Ein ungewohntes Bild bietet sich all jenen, die am Sonntagmorgen an der Rezeption des Kletterzentrums der DAV Sektion Hamburg stehen. Gepackte Schlafsäcke, Isomatten und eine lange Frühstückstafel in der Bibliothek, an der sich eine Gruppe müde, aber mit glücklichen und entspannten Gesichtern Brötchen, Müsli, Kaffee, Joghurt und Obst schmecken lässt.
Genauso ungewohnt ist die Aktion auch für die 22 Teilnehmenden:
„Wir konnten so viel klettern, wie wir lustig waren, die Kinder hatten so viel Spaß, alle hatten gute Laune, wir waren unter uns“, erzählt Janina von der Übernachtung in der Kletterhalle.
„Wir“, das sind die Mitglieder der inklusiven Klettergruppe der Sektion. Direkt bei der Ankunft am Samstagabend gibt es ein großes Hallo – einige hatten sich schon länger nicht mehr gesehen. Und doch herrscht durch regelmäßige Treffen und Kletterausflüge eine vertraute und wertschätzende Stimmung. So wird natürlich auch Johnny, ein Teilnehmer der Klettergruppe Neue Wege, fröhlich begrüßt. Nachdem die Schlafsachen verstaut sind, geht es in die Kletterhalle. Zunächst wollen alle klettern, vorfreudig darauf, dieses Mal richtig Zeit zu haben, auch zum Ausprobieren neuer Routen, und zum Austausch. Die Halle ist noch gut gefüllt mit Kletternden, aber wie selbstverständlich verteilt sich die inklusive Gruppe – alle helfen sich gegenseitig beim Sichern.
Wer sich an der Wand verausgabt, muss sich auch stärken. Da kommt das Kletterhallen-Bistro mit Pizza und Getränken gerade recht. Um halb 11 schließen dann die Türen des Kletterzentrums für die Öffentlichkeit und es geht richtig los. Die Lichter gehen aus und die Stirnlampen an. Ein neues Gefühl, im Dunklen zu klettern. Die Strahler der Stirnlampen wandern über die Klettergriffe und -tritte. Das Klettergefühl ist ganz anders, man achtet viel mehr auf die Füße und Hände. Da die Kletterhalle Hamburg zwei Räume hat, können die Teilnehmenden in einem zweiten Raum ganz in Ruhe und mit Licht schwierige neue Routen ausprobieren. Lille, die im Rollstuhl sitzt, kämpft sich hier durch die schwierige Stelle mit wenigen guten Griffen, immer begleitet von Johnny, der in der Selbstsicherung nebenher klettert. Beeindruckend wie er trotz seiner starken Sehbeeinträchtigung auch schwierige Routen meistert.
Wer genug hat vom Klettern, oder eine Pause braucht, kann sich währenddessen draußen am Lagerfeuer mit Stockbrot und Marshmallows stärken – stilecht mit gemeinsamem Gesang, den Ines auf ihrer Gitarre begleitet. Nach und nach verabschieden sich dann alle in ihre Betten, wo auch immer diese sind – im Seminarraum, auf den Bouldermatten, im Auto oder Bus. Nach einer kurzen Nacht noch ein gemeinsames Frühstück mit dem einstimmigen Fazit: Die nächste Übernachtung in der Kletterhalle soll im Sommer stattfinden, um auch die Außenanlage nutzen zu können. Und schon ist die Nacht vorbei und die Kletterhalle öffnet wieder.