen Neigungswinkels.

So schleift man die Zacken der Steigeisen. Illustration: Georg Sojer
  • Austausch: Sind die Zacken irgendwann zu kurz (< 2 cm), müssen sie ersetzt werden. Die führenden Hersteller bieten auch die einzelnen Elemente der Steigeisen zum Nachkaufen an.

Tipps zum Schleifen von Steigeisen

  • Achtung: Wer mit der Feile abrutscht, kann sich an der Hand verletzen. Das ist selbst bei stumpfen Zacken möglich, Arbeitshandschuhe schützen.

  • Steigeisen immer von Hand schleifen. Schleifmaschinen erhitzen den Stahl zu sehr. Dadurch kann sich das Metall verändern und an Festigkeit verlieren.

  • Sind die Steigeisen gesäubert und geschärft, reibt man sie mit etwas Montagefett oder hochwertigem Pflegeöl ein, um Korrosion zu verhindern.