Klettersteiggehen, aber sicher!
Eisenwege gibt es länger als man denkt. Sie sind heute eine eigene und etablierte Alpindisziplin und erfahren hohen Zuspruch von den verschiedensten Zielgruppen, auch wie Familien und Einsteiger*innen in den Bergsport.
Der Einstieg ins Klettersteiggehen ist einfacher als etwa ins Alpinklettern. Das notwendige Wissen über Wetter und alpine Gefahren sowie die Anforderungen an Kondition, Kraft, Können und Erfahrung sind bei Klettersteigen vermeintlich geringer als bei anderen Klettersportdisziplinen. Die niedrigeren technischen und physischen Einstiegshürden sowie die einfache Zugänglichkeit von Klettersteigen sollen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich regelmäßig Notfälle mit manchmal schwerwiegenden Konsequenzen am Klettersteig ereignen. Sowohl in Talnähe, als auch im Hochgebirge.
Unfälle am Klettersteig
Klettersteige liegen im Trend. Die Zahl an Unfällen bzw. Notfällen an Klettersteigen nahm unter DAV-Mitgliedern im Jahr 2020 im Vergleich zu den Vorjahren wieder zu (DAV Bergunfallstatistik 2020). Im Vergleich zu anderen Bergsportdisziplinen weist das Klettersteiggehen jedoch kein erhöhtes Risikopotenzial auf und ist in etwa mit dem Bergwandern vergleichbar. Statistisch gerät eine Person einmal in 50.000 Tourentagen in eine Notsituation (Quelle: Unfallstatistik 18/19). Der Anteil der Verletzten ist sogar geringer als beim Wandern und macht nur rund ein Viertel aller gemeldeten Notfälle aus. Der Großteil davon ist auf Stürze zurückzuführen.
Drei Viertel der Einsätze am Klettersteig betrifft allerdings die Bergung von Unverletzten. Wie kann das sein und weshalb geraten die Betroffenen, zwar körperlich unversehrt, aber dennoch in Bergnot?
Bei mehr als der Hälfte aller an die DAV-Versicherung gemeldeten Notlagen lag eine sogenannte Blockierung vor. Die Betroffenen sind nicht mehr in der Lage, die Tour aus eigener Kraft fortzusetzen und kommen weder vor noch zurück. In den meisten Fällen kommt es zu einer Verkettung von Fehleinschätzungen, -entscheidungen und Ereignissen, die zu Überforderung und die letztlich in eine Sackgasse führen. Kommen vielleicht noch schlechte Verhältnisse oder ein rascher Wetterumschwung hinzu, bleibt als einziger Ausweg häufig nur mehr der Notruf.
Damit es nicht so weit kommt, sind eine ausführliche Tourenplanung, eine ehrliche Selbsteinschätzung sowie eine angemessene Risikoabschätzung und gegebenenfalls Verzicht die beste Vorsorge für die meist vermeidbaren Blockierungen.
Welches Ziel verfolgt die DAV-Sicherheitsforschung?
Die DAV-Sicherheitsforschung möchte Wissen über Unfallhergänge und Notlagen vermitteln. Dies ist die Grundlage für die vielfältigen Anstrengungen des DAV, die darauf abzielen, die Zahl der Stürze, aber auch der in Not geratenen oder blockierten Klettersteiggeher*innen zu senken. Dazu werden Unfallursachen unter die Lupe genommen und typische Gefahrenmuster abgeleitet (am Klettersteig z.B.: mangelnde Tourenplanung + schlechte Selbsteinschätzung -> Überforderung -> Blockierung).
Beleuchtet wird sowohl die materialtechnische als auch die menschliche Seite von Fehlern, die letztlich in Unfällen oder Notlagen münden. Erkenntnisse fließen dann in Veröffentlichungen, Aufklärungskampagnen sowie in die Lehrmeinung diverser DAV-Ausbildungen ein, mit dem übergeordneten Ziel, das Klettersteiggehen sicherer zu machen.
Unter anderem zu folgende Klettersteig-Themen findet ihr hier Infos:
- Was sollte ich beachten bei der Tourenplanung? (Gefordert statt überfordert)
- Welche Ausrüstung muss mit? (Ausrüstung am Klettersteig)
- Was bedeutet sehr schwierig am Klettersteig? (Schwierigkeitsgrade am Klettersteig)
- Was beinhaltet die Norm für Klettersteigsets? (Neue Norm für Klettersteigsets)
- Kinder am Klettersteig: geht das? (Klettersteig mit Kindern)