Braunbär.
Braunbär. Foto: pixabay/frank3143/Frank Tverran
Neue alte Beutegreifer in den Alpen

Die Rückkehrer: Wolf, Bär & Luchs

Luchse, Wölfe und auch Bären – seit Menschengedenken weit verbreitet in den Alpen, seit dem 19. Jahrhundert stark dezimiert oder ganz und gar ausgerottet. Heute sind Spuren der drei großen Beutegreifer wieder öfter in den Alpen zu finden. Zu Gesicht bekommen sie jedoch die wenigsten Menschen. Wer sind die Rückkehrer, die immer wieder für Schlagzeilen sorgen?

Gemeinsame Vergangenheit

Es ist ein offenes Geheimnis: Bären, Luchse und Wölfe waren (fast) immer schon da. Sie durchstreiften die Wälder der Alpen genauso wie die ganz Mitteleuropas. Doch im Laufe der Jahrhunderte verdrängte sie der Mensch. Konflikte entstanden vor allem da, wo der Mensch immer weiter vorstieß, sich niederließ, Wald rodete und in den Alpen auf den so entstandenen Bergwiesen und Almen Nutztiere hielt. – Kurz: wo Naturraum in Kulturlandschaft verwandelt wurde.

Welches Problem hatte der Mensch mit den Beutegreifern? Einerseits waren sie Nahrungskonkurrenten des Menschen. Andererseits gab es Situationen, in denen das unmittelbare Aufeinandertreffen mit den Tieren für Einzelne unangenehme Folgen hatte – weil sie erschreckt, angegriffen und verletzt oder in seltenen Fällen sogar getötet wurden. Aus derartigen Begegnungen speisten sich auch viele Geschichten, die zumeist mündlich, später auch schriftlich als Mythen, Sagen und (Volks-)Märchen von Generation zu Generation weitergegeben wurden und das oftmals negativ geprägte Bild dieser Tiere beeinflussten.

Aufeinandertreffen heute

Auch wenn inzwischen immer öfter Spuren vor allem von Wölfen, aber auch Luchsen und Bären in den Alpen gefunden werden, so ist es doch insgesamt höchst unwahrscheinlich, bei einer Bergwanderung selbst eines dieser Tiere zu sichten:

Braunbär

Bereits im Mittelalter war der Europäische Braunbär aus den Tieflandregionen des Kontinents zurückgedrängt, in den Alpen war er noch bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts verbreitet. Schätzungen gehen davon aus, dass heute gut 100 Bären (plus Jungtiere) durch die Alpen streifen – dauerhaft lebend insbesondere im italienischen Naturpark Adamello-Brenta (im westlichen Trentino) sowie einige in den slowenischen Alpen. Einzelne Bären, die auch in Österreich und selbst in Bayern gesichtet wurden („Bruno“), sind vor allem wandernde männliche Individuen.

Wandern im Bärengebiet - Tipps vom Club Arc Alpin

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Verhaltenstipps Wandern im Bärengebiet 3.40 MB

Der primär in bergigen Waldgebieten der Alpen lebende Bär (Ursus arctos arctos) ist mit 50–200kg deutlich kleiner als andere Unterarten (bpsw. in Nordamerika). Er ist ein Allesfresser, an erster Stelle steht dabei pflanzliche Nahrung: Gras, Blätter und Knospen, ebenso wie Früchte, Pilze und Knollen. Bären mögen bekanntlich Honig, genauso wie Insektenlarven, Ameisen und allerlei andere Wirbellose. Größere Wirbeltiere verspeisen sie hin und wieder – meist, wenn sie jung, krank oder bereits tot sind. Ein idealer Lebensraum für den Braunbären bietet ausreichend Nahrung und vor allem die Möglichkeit, dem Menschen auszuweichen. Außerdem geschützte Höhlen, in die er sich für die Winterruhe zurückziehen und zwischen Ende November und Ende März schlafen kann.

Der Braunbär heißt

  • Wissenschaftlich: Ursus arctos

  • Englisch: Brown bear

  • Französisch: Ours brun

  • Italienisch: Orso bruno

  • Slowenisch: Medved

Spuren von Braunbären findet man auch in den bayerischen Bergen gelegentlich. Foto: pixabay/Alexas_Fotos

Luchs

Der Eurasische Luchs lebte ursprünglich über ein riesiges Gebiet zwischen Taiga und Mittelmeer, Pyrenäen und Ural verstreut. In West- und Südeuropa war er um 1900 verschwunden und überlebte danach fast nur noch in Gebirgsgegenden der Pyrenäen und Nordeuropas.

