Risikomanagement
Es gibt keine Bergtour ohne Risiko und Unsicherheit. Verantwortungsbewusste Bergsteiger*innen sind wissen das und bemühen sich, Gefahren zu erkennen und ihnen mit Können und Verstand zu begegnen. Dieses "Risikomanagement" systematisch zu erlernen und zu verinnerlichen, ist eine wichtige Aufgabe der alpinen Ausbildung – für die Arbeit in den Sektionen, wie für jede private Unternehmung.
Drei Schritte des Risikomanagements
Risikomanagement am Berg meint den geplanten und bewussten Umgang mit alpinen Gefahren und dem Faktor Mensch, um keine Unfälle und Notlagen zu erleiden. Wissenschaftlich ausgedrückt ist es die systematische Anwendung von Managementgrundsätzen, Verfahren und Praktiken auf die Analyse, Bewertung und Kontrolle von Risiken und Unsicherheiten.
Risikomanagement erfolgt in drei Schritten:
- Erkennen (Analyse)
- Einschätzen (Bewertung)
- Entscheiden (Handeln und Kontrolle)
Der Risiko-Dreischritt wird nicht nur bei der Tourenplanung zu Hause gemacht, sondern während einer Tour immer wieder durchgeführt. Die Risiko-Entscheidung führt zu bestimmten Verhaltensweisen, die von der Akzeptanz des vollen Risikos über Sicherungsmaßnahmen und Risikodelegation bis zum Verzicht reichen können.
Strategien
Der planvolle Umgang mit Risiko und Unsicherheit kann zu folgenden Entscheidungen führen:
- Risikovermeidung: Ich lasse die Berg-/Skitour (bei den Verhältnissen) einfach bleiben.
- Risikoübertragung: Ich kann die Risiken selbst nicht einschätzen und schließe mich kompetenten Führer*innen an.
- Risikominimierung: Ich reduziere das Risiko durch Maßnahmen.
- Risikoakzeptierung: Ich nehme die möglichen Schäden angesichts des zu erwartenden Erfolgs/Gewinns in Kauf.
Das immer vorhandene Risiko soll durch entsprechende Planung und situationsangepasstes Verhalten auf ein akzeptables Maß reduziert werden. Beispiel: Risikomanagement (PDF)
Für jede Spielform des Bergsteigens gibt es bestimmte Instrumente zur Bestimmung und Bewältigung spezieller Risiken.
3 x 3 Tourenplanung
Das 3 x 3-Schema teilt sich in die drei Aspekte Verhältnisse, Gelände, Mensch ein, die in den drei Situationen der Tourendurchführung – zu Hause, vor Ort und auf Tour – bedacht werden müssen.
Zu Hause solltet ihr euch fragen: Wie sind meine Motivation, Kompetenz, Fitness und die der anderen Gruppenmitglieder? Das Gelände und die Verhältnisse überprüfe ich anhand von Karten, Führerliteratur, Lawinenlagebericht sowie Wetterprognosen.
Vor Ort überprüfe ich die Tagesform aller Mitglieder, gleiche im Gelände die Realität mit meinen Vorstellungen ab und prüfe erneut die Wetterverhältnisse.
Unterwegs gilt es aufmerksam zu sein: Stimmen Führungstaktik und Vorsichtsmaßnahmen, passen die Kompetenzen der Gruppenmitglieder mit den technischen Anforderungen zusammen? Kann ich mich im Gelände jederzeit orientieren und bin mir der Steilheit, Exposition und Höhenlage bewusst? Und auch die Verhältnisse und Wetterlage sollte ich unterwegs immer im Blick haben.
Risiko-Box
Die Risiko-Box ist ein hilfreiches Instrument, um die Fakten und Informationen aus der 3 x 3- Tourenplanung in ein Bewertungsschema zu überführen und zu einer Entscheidung zu gelangen.
Dabei werden die drei Faktoren Verhältnisse, Gelände und Mensch miteinander verglichen.
Die Risikobox veranschaulicht das auf einer geplanten Tour eingegangene Risiko. Beim Ausfüllen vergleichen wir die verschiedenen Faktoren bzw. von "für mich/uns leicht machbar" bis "persönliches Limit" und tragen am entsprechenden Ort ein Kreuz in die Box ein.
- Box steht stabil – meist relativ kleines Risiko
- Box ist fast am Kippen – erhöhtes Risiko – Vorsicht!
- Box stürzt ab – hohes Risiko - Verzicht empfohlen!
DAV Snow Card
Die DAV SnowCard ist ein Hilfsmittel für einen schnellen und einfachen Risiko-Check hinsichtlich der Lawinengefahr.
Sie hilft, lawinenbezogene Informationen bei der Tourenplanung und im Gelände zu strukturieren. Die DAV SnowCard hat sich über viele Jahre als Entscheidungshilfe auf Skitouren, Freerides, Schneeschuhtouren etc. bewährt.
Dank der DAV SnowCard erhaltet ihr bei der Tourenplanung zu Hause, vor Ort und am Einzelhang eine probabilistische (wahrscheinliche) Grundeinschätzung des Risikos. Mit ihrer Hilfe könnt ihr die Wahrscheinlichkeit abschätzen, bei bestimmten Bedingungen in einem Hang in einen Unfall zu geraten.
DAV Bergwander Card
Die DAV BergwanderCard ist ein Hilfsmittel zur Tourenplanung. Mit ihrer lernen Wanderer, ihr persönliches Können korrekt einzuschätzen und die passenden Touren auszuwählen.
- Die BergwanderCard hilft bei eine technisch und/oder konditionell zu anspruchsvolle Tour zu vermeiden.
- Die BergwanderCard zwingt zu einer genauen Tourenplanung: Ist der Weg ein „schwerer“ Bergweg? Wo kann ich das in Erfahrung bringen? Wie trittsicher bin ich? Wie viel Zeit muss ich für die Tour veranschlagen? Wie viel konditionelle Reserve habe ich noch?
- Wer die BergwanderCard konsequent anwendet, lernt sich selbst und seine Touren richtig einzuschätzen.
Den Anstoß zur Entwicklung der BergwanderCard gab eine Untersuchung von Bergwander*innen im Jahr 2005 durch die DAV-Sicherheitsforschung. Ergebnis: Knapp zwei Drittel der Befragten hatten eine Tour gewählt, die sie angemessen bewältigten. Hingegen waren rund 40 Prozent der untersuchten Bergsportler*innen entweder konditionell und/oder seitens der Trittsicherheit überfordert.
Hier gibt's die BergwanderCard zum Download.