Heute leben schätzungsweise 130 Luchse in den Alpen. Die einst dort beheimateten, autochthonen Luchspopulationen konnten allerdings nicht mehr gerettet werden; statt ihrer setzten mit den 1970er-Jahren verschiedene Wiederansiedlungsprogramme ein; in der Schweiz, in Österreich und in Slowenien wurden dabei Tiere aus nord- und zentraleuropäischen Populationen ausgewildert.

Der Luchs, ein reiner Fleischfresser, bevorzugt Mischwälder, in denen Felsen gleichermaßen Unterschlupf und Aussicht bieten. Charakteristisches Merkmal der 22–38kg schweren Katzen sind die schwarzen Haarpinsel an den Ohrspitzen sowie der kurze Schwanz mit schwarzer Spitze. Bevorzugte Beutetiere, die er dank seines exzellenten, lichtempfindlichen Sehsinns gerne in der Dämmerung jagt, sind Huftiere wie Rehe, Gämsen und Hirsche. Auch Kleinsäuger, Vögel und Reptilien verschmäht er nicht.

Der Luchs heißt

  • Wissenschaftlich: Lynx lynx

  • Englisch: Lynx

  • Französisch: Lynx

  • Italienisch: Lince

  • Slowenisch: Ris

Sehr scheu: der Luchs. Foto: pixabay/Heidelbergerin

Wolf

Auch der Wolf wurde zunächst weit zurückgedrängt und galt zu Beginn des 20. Jahrhunderts als in den Alpen ausgestorben. In den letzten Jahrzehnten sind jedoch immer wieder Wölfe aus dem Apennin zum Alpenbogen gewandert: in den 1990er-Jahren gab es erstmals eine Sichtung in den Seealpen; in die Ostalpen wandern währenddessen osteuropäische Wölfe aus Slowenien und dem Dinarischen Gebirge ein. Heute leben schätzungsweise wieder 550 Wölfe in den Alpen.

Begegnungen mit dem Wolf - Tipps vom Club Arc Alpin

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Wenngleich der Wolf in vielfältigen Lebensräumen zurechtkommt, hält er sich bevorzugt in ausgedehnten Wäldern auf, in denen er wenig vom Menschen gestört wird; jedoch nicht in felsigen Gebieten. In das Beuteschema des Wolfs fallen vor allem Huftiere wie Hirsche, Wildschweine und Rehe, mitunter auch Gämsen, die er zumeist auf Hetzjagden im Rudel überwältigt. Ist der Lebensraum nicht optimal, sind für die 28–40kg schweren Tiere auch kleine Säuger oder Vögel von Interesse. Oder mitunter leicht zu erbeutende Nutztiere wie Schafe und Ziegen.

Der Wolf heißt

  • Wissenschaftlich: Canis lupus

  • Englisch: Wolf

  • Französisch: Loup

  • Italienisch: Lupo

  • Slowenisch: Volk

Auch dem Wolf wird man auf einer Bergtour eher selten begegnen. Foto: pixabay/Pixel-mixer/Marcel Langthim

Rückkehr mit Hindernissen

Wohl wenige naturkundliche Diskussionen werden länderübergreifend so leidenschaftlich geführt wie die um die Rückkehr der großen Beutegreifer. Wirtschaftliche Verluste (vor allem in Form gerissener Nutztiere) und auch kulturell geprägte Vorbehalte oder gar Ängste stehen Ideen des Naturschutzes mitunter diametral entgegen. In einer Reihe von Projekten und Initiativen – darunter Herdenschutzprogramme – bemüht man sich indes, den verschiedenen Positionen gerecht zu werden und ein Nebeneinander von Mensch und rückkehrenden Wölfen, Bären und Luchsen zu ermöglichen.

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Weitere Informationen zu Wolf, Bär und Luchs beim WWF Österreich. Auch in Deutschland bemühen sich mehrere Organisationen, das Wissen um die Rückkehrer zu vergrößern, darunter der BUND, der NABU oder das Projekt Bayern Wild der Gregor Louisoder Umweltstiftung. Anlässlich des Tag des Wolfes am 30. April 2022 hat der NABU eine Karte veröffentlicht, die über die Verbreitung des Wolfes in Europa informiert.

Die Braunbär-Population in den Alpen besteht wie beschrieben primär aus den Tieren im Trentino. Zahlen aus dortigen wissenschaftlichen Monitorings gibt im regelmäßigen Large Carnivores Report. In größeren Abständen veröffentlicht darüber hinaus das Netzwerk Large Carnivore Initiative for Europe gesamteuropäische Zahlen.

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